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Suicide Squad: Kill the Justice League ist ganz anders und doch näher an Arkhams Batman als ich dachte

Arkham City – in Farbe und bunt.

Ein paar Wochen lang mussten wir die Füße stillhalten. Wir, das ist eine Reihe an Journalisten und Influencern, die Suicide Squad schon im Dezember bei Rocksteady in London etwa drei Stunden lang gespielt haben. „Endlich!“, muss man ja sagen, denn nach langer Entwicklungszeit und mehreren Verschiebungen wird Suicide Squad: Kill the Justice League im kommenden Monat, genauer gesagt am 2. Februar, erscheinen.

Und um es kurz zu machen: Ich hatte richtig viel Spaß mit dem kurzen Einblick in das Abenteuer um Harley Quinn, Captain Boomerang, Deadshot und King Shark! Wobei mir im Vorfeld gar nicht bewusst war, wie sehr es sich dabei um eine Fortsetzung der Arkham-Serie handelt. Dass Suicide Squad im gleichen Universum spielt, war natürlich klar. Dass die Geschichte aber mehr oder weniger direkt an Arkham Knight anschließt, darauf Bezug nimmt und übrigens auch der letzte Auftritt von Kevin Conroy als Batman sein wird, hatte ich in Anbetracht des deutlich anderen Szenarios lange nicht auf dem Plan.

Schließlich ist Suicide Squad: Kill the Justice League kein reines Solo-Abenteuer, obwohl man es selbstverständlich auch alleine spielen kann. Es findet nicht zwischen den düsteren Dachgiebeln Gotham Citys statt, sondern inmitten der farbenfrohen Wolkenkratzer von Metropolis. Und man spielt nicht den finstersten aller Gesetzeshüter, sondern jeweils einen von vier Charakteren, die statt Recht und Ordnung lieber dem delinquenten Schabernack frönen.

Außerdem ist die Geschichte brandneu. Immerhin bekommt es die Verbrecherbande mit Braniac zu tun, dem es doch glatt gelungen ist, ein paar bekannte Superhelden so gehirnzuwaschen, dass sie jetzt für ihn Unheil stiften, anstatt das Alien von der Erde zu vertreiben. Also werden die vier Antihelden genau deshalb als Suicide Squad zusammengetrommelt: um der Justice League, wie der Titel schon sagt, den Garaus zu machen.

Dass das zum Rhythmus markiger Sprüche und flotter Albernheiten geschieht, versteht sich von selbst – die Ähnlichkeiten zu den Filmen sind unverkennbar. Denn Warner Bros. setzt hier die Tradition fort, keine direkten Umsetzungen seiner Filmreihen zu produzieren, sondern lediglich erkennbar daran angelehnte, grundsätzlich aber eigenständige Paralleluniversen. Davon gibt es gerade im Bereich der Comics ja ohnehin mehr als genug.

Suicide Squad: Kill the Justice League - Vorschau

Auf jeden Fall betonte Entwickler Rocksteady bei unserem Besuch gleich mehrmals, dass dem Studio sehr viel daran liegt, eine starke Geschichte zu erzählen. Im Mittelpunkt sollen die Charaktere stehen, auch wenn Metropolis selbst beziehungsweise die Action, die man dort erlebt, eine gewichtige Rolle spielt. Rocksteady beschreibt das so: „It’s big. It’s loud. It’s a battlefield.” Groß sei die Stadt, laut und ein Schlachtfeld.

Wobei ich nach dem Anspielen noch nicht sagen kann, inwiefern die Geschichte so interessant sein wird, wie die Entwickler es versprechen. Ich will gar nicht das Gegenteil behaupten. Aber wie viel Story kann man in ein paar Stunden, die zum großen Teil der Vorstellung des eigentlichen Spielablaufs dienen, schon erleben? Ich habe eine Poison Ivy gesehen, die als Kind noch keine Beziehung zu Harley hat, und einen Flash, der vor allem als Bossgegner diente. Mal sehen, was daraus wird.

Inwiefern die Handlung also auch abseits interessanter Überraschungen in Bezug auf die Art des Auftretens einiger Charaktere aufregend ist, kann ich euch an dieser Stelle noch nicht sagen. Und ich frage mich zudem, wie die Filmszenen aussehen, wenn mehrere Spieler einer kooperativen Partie die gleichen Charaktere übernehmen. Denn das wird genauso möglich sein wie nach der Veröffentlichung von Suicide Squad neben anderen Inhalten auch neue Charaktere hinzukommen. Als ich danach fragte, wie das die Zwischensequenzen beeinflusst, habe ich jedenfalls keine klare Antwort erhalten.

Eine Welt voller Möglichkeiten

Für das Anspielen wurde uns ans Herz gelegt, dass wir mit allen aktuellen Mitgliedern der Justice League losziehen, während jedes Team auch einen Entwickler an Bord hatte. Frei erkunden konnte ich Metropolis daher noch nicht und es ist ohnehin so, dass man sich nicht allzu weit von seinen Mitstreitern entfernen darf. Tut man das, erscheint eine Warnung, sobald man einen bestimmten Radius verlässt. Schade.

Aber gut. Das wird für Solisten natürlich kein Problem darstellen und immerhin kann jeder Mitstreiter überall dort eine Nebenmission aktivieren, wo man eben eine findet. In gewisser Weise kennt ihr diese Spielwelt ja schon, weil sie sich weder von den letzten Arkham- noch von anderen Abenteuern in offenen Welten unterscheidet: Entweder arbeitet das Suicide Squad Haupt- und Nebenmissionen ab, versucht sich an einer Reihe optionaler Herausforderungen oder bekämpft einfach nur die zahlreichen Bösewichte, die Brainiac in den Straßen und auf den Dächern von Metropolis abgesetzt hat.

Nebenmissionen drehen sich dabei hauptsächlich um die zahlreichen Figuren, darunter Poison Ivy sowie der Pinguin, die das unfreiwillige „Helden“quartett bei ihrer Arbeit unterstützen, während zu den Herausforderungen einmal mehr Rätsel der Marke Riddler, Wettrennen auf Zeit sowie Kämpfe zählen, in denen man nicht nur Feinde verputzen, sondern bestimmte Aufgaben erfüllen muss. Es gibt also immer was zu tun, wobei sich Rocksteady einen unterhaltsamen Kniff für Koop-Helden ausgedacht hat: Wer bei einer Mission oder Herausforderung die meisten Punkte erzielt, darf darüber bestimmen, welche Mission das Squad als nächste angeht.

Fragt mich zum Release noch mal, wie sich das Ganze auf die offene Welt auswirkt. Als wir in London durch die ersten Teile von Metropolis gerannt, geschwebt und teleportiert sind, wirkte das Ganze doch recht steril. Denn die Größe und auch den visuellen Eindruck in allen Ehren: Mich beschlich das Gefühl einer rein zweckgebundenen Umgebung, die fast ausschließlich der Verteilung spielmechanischer Trigger dient, unterbrochen nur von gelegentlichen Filmschnipseln. Erhoffe ich mir zu viel, wenn ich mir ein Metropolis beziehungsweise Gotham wünsche, in denen nicht nur prozedurale Bösewichte am Asphalt drapiert sind?

Die etwas andere „Helden“-Action

Abwarten. Im Gegenzug hatte ich wie gesagt eine Menge Spaß mit dem, worum sich die ganze Action dreht: die Bewegungen und martialischen Aktionen der Bösehelden. Hier hat Rocksteady nämlich nicht nur vier sehr unterschiedliche Charaktere, sondern vor allem ein Kampfsystem erschaffen, das sich von ähnlichen Spielen deutlich unterscheidet. Warum? Weil es nicht nur schnelle Positionswechsel vor allem in der Luft mit brachialem Nachkampf vereint, sondern zu großen Teilen auch ein waschechter Shooter ist, bei dem sogar das aktive Nachladen eine Rolle spielt.

Und das macht richtig Laune! Nachdem ich ein paar Stunden lang mit Captain Boomerang um Gegnergruppen Kreise teleportiert bin und sie mit einem satten Kick in die Luft befördert habe, um ihnen anschließend eine Ladung Schrot zu verpassen, hätte ich am liebsten gar nicht aufgehört.

Klar, wenn vier Leute gleichzeitig ein oft großes Areal beackern, weil an allen Ecken und Enden ständig neue Aliens auftauchen, spielt da immer eine Prise Chaos mit. Konzentriert man sich aber auf die Feinde, die man vor Augen hat, ohne das Missionsziel aus den Augen zu verlieren (soundsoviele Dinge zerstören, Geiseln retten und so weiter), ist das weniger stressig, als es zunächst aussieht.

Tatsächlich meint Rocksteady sogar, dass man die Action ganz bewusst sowohl chaotisch als auch cool gestalten wollte. Das haben die Entwickler also hinbekommen. Und geht man zu Boden, bekommen Mitspieler selbstverständlich einen Hinweis. Zweimal können sie einem dann wieder auf die Beine helfen, falls es sich nicht gerade um einen Bosskampf handelt.

Interessanterweise gibt es dabei – ganz Rocksteady – auch diesmal wieder einen Konter, mit dem man zahlreiche Angriffe abwehren kann. Nur dass dieser Konter jetzt auch über weite Distanzen hinweg funktioniert. Suicide Squad ist eben zu großen Teilen ein Shooter. Durch Kombos lädt man zudem erneut besonders mächtige Attacken sowie passive Verstärker auf. Und was mir ebenfalls gefällt: Das Schießen ist nicht strikt getrennt vom Prügeln, sondern an vielen Stellen nahtlos damit verbunden.

So gibt es verschiedene Kombos aus Schlägen und Tritten, wobei man sich über die Charakterentwicklung stark spezialisieren kann. Dadurch hatte ich Boomerang etwa so eingestellt, dass Gegner nach bestimmten Treffern in Zeitlupe durch die Luft fliegen. Cool auch: eine Mod, die bei jeder Landung, in deren Anschluss man noch ein Stück über den Boden rutscht, eine Granate fallenlässt.

Nur besonders wertvolle Mods, Granaten und Waffen haben solche Eigenschaften – die muss man daher erst mal finden oder herstellen. Denn in Suicide Squad steckt auch ein moderner Loot-Shooter, dessen Ausrüstung man nicht zuletzt so modifizieren kann, dass sie Elementarschaden anrichtet. Und natürlich entwickelt man auch die Fähigkeiten so, dass man sein Alter Ego gemäß der eigenen Vorlieben individualisiert.

Falls das jetzt wie die nackte Aufzählung von Tatsachen wirkt, dann täuscht das nicht. Denn ins Detail sind wir in London noch nicht gegangen; ich will nur beschreiben, was euch eigentlich erwartet. Auf Nachfrage erklärt mir Rocksteady aber, dass man sowohl Gelegenheitshelden im Blick hat, die lediglich die Geschichte erleben wollen, als auch stärker motivierte Spielerinnen und Spieler, die im Endgame zahlreiche Möglichkeiten finden sollen, ihre Ausrüstung zu perfektionieren, unter anderem über spezielle Sets. Kleidung und Gesten gilt es ebenso freizuschalten.

Kommen unterschiedlich weit entwickelte Charaktere in einer Partie zusammen, bestimmt übrigens stets der Host den Schwierigkeitsgrad. Wobei es gut ist, dass das Level der Ausrüstung aller Teilnehmenden dann an den Level des Gastgebers angepasst wird, man aber bereits freigeschaltete Fähigkeiten und Gegenstände nutzen darf. Weniger gut gefällt mir dagegen, dass einzelne Mitstreiter ihren Schwierigkeitsgrad nicht selbst wählen dürfen, obwohl das heutzutage eigentlich gang und gäbe ist.

Erst mal reinkommen

Und dann ist da noch etwas, das ich durchaus kritisch sehe: So sehr mir die Action auch gefällt, so lange hat es gebraucht, bis ich das ungewöhnliche Kontrollschema verinnerlicht hatte. Damit meine ich gar nicht, dass Suicide Squad gleich zu Beginn besonders anspruchsvoll sei. Aber von einem flüssigen Wechsel zwischen teleportieren, schießen und zuschlagen konnte viel länger keine Rede sein als das zum Beispiel im ähnlich veranlagten Marvel’s Avengers der Fall war.

Hinzu kommt ja, dass sich sämtliche Figuren sehr unterschiedlich spielen, weil sie auch ganz andere Fähigkeiten beherrschen. Das ist in der Form eine echte Leistung! Es erfordert aber auch zusätzliches Einarbeiten. Wo Boomerang sein namensgebendes Werkzeug schmeißt, um sich anschließend an dessen Position zu teleportieren, erinnert Harley mit ihrem Greifhaken am ehesten an Batman, während King Shark gewaltige Sprünge ausführt. Und auch im Kampf führen alle recht verschiedene Aktionen aus – das Tutorial ist entsprechend vollgepackt.

Was unterm Streich also rauskommt? Mit ziemlicher Sicherheit ein cooles Spektakel, mit dem ich viel Zeit verbringen will. Ich mag gelungene Kampfsysteme und Suicide Squad: Kill the Justice League dürfte mindestens an diesem Punkt ins Schwarze treffen. Zumal das ständige Verbessern beziehungsweise Erweitern von Fähigkeiten und Ausrüstung angenehm motivierend sein sollte.

Abwarten werde ich allerdings mit Blick auf die Geschichte und den Schauplatz. Denn so unterhaltsam es wohl sein wird, Riddlers zwanghafter Rätselei zu folgen und andere Herausforderungen zu meistern: Eine halbwegs lebendige Welt a la Spider-Man wäre mir im Zweifelsfalle lieber.

Immerhin sollte die Fortsetzung von Rocksteadys Arkham-Reihe nicht nur in Sachen Action funktionieren. Überlegt nur: Wo Batman mal Detektiv war, mal schleichen musste, mal zuschlagen und mal in Ruhe Rätsel lösen, da scheint es beim Suicide Squad ständig nur zu knallen. Und das wird es ausgesprochen anständig tun! Ob das reicht, um auch voll einzuschlagen, kann ich euch trotz aller Vorfreude nur noch gar nicht sagen.

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