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250. Yu-Gi-Oh! Championship Series - Volles Haus in London

Sieg für Samir Bachar, Tipps vom Experten für ein turniertaugliches Einsteiger-Deck und wie wird man eigentlich Head Judge?

Die 250. Yu-Gi-Oh! Championship Series (YCS) in London war mit gut 3600 verkauften Tickets für das Main-Event eine der bestbesuchten Veranstaltungen in Europa in den letzten Jahren. Eine deutliche Steigerung gegenüber der YCS Utrecht mit 2200 Duellanten im letzten Jahr, über die ich bereits berichten konnte. Und es geht noch viel mehr, wie mir die Organisatoren versicherten. Der Andrang ist groß und selbst die großzügigen Räumlichkeiten des Austragungsortes im Exhibition Center London (ExCeL) stoßen schnell an ihre Grenzen.

Austragungsort der 250. YCS in London: das ExCeL Ausstellungszentrum an den Victoria Docks.

Kein Wunder, dass sich die Präsenzveranstaltungen großer Beliebtheit erfreuen: Alle Duellanten, mit denen ich in London gesprochen habe, legen großen Wert auf persönlichen Kontakt mit Gleichgesinnten. Trotz aller Rivalität am Spielbrett entstehen zum Teil langjährige Freundschaften, die Begeisterung für das Yu-Gi-Oh! TRADING CARD GAME (TCG) als gemeinsames Hobby steht für viele klar im Vordergrund. Überhaupt zeigt sich die anwesende Community sehr kooperativ: Es wird geplaudert, getauscht, über Decks und Strategien diskutiert und neuen Spielern mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Erfreulich ist auch, dass der Anteil weiblicher Duellanten merklich zunimmt und an den derzeit noch von männlichen Spielern dominierten Turnieren vermehrt teilnimmt.

Wenn ihr mit dem Regelwerk vielleicht nicht vertraut seid, möchte ich kurz auf den Ablauf des Turniers eingehen: Ein Match besteht aus maximal drei Duellen innerhalb der maximalen Spielzeit von 45 Minuten. Wer zwei Duelle gewinnt oder nach dem Ablauf der Spielzeit vorn liegt, gewinnt das Match und bekommt in den Vorrunden drei Punkte, bei einem Unentschieden erhält jeder einen Punkt. Gespielt wurden in London zwölf Vorrunden, nach denen die besten 64 Spieler dann im KO-System den Champion küren.

Neben der Meisterschaft konnten die Besucher auch an öffentlichen Events teilnehmen, in Duellen Punkte sammeln und diese direkt vor Ort gegen Preise eintauschen oder bei Händlern Karten kaufen und verkaufen.

Sieger wurde der Franzose Samir Bachar, der sich im Finale nach 30 Minuten Spielzeit mit 2:1 gegen den Deutschen Tom Kleinegräber durchsetzte und sich über die Trophäe und seltene Karten wie eine Anotherverse Dragon-Karte als Preis freuen konnte. Bachar spielte übrigens mit einem Deck des Archetypen Spright, das bereits bei den Top 64 der YCS Utrecht 2022 sehr beliebt war. Das Siegerdeck mit 25 Monstern, 12 Zaubersprüchen und 3 Fallen könnt ihr euch als Inspiration für eigene Duelle anschauen.

Neben Spright in verschiedenen Zusammensetzungen findet sich der Archetyp Kashtira mehrfach als Deck bei den besten 16 Spielern des Turniers und wurde auch vom Zweitplatzierten Tom Kleinegräber gespielt. Tom setzte im Finale auf weniger Monster, dafür 23 Zauber wie Kashtiratheosis, Auslöschungsinformant oder Topf des Wohlstands, mit dem Karten gebannt werden können. Ich bin gespannt, wie sich das Meta in Zukunft entwickeln wird und welche Archetypen die nächsten Turniere bestimmen werden. Spright ist auf jeden Fall immer noch eine gute Wahl.

Moritz Astfalk aus Tübingen hat als Head Judge bei Streitfällen das letzte Wort.

Apropos Decks: Die meisten Teilnehmer spielen mit einem Main Deck mit 40 Karten und je einem Extra und Side Deck mit 15 Karten. Erlaubt sind aber auch deutlich mehr Karten, nämlich 60 im Main Deck. Joshua Schmidt, der Vorjahressieger der YCS Utrecht, erklärt, warum es meist bei 40 Karten bleibt. Der Grund liegt in der Wahrscheinlichkeit. Die Chance, eine Karte zu ziehen, die in einer bestimmten Spielsituation benötigt wird, ist einfach höher, wenn weniger Karten im Deck sind. Klingt logisch, ist es auch.

Neben dem Können spielen laut Schmidt aber auch Glück und Zeit eine größere Rolle, um ein Spiel zu gewinnen. Spielt man eine Attacke gegen eine verdeckte Karte des Gegners, kann es schon mal schiefgehen und man verliert ein mächtiges Monster oder einen wertvollen Zauberspruch, oder man bekommt beim Nachziehen vom eigenen Stapel nicht das, was man braucht. Auch der Faktor Zeit ist oft spielentscheidend. Eine Dreiviertelstunde ist schnell vorbei und auch ihm ist es schon passiert, dass er trotz Überlegenheit in einem Duell durch Zeitablauf bei einem 1:0 für den Gegner nicht mehr ausgleichen konnte.

Ausgesuchte Spiele und natürlich das spannende Finale wurden auf Bildschirmen in der Halle übertragen.

Der aus Gießen stammende Joshua Schmidt sammelt und spielt seit der Grundschule und kann mit seinen 27 Jahren bereits auf eine lange Karriere zurückblicken. Neben Utrecht gewann er auch die YCS in Prag und Madrid, in London reichte es diesmal nur für einen Platz unter den besten 32. Für Einsteiger mit Turnierambitionen hat er einen guten Tipp: Mit wenig finanziellem Aufwand bekommt ihr ein mehr als brauchbares Deck, wenn ihr euch dreimal das Structure Deck Beware of Traptrix kauft. Das kostet euch zusammen knapp 30 Euro und bietet euch eine sehr gute Grundlage, um kompetitiv mitspielen zu können. Falls ihr euch fragt, warum ihr das Deck dreimal braucht: Ganz einfach, ihr dürft maximal drei Exemplare von einer Karte in eurem Deck haben und durch den Kauf von drei Structure Decks, ist das gewährleistet.

Zu den wichtigsten Personen eines Turniers gehören die Judges. Mehr als 80 Schiedsrichter, ein Dutzend Team-Leads und acht Head Judges sorgten bei der YCS London für die Einhaltung der Regeln. Ich habe mit Moritz Astfalk gesprochen, der als einer der sechs Head Judges für den Main Event Ansprechpartner für Spieler und Schiedsrichterkollegen ist und im Zweifelsfall das letzte Wort spricht. Der 28-jährige Tübinger ist zwar auch begeisterter Spieler, hat sich aber schon vor Jahren aus Faszination für das komplexe Regelwerk und aus dem Wunsch heraus, die Szene in seiner Heimatstadt aktiv zu unterstützen, für die Tätigkeit als Judge entschieden.

Joshua Schmidt, der Sieger der Championship Series in Utrecht 2022, hat mir einige gute Tipps für ein günstiges und gutes Deck verraten.

Judge kann jeder werden, der mindestens 16 Jahre alt ist, sich bei Konami als Yu-Gi-Oh! Duellant registriert und den Online-Test RC1 (Rulings Comprehension Level 1) mit mindestens 80% bestanden hat. Wird eine anschließende Online-Bewerbung positiv beschieden, sammelt man Erfahrung in sogenannten Tier 1 Events, meist in Official Tournament Stores (OTS) in der Umgebung.

Als Head Judge steigt das Mindestalter auf 18 Jahre und es muss ein schriftlicher Test abgelegt werden, der zum Beispiel im Rahmen eines YCS Turniers angeboten wird. Danach stehen den Teilnehmern überregionale und internationale Turniere offen. Dies bietet eine sehr gute Chancen, bei den großen Turnieren weltweit dabei zu sein, denn Judges mit Wissen und Erfahrung werden immer gesucht.

Mit gut 3600 Anmeldungen war die 250. YCS eine der größten Veranstaltungen der letzten Jahre in Europa.

Im August finden nach der pandemiebedingten Zwangspause die ersten Yu-Gi-Oh! World Championships (WCS) nach 2019 in Berlin diesmal in Japan statt. Nicht nur im Sammelkartenspiel, sondern auch in Yu-Gi-Oh! Duel Links und Yu-Gi-Oh! Master Duel wird dann die Nummer Eins der Welt gekürt. Ich werde die Spiele im Sommer auf jeden Fall mit Spannung verfolgen, fleißig weiter an meinem Deck arbeiten und die Prüfung als Schiedsrichter ablegen. Wenn nicht als Spieler, vielleicht kann ich ja noch eine Karriere als Judge machen.

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