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Black Panther Wakanda Forever auf Disney Plus: Schon wieder knapp daneben, auch wenn ich mit ihnen fühle

Trotz starker schauspielerischer Leistungen wieder kein guter Superhelden-Film…

Spoiler zu Black Panther: Wakanda Forever.

Auf dem Papier sind die Black-Panther-Filme fantastisch. Chadwick Boseman war perfekt besetzt, der Cast hatte eine tolle Chemie. Afrofuturismus ist eine der visuell interessantesten Stilrichtungen und wurde jetzt schon zwei Mal ziemlich stimulierend auf die Leinwand gebracht, und der kulturellen Signifikanz eines groß angelegten, schwarzen Superheldenblockbusters wird man mit Worten nur schwer gerecht. Ich verstehe, dass die Filme vielen Menschen eine Menge bedeuten. Und doch zünden sie bei mir einfach nicht.

Auf der anderen Seite war Regisseur Ryan Coogler für den zweiten Teil in einer wenig beneidenswerten Situation. Nach dem tragischen Tod seines Stars die Thronfolge auch auf der großen Leinwand auszuhandeln, war eine der besseren Ideen. Als Drama um Verlust und Verarbeitung, das sein Trauma authentisch und würdevoll vor sich herträgt, funktioniert der Streifen an einigen Stellen tatsächlich ausgezeichnet. Dafür sind in erster Linie die immer fabelhafte Angela Bassett, als Königin Ramonda, und in ihren besten Momenten auch Letitia Wright, als T’Challas Schwester Shuri, verantwortlich. Bassetts Oscar-Nominierung überrascht nach Ansicht dieses Films kein bisschen.

War ja schon immer toll, Angela Bassett. Nicht, dass es eine Erinnerung gebraucht hätte.

Nun ist Wakanda Forever aber auch ein Superhelden-Film, und als solcher versagt er einfach. Der Plan des Gegenspielers Namor ist gewissermaßen ein Reboot von Killmongers Bestreben in Teil eins, auch wenn die Motive dezent anders gelagert sind. Einmal mehr stellt und beantwortet der Film die Frage, ob und inwieweit man eine derart singuläre Macht ausnutzen darf oder sollte, denn auch Namor, der Sub-Mariner, will den Spieß umdrehen, und den Rest der Welt angreifen, notfalls auch Wakanda. In vielerlei Hinsicht ist der Konflikt komplett herbeigedichtet oder zumindest so hingebogen, dass es am Ende ein Spektakel geben kann -.

Da Namor den Kolonialismus noch mitbekommen hat, will er mit der Welt über Wasser nichts zu tun haben, Wakandas Offenbarung hat ihm das erschwert, denn das Vibranium der afrikanischen Supermacht weckte Begehrlichkeiten. Zuerst geht es deshalb um ein 19-jähriges Wissenschafts-Wunderkind, Riri “Ironheart” Williams (charmant eingeführt von Dominique Thorne, vom Film aber schnell vergessen), das unwissentlich der US-Regierung einen Vibranium-Detektor lieferte, der im Meer leider ausgerechnet direkt über Namors Heimatstadt Talocan anschlägt. Nachdem die erste Maschine zerstört wurde, soll es nun ihrer Erfinderin an den Kragen gehen.

Die Effekte sind stark schwankender Qualität. Namor sah bei seiner Ansprache unter Wasser oft wie ein CG-Charakter aus.

Wie dem auch sei. Wakanda schlägt das Angebot einer Allianz für einen Angriff auf die Großmächte der Welt jedenfalls aus und stellt sich vor Williams, der Rest eskaliert nach typischem Superhelden-Muster: Mit viel Exposition, herbeigeredeten Konflikten, die man eigentlich gut hätte ausdiskutieren können, und handwedelnden Lösungen für vorher unlösbare Probleme. Insgesamt nicht unattraktiv, aber auch nicht überraschend – und vor allem reichlich fahrig; auch darin, allen Figuren etwas sinnvolles zu tun zu geben.

Mich bürstete inhaltlich im weiteren Verlauf so einiges gegen den Strich: Diverse Leute bekommen einfach mal Super-Anzüge und haben nun auch Kräfte von Iron-Man-Kaliber (Schluss mit dem Power-Overkill, in dem jeder alles kann und kaum Schwächen hat!), keiner sagt Namor, dass die Regierung die Maschine vermutlich längst analysiert und nachgebaut hat (und dass einige Länder der Welt nicht am Meer liegen). Und überhaupt hat man allgemein das Gefühl, den Beef des Meermannes im letzten Black-Panther-Film von Michael B. Jordan schon nachvollziehbarer und packender verkauft bekommen zu haben.

Die Lösung des Black-Panther-Problems in der Handlung des Films war ebenso weit vorher telegrafiert, wie sie am Ende auf Star-Trek-Art wegerklärt wird. Natürlich ist das (allzu freigiebig dargereichte) Armband von Namors Mutter die Lösung.

Klar, dass am Ende der Konflikt mit einer Rede des neuen Black Panthers, Shuri, beendet wird, die zu keinem Zeitpunkt Grund hat, anzunehmen, dass Namor Wort halten und sich Wakandas Willen beugen würde. Zumal der wichtigere Kampf auf dem B-Schauplatz zur See für Wakanda zu schon verloren war. Und am Ende ist es ja auch so, dass er nur die Füße stillhält, um jetzt im Heimlichen aufrüsten, für einen Konflikt, von dem er sicher ist, dass er nur vertagt wurde. Ich fand das am Schluss reichlich unbefriedigend.

Aber vielleicht war es auch nicht anders zu erwarten. In diesem Film hat jemand mit seiner Abwesenheit ein Loch gelassen, das alle Beteiligten aufrichtig rührend mit Tränen füllen. Sosehr ich gerne einen besseren Film gesehen hätte, sowenig mag ich ihnen das ankreiden.

Black Panther: Wakanda Forever ist ab sofort auf Disney Plus zu sehen.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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