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PES 2011

Winning Eleven?

In der Praxis funktionierte das nach einer gewissen Eingewöhnung ziemlich gut. Ein paar Mal wurde ich allerdings bei dem Versuch, Zeit zu gewinnen, von sehr schnellen Spielern überrumpelt. Die Verteidiger haben nämlich die Angewohnheit, auch beim Abstandhalten erst noch einen Schritt auf den Gegner zuzumachen, um sich anschließend mit ihm in Richtung eigenes Tor zu bewegen. Hier hapert es vielleicht noch ein wenig am Feintuning.

Die neuen Aufstellungsoptionen sind übrigens sehr gelungen. Zwar kann muss man auf Fenster mit den Fähigkeitswerten seiner Spieler nun immer umschalten (Spieler markieren, dann Y, bzw. Dreieck), dafür zieht ihr eure erste Elf nun mittels eines Cursors auf die bevorzugte Position und verändert damit Formation und Rolle on the fly. Kein Vergleich zum beinahe kriminellen FIFA-Aufstellungs- und Formationsmenü, bei dem jede Änderung der Formation zum Staatsakt gerät. Etwas betrübt war ich darüber, dass die Spielstil-Karten, die im letzten Jahr eingeführt wurden, zwar noch existieren, nun aber nicht mehr beeinflussbar zu sein scheinen. Zumindest habe ich die Option nicht gefunden. Es hat außer mir vermutlich ohnehin niemand gemacht. Aber mir waren die zusätzlichen Möglichkeiten, die sich durch die interaktiven Verhaltenskarten boten, doch sehr willkommen.

Dafür habt ihr nun allerdings einen neuen „Manager", mit dem ihr die Taktik für verschiedene Spielsituationen von vorneherein diktieren dürft. Für Führung, Rück- und Gleichstand gibt es drei verschiedene Reiter, in denen ihr die Klassiker des PES-Strategie-Fundus den einzelnen Spielphasen zuordnen dürft.

Grafisch macht das Programm scheinbar keinen allzu großen Sprung. Dafür sieht es in Bewegung besser aus als je zuvor.

Wer seinen Spielern befehlen will, bei Führung den Ball zu halten und in den letzten 15 Minuten und bei gegnerischem Ballbesitz auf Konter zu spielen, kann das tun. Bei Rückstand kann man aber problemlos auch anordnen, dass das Team in der letzten Phase einer Halbzeit alles nach vorne wirft und so weiter. So müsst ihr nicht mehr aus dem laufenden Spiel heraus eure Strategien anordnen (was ihr aber selbstverständlich immer noch dürft).

Weniger positiv ist aufgefallen, dass mir die KI bisher auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, „Top-Spieler", nicht besonders viel entgegenzusetzen hatte. Von den neuen „Superstars", von denen sich insgesamt 15 im Spiel befinden sollen (man denke an Messi, Ronaldo und Co.), geht natürlich immer eine große Gefahr aus und Spieler internationalen Kalibers glänzen immer wieder mit den PES so eigenen brillanten Geistesblitzen, bei denen selbst gestandene Pro-Evo-Fans halb anerkennend, halb erschrocken die Luft durch die zusammengepressten Lippen entweichen lassen. In der Gänze habe ich aber mindestens zwei Drittel der Spiele gewonnen und das übrige Drittel zumindest klar dominiert.

Online-Spieler dürfte das wenig interessieren (wir konnten die Internet-Komponente leider nicht antesten), jemandem wie mir, der sich außerordentlich gerne im Meisterliga-Modus engagiert, schmeckt das bisher aber weniger. Bis zum Erscheinen des Titels dürfte sich an der Spielstärke der CPU aber noch etwas tun.

Auch viele der anderen Dinge, die bisher nicht überzeugen, dürften der frühen Version anzulasten sein. Die Beleuchtung scheint noch nicht ganz fertig, was einen gewissen „flachen" Look erzeugt. Die KI hat teilweise noch Aussetzer der Marke "nimm du ihn, ich hab ihn sicher" oder läuft gerne mal mit dem Ball ins Aus. Und die Torwarte, die die Hände oft nicht schnell genug hochreißen, um direkt auf sie zufliegende Bälle abzuwehren, sollte Konami zusammen mit dem Rest der KI-Kicker am besten nochmal ins Trainingslager schicken.

Komfortabel: Die neuen Aufstellungsmenüs erleichtern die Formationsfindung deutlich.

Das Drumherum der Stadien und des Publikums erscheint mir zudem noch etwas trocken, wenn man die Farbexplosion bedenkt, die die WM-Ausgabe von FIFA war. In den PES-Stadien tummeln sich hingegen wieder die eintönigen und pixeligen Zuschauer-Roboter, die hoffentlich noch etwas feiner gezeichnet und ausgelassener belebt werden. Darauf würde ich allerdings nicht wetten.

Aber für mich persönlich ist das bestenfalls eine Randnotiz. Am meisten gestört hat mich eigentlich die Kamera. Selbst die klassische „Weitwinkel"-Perspektive, sonst ein Garant für maximale Übersicht, vollführt neuerdings standardmäßig einen Schwenk, wenn es in die Strafräume geht, und ist etwas zu nah am Geschehen. Findet das Spiel an der oberen Außenbahn statt, ist das untere Viertel des Feldes nicht einsehbar, was mir heutzutage einfach zu wenig ist. Aber ich bin sicher, dass auch dieser Faktor der frühen Version des Titels geschuldet ist. In dieser Hinsicht ist man von Konami einfach mehr gewohnt.

Für ein PES erreicht uns diese recht weit fortgeschrittene Probierversion ziemlich früh, was nur für das Selbstbewusstsein Konamis spricht. Das Team weiß, dass es mit PES 2011 endlich das richtige Maß an Freiheit finden muss und wähnt sich zu Recht auf einem guten Weg. Wird von hier aus konstruktiv weitergedacht, kann die Reihe auch auf lange Sicht wieder gegen den Erzrivalen bestehen.

Reicht das, um schon in diesem Jahr die Genre-Krone zurückzuerobern und die Spielerschar wieder einig hinter sich als alter, neuer Referenz zu versammeln? Vielleicht nicht. Zumindest aber schiebt man der Entwicklung der letzten Jahre womöglich einen stabilen „Catenaccio" vor. Und das mit modernem, geschmeidigem Fußball. Ich freue mich auf die fertige Version.

PES 2011 erscheint im Herbst 2010 für PC, Xbox 360, PlayStation 3, PS2 und Wii.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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PES 2011

Android, PS3, Xbox 360, PS2, Nintendo Wii, PSP, PC, Windows Phone

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