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Bubsy: The Woolies Strike Back - Test

Weil sie es konnten und Retro läuft.

Ein kurzes, mittelmäßiges, oft unfaires Jump'n'Run, dessen Existenzgrundlage der 20 Jahre alte Hype zu einem noch schlechteren Spiel ist.

Warum existiert Bubsy 5? War Bubsy so ein großer Klassiker? Jemals? Als jemand, der dabei war: Nein. Bubsy war immer schon bestenfalls unterdurchschnittlich. Ein durchschnittliches Jump-and-Run mit einem Maskottchen, dass zu viel nervige "'tude" - der 90s-Slang für "attitude" - hatte, einen Levelaufbau aus der Hölle und billige Tode zuhauf. Und das waren die guten Teile. Der Vierte genießt den fragwürdigen Ruhm, zu den schlechtesten Spielen aller Zeiten zu zählen und muss sich immer wieder die Frage anhören, ob er eigentlich fertig war, als er auf CD gebrannt wurde. Warum also Bubsy 5? - "5" übrigens, weil 3D nicht Teil drei war, sondern immer wieder und vollkommen zu Recht Bubsy in Fractured Furry Tales auf Ataris Jaguar vergessen wird.

Nerviger Luchs in 1993...

Die Antwort auf die einleitende Frage ist simpel: Retro läuft. Ein wenig Nostalgie reicht schon, um Krams aller Art zu verkaufen und oft genug mache ich ja auch mit, meist bei Soundtracks und Büchern. Das wohlig warme Gefühl geht über die Ladentheke wie geschnitten Brot und Bubsy ist da fast schon ein Test, wie weit man gehen kann. Niemand nannte jemals Bubsy sein Lieblingsspiel auf irgendeinem System, die Kritiker waren seinerseits so wenig angetan wie Käufer, die auf den Hype reinfielen - ich -, es war zu 16-Bit-Zeiten sicher nicht das Schlimmste, aber mehr genuin Gutes lässt sich darüber nur schwerlich sagen. Und trotzdem, irgendwie blieb da wohl im Unterbewusstsein genug hängen, dass jemand bei Billionsoft in Hong Kong dachte, dass da was gehen könnte. Schließlich hatten sie die Marke Accolade gekauft, gegründet 1984, bisheriges Todesdatum 1999, und wahrscheinlich war da nicht viel mehr drin als Bubsy. Hey, Bubsy, die Kratze-Katze mit 'tude und einem E!-Entertainment-T-Shirt! Wisst ihr noch, damals?! Wie gesagt, Retro läuft, selbst wenn das warme, wohlige Nostalgie-Feeling noch so obskur und vage ist.

... und 2017.

Also, Bubsy 5: The Woolies Strike Back. Nun, ich kann hiermit verkünden, dass es das bisher beste Bubsy-Spiel ist. Nicht, dass das so wahnsinnig schwierig gewesen wäre. Ist es gut? Nun, da wird es schon schwieriger. Der eigentliche Entwickler ist Black Forest Games. Das Studio landete seinerzeit mit der Giana-Sisters-Fortsetzung einen Treffer und stellte ein sehr stylisches und fast schon ein wenig modernes Spiel auf die Beine, das mehr etwas Eigenes war, als eine Bedienung der reinen Retro-Gefühlsreflexe. Gut so und das könnte es wohl auch sein, was Bubsy am meisten guttun würde: Ein neues Spiel zu sein und die Vergangenheit ruhen zu lassen. Leider ist das genau das, was Bubsy 5 nicht macht.

In den ersten beiden Spielen hattet ihr gewaltige Levels, die sich ohne Sinn und Verstand in alle Richtungen streckten und ihr konntet Hunderte von Wollknäuels einsammeln bevor, ihr den Ausgang erreichtet. Oder auch nicht, denn schwer zu kontrollierende Sprünge über mehrere Screens ohne eine Lebensleiste erforderten viel Hingabe zum Auswendiglernen der Stages. Das meiste trifft auch auf Bubsy 5 zu, aber das Leveldesign ist weit besser und erinnert mehr an eine Art Turrican mit sehr viel Vertikalität, versteckten Räumen und komplexen Sprungfolgen, um in neue Bereiche zu kommen. Das ist nicht brillant oder gar neu und nicht mal annährend so gut wie das besagte Turrican, aber schon sehr viel mehr als andere Bubsys bieten konnten.

Es ist eine Westernwelt, weil warum nicht. Was ungefähr auch das Grundmotto der gesamten Entwicklung sein dürfte.

Wenn nur die Steuerung nicht wäre. Sie war immer ein riesiger Schwachpunkt der Reihe und da bleibt sie sich treu. Dass es ein ganz spezielles Timing mit viel Übung erfordert, um die Gegner aus der Luft anzuspringen oder die Bewegungen etwas zu hektisch für die kleinen Köpfe der Gegner ausfielen, sorgt sehr oft für ein eigentlich unverschuldetes Ableben. Etwas, das sich selbst mit einer kleinen Lebensleiste leicht hätte relativieren lassen, und ein Vorschlag, den Bubsy seit über 20 Jahren ignoriert. Noch schwieriger als die eher lose Präzision bei normalen Bewegungen ist der neue Pounce-Angriff, ein schneller Dash-Sprung, der über Gegner vor euch hinweggeht, kaum im Flug zu kontrollieren ist und manchmal mitdenkt, dass eine Landung auf einer Plattform gewünscht sein könnte und dann wieder manchmal nicht. Es dauert lange, diesen Sprung zu meistern, aber genau das müsst ihr tun, um halbwegs erfolgreich zu sein. Nicht ohne Grund gibt es diesmal zehn Leben pro Stage. Warum nicht neun, wie man es bei einer Katze erwarten sollte? Sicher, er ist eigentlich ein Luchs, aber das ist auch nur eine große Katze. Ich weiß nur, dass ich für manche Passagen lieber zwanzig gehabt hätte. Manche Dinge in Bubsy sind weit schwerer als alles in Cuphead, aber nur, weil zum Auswendiglernen auch noch eine alles andere als optimale Steuerung kommt.

Zumindest gönnt sich Bubsy die Gnade, sehr kurz zu sein. Wenn ihr denkt, dass diese hässliche Übersichtskarte noch scrollen würde oder weitere folgen... Nope, 14 Level, drei nervige Bosskämpfe. Wenn ihr auf die ganzen eh nur für sich selbst existierenden Extra-Herausforderungen in einem Stage verzichtet und mehr oder weniger durchrennt, dann habt ihr es in wenigen Stunden hinter euch gebracht. Ein weiterer Vorteil ist nicht, dass Bubsy nun viel mehr Sprüche draufhat, als damals und diese ständig und immer von sich gibt, sondern, dass man sie nun abschalten kann. Ein Feature, dass ihr nach spätesten der ersten Stunde dankbar in Anspruch nehmt.

Drei Bosskämpfe und es ist immer ein UFO.

Bei der Grafik hat das Original und sogar Bubsy 3D ganz klar die Stupsnase vorn. Sie waren wenig beeindruckend bis absolut furchterregend, aber ich weiß auch nach 20 und mehr Jahren noch wie diese Spiele aussahen, sie haben einen Eindruck hinterlassen. Im Falle von Bubsy 5 fällt es mir einen Tag nach dem Spielen schon schwer, mich an Details und Eindrücke zu erinnern. Alles ist so nichtssagend. Das wäre in den frühen 90ern okay gewesen, es gab zig Hüpfer, die eher schlecht als recht zusammengepfriemelt wurden. Aber heute, in einer Welt, in der fast jeder Indie, wenn er schon sonst nichts hat, wenigstens einen eigenen Look mitbringt, ist das enttäuschend. Im Grunde ist es ja auch nur eine lustlose Zweitverwertung der Engine aus der vor ein paar Jahren erschienen Giana-Sisters-Fortsetzung, einem in jedem Punkt weit besseren Spiel. Soundtrack? Ich nehme an, dass es einen gab. Er war so beeindruckend, dass ich nach einem Tag keine Erinnerungen mehr an ihn habe.

Bubsy: The Woolies Strike Back, oder einfach nur und inoffiziell Bubsy 5, existiert, weil jemand die Rechte kaufte und sah, dass Retro geht. Keine andere Inspiration floss in dieses Spiel und da das Original auch schon ein belangloser, schlecht gemachter Klon weit besserer Spiele war... Trotzdem, es kann zumindest von sich behaupten, dass es technisch gesehen wohl das Beste der Bubsy-Spiele ist. Ein kurzes, belangloses, fast in Rekordzeit vergessenes Plattformer-Intermezzo der nicht allzu belästigenden Art. Eine einzige Sache beeindruckt aber doch: Es existiert nicht, weil das Original ein gutes Spiel war oder man ein eine Idee für ein solches hatte. Bubsy 5 existiert nur, weil ein simpler Hype vor über 20 Jahren so erfolgreich war, dass bis heute genug davon im Unterbewusstsein hängenblieb, um es zu rechtfertigen. Das ist irgendwie schon ein wenig beeindruckend.

Entwickler/Publisher: Black Forest Games / Accolade (hätte nicht gedacht, dass ich diesen Namen noch mal tippen würde) - Erscheint für: PC, PS4 - Preis: ca. 25 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PC - Sprache: Deutsch / Englisch - Mikrotransaktionen: Nein

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