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Cursed Mountain

Tim in Tibet

Eure einzige Waffe, eine Art spirituell aufgeladene Bergsteigeraxt, stellt sich als ziemlich effizient heraus und tröstet auch über die Abwesenheit von Schusswaffen hinweg. Ihr verfügt über eine Art Geistersicht auf Knopfdruck, poetisch das „Dritte Auge“ betitelt. Aus dieser Perspektive, die der Welt die Farben entzieht und Asche regnen lässt – auf Dauer eher nervig als atmosphärisch -, schießt die Axt… Energiebolzen, Geisterblitze, was auch immer ab. Womit dann eigentlich auch schon alle Grundelemente des Kampfes benannt wären und euch alle Mittel gegeben sind, einen Geist zu „töten“.

Die bessere Variante heißt allerdings Gnadenritual und verheißt der armen Seele nicht nur Frieden, sondern bringt euch auch ein wenig Lebensenergie zurück. Und hier kommen das erste Mal die Besonderheiten der Wii ins Spiel. Die Entwickler recherchierten wohl recht gründlich und nahmen sich dabei die Rituale tibetanischer Mönche als Vorbild, bei denen Handgesten eine große Rolle spielen. Passt natürlich perfekt und so müsst ihr auch ein paar Gesten vollführen, um einen bösen Geist auszutreiben.

Die meisten davon klappen gut, seitliche Wischbewegungen sind kein Thema, Heben und vor allem das leidige Stechen, das schon das letzte Tenchu stellenweise zur Tortur werden lies, umso mehr. Leider, leider und weitere tausendmal leider wird kein Motion Plus unterstützt und so heißt es Zähne zusammen, ein Mönch kennt keinen Schmerz, und mitunter mehrmals zum Ritual ansetzen. Dass ihr dabei nicht tausend sinnlose Tode sterbt, liegt an dem generell trägen Tempo von Cursed Mountain, das euch viel Zeit lässt, die Bewegungen ein paar Mal auszuführen. Als Geist gehört man offensichtlich nicht zu den schnellsten Daseinsformen und auch Eric hat es nicht besonders eilig.

Ohne jede Hast dreht er sich, Sam Fisher schleicht schneller als der Held hier läuft, und so haltet ihr permanent die Rennen-Taste gedrückt, um wenigsten ein bisschen zügiger um die Häuser zu kommen. Die wenigen Rätsel, die sich um das Finden von Schlüsseln oder anderen Möglichkeiten, den weitern Weg frei zuräumen, drehen, helfen mit ihrem Design dabei nicht unbedingt weiter. Oft genug seid ihr gezwungen, die richtige Tür in einem der Dörfer oder Klöster zu finden. Dummerweise gibt es selten einen Hinweis, was Staffage und was wirklich Öffnung ist. So schleicht ihr mitunter an fünf Türen vorbei, nur um festzustellen, dass sich erst die sechste öffnen lässt, selbst wenn sie von außen identisch scheint.

Cursed Mountain - Making of

Ähnlich verhält es sich auch mit den zerstörbaren Vasen, die überall herumstehen und von Zeit zu Zeit auch mal ein Rächerstäbchen enthalten - der einzigen Möglichkeit, sich an kleinen Schreinen zu heilen. Wäre es nicht weit einfacher gewesen, nur ein paar Gefäße geschickt zu verteilen? Wieder viele Wege, die meisten unnötig. In den letzten Jahren wurden die Survival Games schneller, Cursed Mountain zeigt sich hier sehr reaktionär.

Was die Technik angeht, war zugegebenermaßen ja kaum etwas anders zu erwarten, aber wie auch das Spieldesign stellt sie ein Ausflug in die Frühzeit des Survival Horrors dar. Während die Landschaften, Dörfer, Klöster, Berge und auch Wind und Wetter im Rahmen der technischen Möglichkeiten teilweise hervorragend umgesetzt wurden, blieben die Figuren und Charaktermodelle tief in der Frühzeit der letzten Konsolengeneration hängen. Auch die Wii kann mehr als diese praktisch kaum bewegten Gesichter und simplen Animationsabläufe. Das Grunddesign funktioniert und harmoniert absolut mit dem Setting, nur den Feinschliff vermisst man doch stellenweise. Zum Glück holt der Audioausgang es wieder heraus und was hier an düsteren Stimmungseffekten um eure Ohren zieht, muss sich nicht hinter der Konkurrenz verstecken.

Cursed Mountain schafft das Unmögliche und bringt trotz seines ziemlich überholten Designs und langsamen Ablaufs frischen Wind in das Genre. Die Atmosphäre, die der intelligente und ungewöhnliche Plot mit einbringt, die Liebe zum Detail, mit der die stimmungsvolle und unheimliche tibetanische Bergwelt eingefangen wurde, reicht allein schon aus, um den Aufstieg auf den heiligen Berg zu einem besonderen Erlebnis werden zu lassen. Ein wenig mehr Detailfreude im optischen Design, ein klein wenig mehr Abwechslung im Kampf, minimal mehr Tempo und vielleicht noch Motion Plus, dann hätte man es hier mit einem echten Ausnahmespiel zu tun. So reicht es aber immer noch, um es allen ans Herz zu legen, die nicht den blutigen Schocker-Horror suchen, sondern eine spannende, außergewöhnliche Reise bestehen wollen.

Cursed Mountain gibt es exklusiv für die Wii und das ab sofort.

7 / 10

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