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Neverwinter Nights 2

Die Rückkehr des Rollenspiels

Schwachpunkt Grafik

Die Effekte sehen erstklassig aus. Allerdings muss man ständig die Perspektive korrigieren.

Irgendeinen Haken muss Neverwinter Nights 2 doch auch haben. Stimmt, das ist die Grafik und das ewige Gelade. Anders als bei Gothic 3 oder Oblivion besteht die Welt nicht aus einem Guss, sondern aus etlichen Modulen. Also einzelnen Spielbereichen, die miteinander verknüpft sind. Wenn man von einem in den anderen wechselt, wird stets ein Ladebalken eingeblendet und es dauert einen Moment, bevor es weitergeht. Dabei sind diese Gebiete relativ klein – selbst bei Betreten eines Hauses wird geladen. Zudem sind alle Gewölbe und Innenbereiche rechteckige Flächen. Freie Bereiche gibt es nur außerhalb. Und auch die sind relativ klein. Dabei sehen einige Gegenden sehr schmuck aus. Schick eingerichtete Herrenhäuser mit schummrigen Bibliotheken. Woanders gibt's dafür auch schon mal schmumpfig-trübe Sumpfgebiete, die alles andere als schön aussehen. Generell wirken die Landschaften sehr leer. Dafür sind die Charaktere wohlanimiert. Noch besser sehen die verschiedenen Zauber aus. Da blitzt und zischt es über den Bildschirm, Schildsphären leuchten auf und Feuer prasselt auf die versammelte Angreiferschar. Ebenfalls exzellent: Die deutsche Vertonung. Hier kommen ausschließlich Profisprecher zum Einsatz, die zwar teilweise in mehreren Rollen zu hören sind, aber dabei hervorragende Arbeit leisten. Allerdings sind nicht alle Dialoge vertont. Ab und an muss man auch mit Texten im Kleingedruckten Vorlieb nehmen.

Und noch etwas das nicht optimal ist: Die Steuerung und Perspektive. Es gibt zwar verschiedene Methoden, doch um seine Charaktere durch die Gewölbe zu steuern, eignet sich keine so richtig. Egal, ob man nah rangezoomt, den Kampf aus der Nähe verfolgt oder von weiter weg den Überblick behält: Ständig ist man damit beschäftigt die Perspektive nachzuregeln. Denn obwohl Wände ausgeblendet werden, verdecken Gegenstände die freie Sicht. Außerdem muss man erst die Karte umständlich drehen, um Gegner aus einer anderen Richtung zu sehen. Ein Fall für den Augenoptiker ist das Inventar: Zwar kann man jede Menge Dinge mit sich rumschleppen, aber was das genau ist, erfährt man erst durch einen umständlichen Rechtsklick in winziger Schrift. Teilweise muss man diese Menüs auch noch scrollen.

Der Editor erinnert stark an die Toolsets der Echtzeitstrategiespiele und ist sehr komplex.

Das erste Neverwinter Nights wurde als Rollenspielbaukasten mit beigelegter Kampagne angepriesen. Das ging über einen Editor sogar relativ leicht. Bis heute erschienen dafür ungezählte neue Module. Diesmal ist es genau umgekehrt. Wert wurde vor allem auf die exzellente Solokampagne gelegt, der Editor ist nur eine Beigabe. Und sogar extrem komplex. Ebenfalls blöd: Alte Module kann man nicht einfach so importieren. Skripte bleiben zwar erhalten, viele Gegenstände verschwinden jedoch.

Hinweis zum Mehrspielermodus: Ob die große Kampagne zu zwei noch einmal deutlich mehr Spaß macht, testen wir dieses Wochenende, da die Server zu diesem Zeitpunkt noch nicht liefen.

Na endlich gibt es mal wieder ein Rollenspiel, bei dem die Geschichte nicht nur liebloses Beiwerk ist. Das von richtigen Helden bewohnt wird und nicht von irgendwelchen Durchschnittshanseln, die sich nur durch den Stärkewert voneinander unterscheiden. Die Charaktere sind klasse ausgearbeitet. Mir liegen all meine Leute sehr am Herzen. Die meckernde Neeshka genauso wie die aufbrausende Qara oder Elanee. Sie alle leben, haben einen richtigen Hintergrund und gehören zu der Geschichte dazu. Die ist exzellent, spannend und vor allem hält sie immer wieder eine echte Überraschung bereit. Die eigene Burg kenne ich zwar noch aus Baldur's Gate 2, aber trotzdem passt das hier ganz hervorragend ins Szenario. Und wann gab es schon mal eine komplette Gerichtsverhandlung? Super, es gäbe noch so viel mehr zu erzählen, aber das würde viel der Spannung wegnehmen. Das mit der sperrigen Steuerung und Perspektive ist zwar ein wenig nervig, aber damit kann ich bei einer solchen Story locker leben. Und die Grafik: Tja, was soll's. Einige Stellen sind ja sehr schön, andere dagegen bäh. Da frage ich mich nur, wieso die erst auf einem flotten 3,6 GHz Rechner mit Geforce 9750 richtig flüssig läuft.

Trotzdem: Neverwinter Nights 2 ist endlich wieder ein richtiges Rollenspiel mit großer Party, ausgefeiltem Kampfsystem und einem knackigen Szenario, das seinesgleichen sucht. Wer Story über Technik stellt, sollte sich unbedingt nach Niewinter wagen.

10 / 10

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