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Audio-Technica ATH-GL3 und ATH-GDL3 – Test: Weder offen noch geschlossen so richtig überzeugend

Keine Musik in meinen Ohren.

Leichte, komfortable Headsets mit sehr guten Mikros. Klanglich enttäuscht aber besonders das offene GDL3.

Audio-Technica begleitet mich seit vielen Jahren schon, und zwar in Form des ATH-M50 – des alten, wohl gemerkt, noch ohne X im Namen. Weil ich dessen neutralen Klang sehr schätze, war ich deshalb sehr gespannt auf die neueste Generation der Gaming-Headsets aus demselben Haus. Immerhin verspricht vor allem das ATH-GDL3 mit seiner offenen Bauweise eine Räumlichkeit, die nicht nur dem Hören von Musik, sondern auch dem Entdecken virtueller Welten sehr zuträglich sein sollte. Eine solche Räumlichkeit kenne ich bereits von Sonys Pulse 3D, das akustisch wahrlich keine Bäume ausreißt, aber in Surround-Umgebungen auftrumpft und bei der Bedienung sehr vielseitig und komfortabel ist.

Sanft zu den Ohren

Abgesehen von der unterschiedlichen Bauweise, also offen oder geschlossen, steckt dieselbe Technik im ATH-GDL3 und ATH-GL3. Das heißt, beide sind kabelgebunden, verfügen über 45 mm große Treiber und decken einen Frequenzbereich von 10 bis 35.000 Hz ab. Das Kabel ist abnehmbar, was schon deshalb wichtig ist, weil zwei verschiedene Strippen mitgeliefert werden: eine relativ breite, 1,2 m lange mit 3,5-mm-Stecker, die hauptsächlich für den Einsatz an einem Gamepad gedacht ist, sowie eine schmale, 3 m lange mit sowohl Kopfhörer- als auch Mikrofon-Stecker für den Betrieb am PC.

Und auch äußerlich gleichen sich die Headsets – abzüglich des offenen Aluminium-Gitters auf der Rückseite des GDL3 sowie der Tatsache, dass seine Polster mit Stoff und die des GL3 mit einem Ledermaterial ummantelt sind. Beide bestehen fast ausschließlich aus Kunststoff, was keinen allzu hochwertigen Eindruck hinterlässt, aber auch nicht billig wirkt. Der Vorteil dieser Bauart: Mit 220 g (GDL3) respektive 230 (GL3) sind beide angenehm leicht und bereiten schon deshalb keine Kopfschmerzen, weil sie relativ locker auf dem Kopf sitzen. Meine Ohren haben in den relativ großen Muscheln zudem viel Platz, weshalb sie sich auch bei längeren Sitzungen nicht mit Schmerzen gemeldet haben.

Das GDL3 ist sehr leicht und übt wenig Druck auf den Kopf aus.

Praktisch ist nicht zuletzt ein Lautstärkerad an der linken Muschel sowie direkt daneben ein Schiebeschalter zum schnellen An- und Abschalten des Mikrofons. Weil der relativ flach und etwas schwergängig ist, verursacht man damit schon mal ein irritierendes Knacksen, aber das ist verschmerzbar. Auch das schmale Rad zum Ändern der Lautstärke ist für mein Empfinden eine Idee zu tief eingelassen, weshalb ich immer etwas zu lange dort herumfummele.

Andere Bedienelemente gibt es nicht, zumal die Headsets nicht auf eine der aktuellen Konsolen zurechtgeschnitten sind und somit auch nicht deren besondere Funktionen unterstützen. Sie funktionieren daher nicht kabellos und das Regeln der Balance von Chat- und Spiellautstärke muss man an der jeweiligen Konsole vornehmen.


Preislich liegt das offene ATH-GDL3 etwas über dem geschlossenen ATH-GL3, wobei ihr beide Geräte unter anderem bei Amazon erhaltet: das GDL3 schlägt dort mit knapp 140 Euro zu Buche, das GL3 mit knapp 120 Euro.


Sprich mit ihnen

Ebenso abnehmbar wie das Kabel ist außerdem das Mikrofon, dessen Position man zusätzlich frei einstellen kann. Tatsächlich ist das Mikro das mit Abstand Beste an den Headsets, denn während es natürlich nicht mit der Klarheit eines Studiogeräts aufnimmt, überträgt es die Stimme sehr deutlich. Ich habe die Qualität mit der des Rode Podcaster sowie des Pulse 3D verglichen und das Mikrofon von Audio-Technica sortiert sich mit klarer Tendenz zum Podcaster zwischen den beiden ein. Man hört durchaus, dass es nur seine unmittelbare Umgebung aufzeichnet, weshalb die Stimme nicht kristallklar durchkommt. Dafür sind Tippgeräusche, wie sie beim Spielen ständig auftreten, nur sehr leise zu hören.

Wie Musik aus dem Walkman

Und wie klingt das, was nicht hinein-, sondern herauskommt? Ab hier unterscheiden sich das offene GDL3 und das geschlossene GL3 sehr stark, wobei mir Letzteres um einiges besser gefällt. Gleich vorweg: Logischerweise habe ich beide Headsets mit dem M50 verglichen und keines davon kann dem Klassiker auch nur ansatzweise das Wasser reichen.

An der Ohrmuschel regelt man die Lautstärke und schaltet das Mikrofon stumm.

Natürlich handelt es sich dabei um einen auf andere Anwendungsbereiche zugeschnittenen Kopfhörer ohne Mikrofon. Aber wenn ihr nicht nur spielen, sondern auch Musik hören wollt, empfehle ich dringend die Anschaffung eines höherwertigen Geräts. Selbst beim Spielen hatte ich jedenfalls mehrmals den Effekt, dass ich zunächst die fürs Gaming gemachten Headsets verglich, bevor ich noch auf das M50 gewechselt habe. Mit einem befreiten Lachen musste ich feststellen, wie satt Schüsse knallen können und wie klar sich virtueller Raum anhören kann.

Nun schlägt sich das GL3 für seine Preisklasse durchaus ordentlich. Sein warmer Klang ist nicht mein Geschmack und auch unabhängig davon könnte der Bass weniger dominant gegenüber den Höhen und Tiefen agieren. Grundsätzlich sind aber alle Frequenzbereiche gut hörbar. Die Bühne ist bei allen Arten von Musik allerdings relativ klein und nennenswerte Akzente arbeiten die Treiber nur selten heraus, weshalb es sich immer so anfühlt, als würde man hinter einem dicken Vorhang stehen...

... ein Effekt, der beim GDL3 noch viel stärker auffällt. Dort habe ich mitunter das Gefühl, in einem anderen, gut isolierten Raum zu stehen. Trotz der offenen Bauart spielt sich die Musik dabei nur unmittelbar vor den Ohren ab. Nicht einmal die letzten 40 Sekunden von Portisheads Machine Gun öffnen die ihnen typische melancholische Weite; Orchester stehen gefühlt direkt im Publikum.

Das geschlossene GL3 gleicht seinem offenen Pendant vor allem äußerlich. Die zehn zusätzlichen Gramm Gewicht machen sich nicht bemerkbar.

Viel schlimmer finde ich jedoch, dass sich verschiedene Instrumente und Höhenlagen gegenseitig überlagern. Kaum ein Ton ist klar definiert. Nur einfache Pop- und Elektromusik klingt mit dem GDL3 mitunter anständig, doch sobald mehr als wenige Bässe den Ton angeben, ist das Headset überfordert. Converge geht in einem dumpfen Brei unter und bei Beethovens Neunter wäre ihr Erschaffer ausnahmsweise froh gewesen, das so nicht hören zu müssen. Überspitzt formuliert klingt fast alles, als würde es aus einem dumpfen Walkman-Kopfhörer schallen, den man nicht ganz ans Ohr hält.

Wer braucht schon Musik?

Nun könnte man argumentieren, dass das nicht so wichtig ist, solange es ums Zocken geht und tatsächlich fallen die Mängel des GDL3 dort weniger stark ins Gewicht. Auch hier haben Schüsse selten ordentlich Wumms, während sich Stimmen nicht klar genug von anderen Geräuschen abheben. Besonders schwach klingt der offene Kopfhörer außerdem bei Spielen, in denen der dreidimensionale Raum akustisch keine nennenswerte Rolle spielt. Der Klang in Nex Machina wird dem turbulenten Spektakel zum Beispiel kaum gerecht.

In Shootern wie Bright Memory oder Halo Infinite spielen die offenen Muscheln allerdings ihre Stärken aus und sorgen dafür, dass man sich in relativ weiten Umgebungen wähnt. Der Ton bleibt immer matt, aber der räumliche Eindruck ist oft überzeugend, während man die Position verschiedener Geräusche sehr genau ausmacht. Das Pulse 3D hat hier zwar sowohl auf PS5 als auch auf PC und Xbox-Konsolen die Nase vorn, dafür liefert das GDL3 wenn schon nicht die besser akzentuierten, dann zumindest die satteren Bässe.

Ein schmales drei Meter langes Kabel mit Anschlüssen für Kopfhörer und Mikrofon liegt ebenso bei wie ein 1,2 Meter kurzes zum Anschluss an Gamepads.

Vor allem in Verbindung mit Surround-Formaten wie Dolby Atmos und Sonys Tempest 3D (also generell auf PS5) lässt es seine Muskeln spielen. Einen tollen Eindruck hinterlässt es zum Beispiel in Elite Dangerous, welches DTS Headphone:X nutzt, um große Hangars und ein weites All zu erschaffen. Meine Vermutung, auch mit meiner Erfahrung mit dem Pulse 3D, ist ohnehin, dass die virtuelle Räumlichkeit in wenig basslastigen Umgebungen am besten funktioniert.

Und wie schlägt sich im Vergleich dazu das geschlossene GL3 beim Spielen? Dem fehlt leider nicht nur diese große Bühne, sondern auch die Präzision in der räumlichen Orientierung. Obwohl die Software selbstverständlich alle Klänge an ihren gedachten Fleck versetzt, vermischen sie sich hier zu sehr mit anderen Lauten, sodass der räumliche Eindruck zu wünschen übriglässt.

Das gilt allerdings hauptsächlich für Spiele, welche die genannten oder ähnliche Surround-Formate nutzen. In vielen anderen Titeln hat das GL3 mit seinem ausgewogenen Klangbild hingegen die Nase vorn. Das gilt sogar für manche Shooter, wie zum Beispiel Insurgency: Sandstorm, das ebenfalls keine namhafte Surround-Technologie unterstützt, bei dem das geschlossene Headset aber einen großen Raum mit besser definierten Geräuschen darstellt.

Das Mikro ist ebenfalls abnehmbar und ist die größte Stärke beider Headsets.

Audio-Technica ATH-GL3 und ATH-GDL3 Test – Fazit

Man muss sich also entscheiden: Spielt man fast nur an PS5 oder nutzt Spiele, die zum Beispiel Dolby Atmos unterstützen, kann das ATH-GDL3 eine gute Wahl sein. Seine offene Bauweise lässt virtuelle Schauplätze vergleichsweise groß erscheinen und in Surround-Umgebungen kann man auch die verschiedenen Frequenzlagen gut voneinander unterscheiden. Bei allen herkömmlichen Anwendungen – unter anderem Spiele, die ohne 3D-Akustik auskommen –, ist der matte, stark gedrängte Ton des GDL3 jedoch ein Ärgernis. Wer mit seinen Headsets auch Musik hört, dem rate ich deshalb dringend davon ab.

Das ATH-GL3 ist in solchen Situationen nicht nur die günstigere, sondern auch eine klanglich bessere Alternative. Begeistern konnte mich die relativ dumpfe Dynamik zwar nie, aber sie verschluckt zumindest keine Instrumente. In Spielen mit Surround-Unterstützung hört man dafür die Einschränkungen der geschlossenen Bauart, denn dort wird vieles so stark zusammengeschoben, dass weder der räumliche Eindruck noch die Positionierung der Geräusche überzeugend ist. Im Vergleich ist das allerdings der Kompromiss, den ich eher eingehen würde.

Die größte Stärke beider Varianten ist auf jeden Fall das Mikrofon, da es die Stimme angenehm klar überträgt, während es die meisten Umgebungsgeräusche ignoriert. Nur für den Chat sind die Headsets damit eine gute Wahl. Persönlich werde ich aber bei Sonys Pulse 3D bleiben. Dessen Klangbild ist nun wirklich nicht überragend, aber sowohl beim Spielen in allen Situationen als auch beim Musikhören zuverlässig gut und vor allem im Surround-Bereich noch eine ganze Stufe besser als das offene GDL3. Zumindest wüsste ich nicht, weshalb ich zugunsten eines teureren und zudem kabelgebundenen Geräts darauf verzichten sollte.

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