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Battlefield 1942: Das beste Battlefield wird heute 20 Jahre alt

Einfachere, schönere Zeiten.

Ach, Battlefield 1942, das waren noch schöne (Multiplayer-)Zeiten. Damals, als ich mir nach dem Kauf um nichts anderes Gedanken machen musste als um das Spielen. Es waren einfachere Zeiten und Battlefield 1942 hat mich damals mit seinen ausufernden Gefechten sehr lange vor den Bildschirm gefesselt. Und das ist mittlerweile schon 20 Jahre her. Wie schnell doch die Jahre vorbeiziehen. Ihr fühlt euch jetzt alt? Ich auch.

Es mag klischeehaft klingen, aber es fühlt sich nicht so an, als wäre es schon so lange her. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mich Battlefield 1942 seinerzeit mit seinen großen Schlachtfeldern, den steuerbaren Fahrzeugen und verschiedenen Klassen von den Socken gehauen hat. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Stunden ich insgesamt im Conquest-Modus verbrachte, es waren es sehr, sehr viele. Zusammen mit Star Trek Voyager: Elite Force ist es der Multiplayer-Shooter, in den ich bis heute die meiste Zeit investiert habe. Das sagt auch schon einiges aus.

Auf diesen Flügeln bin ich schon mitgeflogen. Und ihr?

Battlefield 1942 war ein Multiplayer-Shooter, wie man ihn sich heute kaum noch vorstellen kann. Nicht mit Blick aufs Gameplay, Battlefield gibt es ja weiterhin, sondern hinsichtlich des Drumherum. Heute haben Multiplayer-Spiele gefühlt tausende Dinge, die ich erst einmal freischalten muss. Es gibt Seasons. Battle Pässe, die nach einem Monat oder einer Season ablaufen. Danke, wenn ich etwas kaufe und mich stressen muss, um alles innerhalb eines bestimmten Zeitraums freizuschalten, kann ich es auch gleich sein lassen. Mit entspanntem Spielen hat das für mich nichts mehr zu tun.

All diesen Kram hatte ein Battlefield 1942 seinerzeit nicht nötig, weil es mit allem anderen überzeugt hat. Klar, nicht immer war alles perfekt, besonders wenn die Teams nicht ausbalanciert waren und partout keiner auf die andere Seite wechseln wollte. Oder wenn im gegnerischen Team so ein guter Pilot war, dass er minutenlang seelenruhig alle spawnenden Fahrzeuge in der Basis nach Sekunden in Schutt und Asche legte, ohne dass die Mitstreiter in der Lage gewesen wären, ihn vom Himmel zu holen.

Manchmal liebte man Piloten, manchmal hasste man sie.

Dem gegenüber stehen tolle Momente, in denen man sich einsam am Strand von Wake Island durchkämpft, mehrere Gegner ausschaltet und einen Kontrollpunkt erobert. Oder wenn eine kleine Gruppe von Soldaten, auf den Flügeln des B-17-Bombers liegend, mit vom Flugplatz abhebt und über einem Kontrollpunkt abspringt. Man muss eben alle Möglichkeiten so nutzen, wie sie sich anbieten. Und Battlefield 1942 war da sehr flexibel. In der Basis einen schnellen Jeep geschnappt und damit zum anderen Ende der Karte zu einem vernachlässigten Kontrollpunkt düsen? Wenn es schlecht lief, erwischte mich bei dem Versuch ein Panzer. Wenn es gut lief, eröffnete ich meinem Team eine neue Einstiegsmöglichkeit ins Gefecht, die das Potenzial dazu hatte, dern Verlauf zu kippen. Erfolg und Niederlage lagen immer nah beieinander.

Ich liebte diese Dynamik von Battlefield 1942. Die Momente, in denen man sich ganz sicher war, dass andere Spieler um einen herum genau wussten, was sie tun. Leute, die sich kriechend an einen Panzer heran robbten und eine Sprengladung platzierten, ohne bemerkt zu werden. Und Momente, in denen man sich ernsthaft Gedanken darüber machte, wie andere bei dem, was sie dort veranstalteten, überhaupt in der Lage waren, geradeaus zu laufen. Mehr als nur einmal fragte ich mich, warum gerade wieder jemand das Schlachtschiff direkt am Strand oder vielmehr auf diesem geparkt hat.

Ebenso wenig wusste man beim Einstieg in eine Schlacht, was einen dort erwartet. Ein müheloser Triumph des eigenen Teams? Eine bittere Demontage durch das feindliche Team? Oder ein dermaßen enges Gefecht, das sich buchstäblich erst mit den letzten Respawn-Tickets entscheidet? Alles war möglich und dadurch war es immer spannend. Das Tolle daran? Man war mit den Gedanken ganz bei der Sache. Keine Herausforderungen, keine Voraussetzungen zum Freischalten für irgendetwas, einfach pures Gameplay, bei dem jeder so agiert, wie man möchte. Fokussiertes Spielen und sich danach nicht noch Gedanken über andere Dinge machen zu müssen, ich vermisse es in Multiplayer-Shootern.

Legendäre Maps wie Wake Island, Operation Market Garden, Kursk, El Alamein oder Tobruk haben sich bei mir durch dieses Spiel ins Gedächtnis gebrannt und es sind Erinnerungen, die ich nicht missen möchte. Insofern sind 20 Jahre Battlefield 1942 ein schöner Anlass, um zurückblicken. Gleichzeitig stimmt es mich traurig, dass mich Multiplayer-Shooter seitdem über die Jahre hinweg immer mehr abgeschreckt haben. Sorry, liebe Entwickler, aber ich möchte mir keinen Multiplayer-Shooter zur gefühlten Lebensaufgabe machen. Erst recht nicht inmitten all der fortlaufenden Games und immer umfangreicher werdenden Open-World-Spiele, die es heute gibt.

Eine Sache würde ich aber feiern: Ein Remake von Battlefield 1942. Einfach exakt so, wie es damals war, nur mit moderner Technik. Keine Seasons, keine Battle Pässe, keine Freischaltungen. Gleiche Voraussetzungen und Inhalte für alle. Ist das heutzutage echt zu viel verlangt? So, und jetzt summe ich noch ein Weilchen die Titelmelodie vor mich hin und schwelge in Erinnerungen.

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Battlefield 1942

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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