Prototype 2

Doch nicht nur die Black-Net-Missionen sollen für Abwechslung sorgen. Zusätzlich werden in der Stadt zufällig spezielle Verstecke der Infizierten verteilt. Findet ihr eine dieser Höhlen, könnt ihr sie betreten und dort weitere Upgrades einsammeln. In den unterirdischen Bauwerken erwarten euch unterschiedliche Wellen von Angreifern. Erst geht es gegen normale Infizierte und Hunter zur Sache. Letztere sind neu und liefern euch mit ihren Stacheln und Klingen harte Gefechte. Besiegt ihr sie, bekommt ihr ein ganz besonderes Geschenk: Mit jedem konsumierten Hunter verbessert sich eure Klinge, eure mächtigste Nahkampfwaffe. Wie schon bei den anderen Mutationen sind Mission und Upgrade miteinander verknüpft. So soll schneller klar werden, wie ihr eure Version von Heller an eure Wünsche anpasst.

Doch das Versteck liefert noch eine dicke Überraschung. Nachdem ihr alle Jäger erledigt habt, betritt ein mächtiger Juggernaut das Spielfeld. Ein muskelbepacktes Monster, dessen Angriffe, falls ihr sie nicht abwehrt, ordentlich Schaden anrichten. Heller wirbelt um den Koloss herum, setzt immer wieder seine Klinge ein und springt bei den Rammattacken aus dem Weg. Werdet ihr von dieser doch mal getroffen, fällt der Niederschlag nicht mehr ganz so dramatisch aus wie beim ersten Teil. Dort konnten euch einige Gegner sekundenlang aus dem Spiel nehmen und eine Verteidigung unmöglich machen. Dafür schmerzen die einzelnen Treffer deutlich mehr. Ein Kompromiss, der funktionieren könnte.

Habt ihr euer Opfer dann mürbe gemacht, gibt es wieder einen schicken Finisher. Erst betäubt ihr eure Beute mit den Tentakeln, dann reißt ihr ihr einen Arm ab und haut dann den Juggernaut mit seinem eigenen Gliedmaß zu Brei. Das anschließende Konsumieren ist dann Nebensache. Als großes Finale fegt dann Heller mit einer Tentakel-Attacke alle verbleibenen Infizierten aus dem Versteck und ihr habt ein weiteres Puzzleteil von Prototype 2 abgeschlossen.

Zu guter Letzt zeigen uns die Entwickler noch einen Bossfight. Euer Gegner: Tiny. Lasst euch von dem Namen aber nicht täuschen, an dem Gigant ist eigentlich nichts klein. Obwohl. Sein Kopf und sein linker Arm sehen im Vergleich zu dem gewaltigen Knochen-Prügel an seiner rechten Seite wirklich winzig aus. Mit diesem schleudert er Fahrzeuge und Panzer auf Heller, die dieser wiederum auffängt und wieder zurückbefördert.

Eine wirklich brachiale Auseinandersetzung, bei der Tiny einen Sturmangriff auf unseren Protagonisten startet, woraufhin dieser einen Hubschrauber anspringt und versucht, mit dessen Raketen den Riesen in die Knie zu zwingen. Leider war die Präsentation an dieser Stelle zu Ende. Das Gefecht sollte wohl nur klar machen, dass beim zweiten Teil wirklich alles ein wenig größer ausfällt. Und diese Message ist angekommen.

Prototype 2 zeichnet ein düsteres Bild von den Einwohnern unseres Planeten. Wirklich jeder Protagonist hat Leichen im Keller. Ist egoistisch, macht- und geldgeil. Gewissensbisse oder gar Skrupel? Fehlanzeige. Damit führt es uns auf recht plakative Weise die Abgründe der Menschheit vor Augen und schlägt bei den Splattereffekten immer wieder über die Stränge. Wer also gute Laune oder auch nur den einen oder anderen guten Menschen erleben will, ist auch diesmal fehl am Platz. Radical Entertainments neuester Streich ist ein Spiel für Anarchisten und Nihilisten. Für Spieler, die kein Problem mit viel Blut und wenig Moral haben.

Doch Prototype 2 ist noch mehr. Nämlich ein beeindruckendes Beispiel dafür, was Liebe zum Detail und konsequente Verbesserung der vorhandenen Elemente aus einem Spiel machen können. Egal ob Grafik, Gameplay oder Missionsstruktur, alles wirkt besser abgestimmt, packender und eine ganze Ecke hübscher. Man hat fast das Gefühl, dass Radical Entertainemt mit Prototype 2 das gelingt, woran sie noch im ersten Teil gescheitert sind. Ein Superhelden-Titel in einer offenen Welt, der Maßstäbe setzt und sich gegen die gut aufgestellte Konkurrenz durchsetzen kann. Schade nur, dass die USK in Deutschland aller Wahrscheinlichkeit nach den Splatter-Fans einen Strich durch die Rechnung macht. Wir drücken Activision die Daumen, aber das Gesehene war schon harter Tobak.