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Penumbra: Im Halbschatten - Episode 1

Die Angst im Nacken

Sind Sie sicher, dass Sie Penumbra: Im Halbschatten – Episode 1 und alle seine Komponenten deinstallieren wollen?

Ja. Schnell. Am besten schon gestern. Und falls noch irgendwie möglich, bitte ebenso jegliche Erinnerungen an diesen Horror-Trip aus meinem Gedächtnis tilgen.

Ich bin es leid, nachts bei jedem Geräusch aufzuschrecken ...

... ständig alle Lampen brennen zu lassen ...

... nicht mehr ohne Unbehagen unseren Keller betreten zu können.

Ich will keine Angst mehr haben.

Der Feind im Kopf

Kann mir mal bitte jemand eine Schrotflinte leihen?

Dabei ist es noch nicht einmal das Offensichtliche, das einem wie in Resident Evil oder Dino Crisis das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es gibt keine zerfleischten Leichenteile, keinen übermäßigen Einsatz von Blut, keine Furcht erregenden Schauergestalten (oder halt Dinos), die Hollywood-reif durchs Mauerwerk brechen. Nun gut, ein paar nicht so niedliche Monster treiben auch in Penumbra: Im Halbschatten – Episode 1 ihr Unwesen. Spinnen, Höllenhunde, monströse Würmer mit einem Maul voller Rasierklingenscharfer Zähne. Aber die jagen nur so lange Gänsehaut über Rücken und Arme, bis man die ersten Schockerlebnisse verdaut hat und sich ihrer Präsenz voll und ganz bewusst ist.

Es ist viel mehr das Alleinsein, allein in düsteren Minenschächten voller Schattenspiele und Geräusche. Hilflos. Lediglich bewaffnet mit gebräuchlichem Handwerkszeug und einer Taschenlampe. Nicht zu wissen, was einen erwartet, wohin es letztlich führt. Ständig von den schillerndsten Vorahnungen geplagt, dass irgendwo irgendetwas lauern muss. Und während die Paranoia ihren Würgegriff weiter festigt, schleicht man immer zögerlicher durch die Gänge. Man rettet sich hinter diverse Kisten und Stützbalken, beobachtet alles aus den Augenwinkeln, lauscht auf jedes kleinste Knacksen, Kratzen oder Rascheln, fühlt sich in seiner Deckung fast schon geborgen. Ertönt dann ein Mark erschütterndes Gejaule gefolgt von einem immer lauter werdenden Stapfen, mischt sich dem beklemmenden Gefühl eine Priese Panik bei und man möchte sich nur noch tiefer in die Nischen pressen.

Es gibt keine Sicherheit

Ein Funken sprühendes Hindernis: Einige Holzkisten davor gestapelt und schon ist das Problem gelöst.

Umso satter ist die Erleichterung, wenn in greifbarer Nähe die Umrisse einer Türe aus dem Dunkel auftauchen. Und doch nagt ein Funken Ungewissheit, ob man es bis zu dem Raum überhaupt rechtzeitig schafft. Oder ob nicht in eben diesem Raum ebenfalls der Tod wartet....oder vielleicht noch nachträglich kommt.

Oft habe ich mich dabei erwischt, wie ich im Inneren einer Kabine schnellstens alle greifbaren Gegenstände vor der Tür deponierte, damit bloß nichts von Draußen eindringen konnte. Egal ob Gasflaschen, Konservenbüchsen, Holzkisten, Gesteinsbrocken – nichts war meinen virtuellen Fingern zu mickrig beziehungsweise unhandlich. Selbst Mannshohe Regale fanden Verwendung. Hauptsache, für einen Sekundenbruchteil in Sicherheit wiegen, wie trügerisch diese auch sein mag.

Denn Penumbra: Im Halbschatten – Episode 1 spielt nicht nur die subtile Horror-Karte in vollen Zügen aus, es verweigert einem zudem jegliche Ruhepausen. Man entdeckt nach einigem Stein- und Kisterücken einen geheimen Schacht im Boden, liest die seltsamen Notizen eines Minen-Arbeiters, die von dem kommenden Ableben und dubiosen Essgewohnheiten künden und plötzlich bebt die Decke. Ein gellender Schrei, wildes Gepolter, lautes Knarzen. Zuvor verriegelte Türen stehen offen, eine Blutspur zieht sich von einem Raum in den nächsten, endet in einem Loch im Boden. Der Angstpegel steigt abermals.

Dämliche Köter

Eine Maschine, eine Notiz und jede Menge Fragezeichen über dem Schädel.

Dieses buchstäbliche „im Dunklen tappen“, nie genau wissen, wie sich der Verlauf weiter entwickelt, zieht sich durch das komplette Grusel-Adventure. Überall liegen Dinge auf der staubigen Erde verstreut, finden sich Objekte in Unterschränken, Regalen und Schubladen. Einige wandern ins Inventar, andere dienen als Hinweise. Und die nächsten trägt man durch den jeweiligen Abschnitt, um sie an bestimmter Stelle zu platzieren oder in Kombination mit weiteren Gegenständen zu nutzen. Mal ist es eine chemische Lösung, mal ein Fass TNT, mal eine Batterie, die sich in den Eingeweiden einer Holzkiste verbirgt. Was man allerdings damit anstellen kann oder soll, ist auf Anhieb nicht ganz schlüssig und übt einen weiteren Reiz aus. Man durchsucht jeden Winkel, entdeckt Botschaften, lauscht ominösen Morse-Zeichen, legt Schalter um, probiert dieses und jenes aus. Setzt man sein Köpfchen ein und wägt alle Informationen ab, die das eigene Notizbuch fein säuberlich erfasst, lässt sich dem Großteil der Rätsel relativ schnell beikommen. Für den Rest heißt es: Experimentieren macht schlau. Und das kann unter Umständen sehr frustrierend sein. Besonders, wenn einen ein Rätsel immer und immer wieder ins Jenseits befördert, bis man schlussendlich die Lösung entdeckt.

Nicht ganz so prickelnd, dafür aber umso ärgerlicher, laufen die Bekanntschaften mit den Monstrositäten ab, denen man nicht geschickt aus dem Wege gehen beziehungsweise schleichen kann. Funktioniert die Physik-Engine beim Hantieren mit etwaigen Objekten noch ganz ordentlich und erinnert entfernt an eine Partie mit der Wiimote, fuchtelt man beim Hammer- und Spitzhackenschwingen gegen einen Höllenhund oftmals im Leeren. Irgendwie will das Hin- und Herschieben der Maus hier nicht nicht sonderlich gut greifen. Das Viech beißt zu, man kämpft immer noch mit Steuerung, ein zweiter Biss folgt, nun macht die Genauigkeit und der richtige Schlagzeitpunkt Probleme, ein dritter Biss, der Tod tritt ein. Ist man etliche Meter vom letzten Speicherpunkt entfernt und muss erneut durch allerlei Gänge schleichen, drücken die erzwungenen Actioneinlagen sogar doppelt auf die Nerven. Und gelingt einem wider Erwarten die Flucht und man betrachtet aus der sicheren Ferne das abstruse Verhalten der Vierbeiner, kommt schnell die Frage auf, wieso man eigentlich eine Heidenpanik verspürte. Stetig im Kreis rennen und etwas angreifen, was schon längst nicht mehr da ist, sieht irgendwie etwas sehr dämlich aus.

Penumbra jagt einem aufgrund der Atmosphäre richtig Angst ein. Da stört es kaum bis gar nicht, dass die grafische Gestaltung nicht das Gelbe vom Ei ist. Sobald das Licht ausgeht und das beklemmende Gefühl in der Magengrube einsetzt, passt es einfach. Was hingegen gar nicht passt, sind kleinere KI-Aussetzer der Gegner, die der gruseligen Atmosphäre ein wenig die Substanz rauben. Wenn ich mir acht lange Minuten einen Höllenhund anschauen kann, der versucht, eine Kiste hoch zu springen, um etwas imaginäres anzugreifen, wirkt das ziemlich lächerlich. Das unfaire Kampfsystem und die wenigen nicht so gelungenen Rätsel-Passagen knabbern zudem am Spielvergnügen. Ziemlich schade, da ansonsten eigentlich alles stimmt und besonders der Einsatz der Physik-Engine viel Experimentierfreude mit sich bringt. Wer sich mal so richtig gruseln will, sollte durchaus zugreifen. Für schlappe 20 Euro kann man hier definitiv nichts falsch machen.

Auf der offiziellen Website könnt Ihr Euch die Demo und das Spiel herunterladen.

7 / 10

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