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Not a Hero... just Jesus

Wer würde einem rosa Riesenkarnickel aus dem All nicht seine Stimme geben?

Und wieder mal tauchen wir ab ins 8-Bit-Land... Wer diesen Stil einfach nicht mehr sehen kann: zurückschalten, anderen Artikel anklicken. Not a Hero steckt da so tief drin, dass ihr, solltet ihr es erreichen, eine Karte braucht, um Riesenpixel-Land wieder zu verlassen. Was mich persönlich angeht, ich denke, dass das Spiel klicken muss, und dann kann ich damit leben. Aber mit wenigen Ausnahmen bin ich überzeugt, dass alle diese Games mit echter Grafik besser aussehen und mehr Spaß machen würden. Auch Not a Hero. Was aber nicht heißt, dass es nicht geklickt hätte.

Ich meine, wer möchte nicht einem rosa Super Mutant Space Bunny, genannt BunnyLord, dabei helfen, der Bürgermeister von London werden? Noch dazu mit einem Wahlkampf, der den Kampf betont, und zwar mit drei lokalen Gangs in drei unterschiedlichen Stadtteilen. Niemand! Nicht mal Jesus! Ja, er ist einer der vielen seltsamen spielbaren Charaktere in diesem liebenswerten kleinen Kreativunfall. Das ist richtig, ihr spielt Jesus und er ballert sich durch Gang-Land. Das macht das Spiel automatisch fast so gut wie Jesus Christ Vampire Hunter, nur dass es dessen Soundtrack wohl nicht toppen wird. It's okay, it's alright, everybody gets laid tonight ist nun mal in den Top-10 der All-Time-Movie-Songs.

OBEY!

Aber auch ohne solche Extras hat Not a Hero viel zu bieten, zum Beispiel eine etwas seltsame Bedeutung hinter seinem Namen. Ihr spielt keinen Helden, sondern einen ganz normale Typen. Wie Superagenten, Killer und andere Sympathieträger. Jesus zum Beispiel. Aber wen interessieren solche Details, wenn ein drei Meter großes rosa Karnickel einem den Auftrag gibt, Wahlposter abzufackeln? Macht man einfach, egal wer man ist, Held oder nicht. Stimmt insoweit wohl schon.

Die Monologe des eigenwilligen Bürgermeisteranwärters zu Beginn eines Levels sind zumindest in den ersten Anläufen pures Gold des Wahnsinns, das man gerne aufsaugt, bevor es in ein Spiel geht, das euch erst mal alles um die Ohren haut. Was aussieht wie ein simpler 2D-Run'n'Gun-Shooter, ist weit näher an dem sehr langsamen und fast taktischen Blackthorne, einer Blizzard-Frühtat. Hier duckt ihr euch in den Hintergrund, um Feindfeuer zu entgehen und auf den Moment zu warten, in dem der Feind sich bewegt oder nachlädt, um dann schnell hervorzupoppen und selbst zuzuschlagen.

Unagi. It's not something you are, it's something you have.

Not a Hero funktioniert in den ersten Minuten nach dem Realisieren der Deckungsmechaniken sehr ähnlich. Dann beginnt ihr, immer besser damit klarzukommen und zu lernen, dass das Spiel das Tempo so weit erhöhen kann, wie ihr in der Lage seid mitzuziehen. Schnell entwickelt sich ein Flow aus Türen eintreten, in den Hintergrund hechten, vorkommen, schießen und vorarbeiten in aberwitzigem Tempo, gefolgt von einer Hechtrolle durch das Fenster in ein anderes Stockwerk, wo es nahtlos weitergeht. Als Letztes lernt ihr, dass das zwar sicher ein Action-Spiel ist, aber auch ganz deutlich Puzzle-Elemente enthält. Die Level sind später extrem verschachtelt aufgebaut, die Zeitlimits nicht zu großzügig und die Aufgaben schwieriger, als es sich anhört. Nicht zu komplex, aber das Spiel verlässt sich eben nicht nur auf den Flow, sondern fordert euch mit intelligent mit Bonus-Challenges heraus, die sich eben nicht nebenbei lösen.

Habt ihr all das verinnerlicht - nach einer halben Stunde oder so -, beginnt das Optimieren, und auch hier enttäuscht Not a Hero nicht, zumindest beim ersten Anspielen. Je näher ihr an einem Gegner seid, desto mehr Schaden verursachen eure Treffer. Nachladen wird ganz schnell zur Todesursache Nummer eins, denn unachtsam in einen feindgefüllten Raum zu hüpfen und nur eine Kugel im Magazin zu haben, das rächt sich jedes einzelne Mal. In solchen Situationen retten nur Tempo und manchmal ein beherzter Nahkampfangriff, den ihr aber nur schwer landen könnt, ohne Schaden zu fangen. Not a Hero verlangt Fertigkeit eurerseits, wenn ihr euch in die Ecke manövriert, aber es lässt euch Chancen - etwas, das ich wirklich an diesem Spiel schätze. Wenn es denn nur hübscher aussähe.

Tür eintreten, Deckung, Boom, Deckung, Boom, durchs Fenster raus und wiederholen... der Flow passt.

Ich stelle mir vor, wie nett das Ganze mit fein gezeichneten, sauber animierten Sprites aussehen würde, und denke, dass das ein verdammt schickes Spiel sein könnte, das jeden zum Hingucken bewegen dürfte. So jedoch muss sich diese visuell leicht gestörte Mischung aus Little Computer People und Hotline Miami doppelt beweisen, denn auch Skill-basierte Action-Plattformer sind nun im Indie-Bereich nicht so selten. Auf der Habenseite stehen auf jeden Fall die sehr flüssige Steuerung, ein auf den ersten Blick intelligenter Levelaufbau, viel Abwechslung und Tiefe bei den verschiedenen Spielfiguren und der durchgeknallte Humor des dicken Space-Karnickels. Ob das reicht, um es aus der Masse der 8-Bitter-Renaissance hervorstechen zu lassen, werden wir ja diese Woche wissen.

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