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NiGHTS: Journey of Dreams

Dream a little dream of me

Auch Gegnern – den sporadisch auftauchenden Nightmarens – kommt man auf diese Weise sehr gut bei. Neben den Link-Ketten spielt natürlich auch die benötigte Zeit bis zum Abschluss der Stage eine Rolle. Streckenkenntnis also ein Muss, wenn am Ende eine gute Bewertung zu Buche stehen soll. In dieser Hinsicht ist NiGHTS: Journey of Dreams schon fast ein Rennspiel.

Am Ende der ersten Vogeljagd wartet regelmäßig ein Zwischengegner auf seine Abreibung, der am Ende der Herausforderungen einer Welt ein zweites Mal in einer besonders alptraumhaften Version zum Tanz bittet. Einige der Bosse sind dabei wirklich gut gelungen und bieten eine willkommene Abwechslung von den üblichen Rundkursen. So muss Will in seiner ersten Welt etwa einen aufgeblähten Clownsballon in einer Art gigantischem Flipper samt Hindernissen bis ganz noch oben bugsieren. Helen hingegen bekommt es mit einem übergroßen Fisch zu tun, den sie – wenn er nach ihr schnappt – an der Stirn treffen muss. Nach dieser Kopfnuss verwandelt sich der monströse Barsch für kurze Zeit in eine Wolke aus Luftballons, von denen Ihr möglichst viele mittels Paraloop zum Platzen bringen müsst. Das macht Ihr so lange, bis mit dem letzten Rest Fischballons auch der Feind verpufft.

Fliegen ist schöner. Am Boden fühlt sich NiGHTS nicht besonders gut an.

Die schrille Bossriege bietet eine Kreativität, wie wir sie schon lange nicht mehr vom Sonic Team sehen durften. Die ist zwar noch immer nicht jedermanns Sache, deshalb aber auch nicht weniger einfallsreich. Einziger Rüffel: Wer bei der ersten Bossbegegnung einer neuen Traumwelt versagt, muss die komplette Schlüsseljagd noch einmal erledigen. Wenn man dann ein verstecktes Chamäleon unter einem Zeitlimit ohne Anhaltspunkte per Paraloop finden muss, kann das schon mal ordentlich auf die Nerven gehen. „Mal eben noch einmal versuchen" funktioniert hier einfach nicht.

Man kann viel darüber spekulieren, ob Segas Entscheidung, jede Traumwelt aus einer Serie von immer wiederkehrenden Herausforderungen bestehen zu lassen, eine gute war. Fakt ist wie so oft: Einige Aufgaben machen Spaß, wenige andere sind nicht ganz so gut gelungen. Zur ersten Kategorie gehören die Abschnitte, in denen an Ankern befestigte Minen in den Level hineinfallen und deren Ketten Ihr mit dem Drill-Dash sprengen müsst. Auch die Sequenzen, in denen Ihr möglichst viele der Ringe passieren müsst, die ein vor Euch her fliegender Oktopus ausspuckt, wissen zu gefallen. Witzig, wenn auch kein Ersatz für die tollen Flugeinlagen sind die Abschnitte, in denen NiGHTS sich in ein Boot oder eine Achterbahn-Gondel verwandelt. Hier wollen meist die debil aber irgendwie niedlich dreinblickenden Traumwelt-Bewohner, die Nightopians, vor drohendem Unglück bewahrt werden. Trotz allem guten Willen haben diese Stellen leider einen unübersehbaren Minigame-Charakter, der sie seltsam losgelöst vom Hauptspiel erscheinen lässt.

NiGHTS kann später verschiedene Formen annehmen. In Drachenform können ihm selbst starke Aufwinde nicht beeindrucken.

Sparen können, ja vielleicht sogar müssen, hätte sich Sonic Team dagegen die wenigen, aber drögen Plattformer-Sequenzen in denen Will oder Helen zu Fuß unterwegs sind. Hier kommt, dem seltsam körperlosen und hakeligen Steuerungsgefühl zum Undank, einfach niemals die Leichtigkeit der NiGHTS-Sequenzen auf. Diese Elemente sind sicherlich dem Drang geschuldet, in dem Spiel auch eine Story transportieren zu wollen. Das gelingt leider nicht allzu gut – wenn auch nicht ganz der Belanglosigkeits-Grad von Shadow the Hedgehog oder dem desaströsen letzten Sonic-Auftritt erreicht wird, so langweilt die altkluge Märchen-Eule mit ihrem Geplapper doch etwas und auch das Voice-Acting ist gestelzt und emotionslos.

Wirklich übel nehmen kann man NiGHTS seine durchaus vorhandene Mängelliste nicht. Klar, der Zweispieler-Modus (auch online) motiviert nicht allzu lang, die Technik steht mit beiden Beinen noch in der letzten Hardware-Generation und die Wii-Features werden – mit Ausnahme des Wetterkanals, dessen Prognosen über Sonne oder Niederschlag in der „My Dream" getauften Chill-Out-Area des Spiels entscheiden – auch kaum spürbar genutzt.

Diese Dinge führen aber nicht etwa dazu, dass NiGHTS weniger Spaß machen würde. Viel eher sorgen sie dafür, dass der Harlekin-Freund an diesem Ende der Tastatur sich die ganze Zeit über fragt: „Warum nicht schon früher?" In der heutigen, düsteren Videospiele-Landschaft ist NiGHTS: Journey of Dreams der dringend benötigte Farbklecks, der mit seinem Optimismus und seiner Leichtigkeit jedem ein Lächeln auf die Lippen zaubert, der noch Träumer genug ist, sich darauf einzulassen.

7 / 10

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