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Das Schwarze Auge: Book of Heroes - Wer einen Dungeon hat, braucht keine Story

Runtergebrochen auf das Wesentliche.

Wie weit kann man das Schwarze Auge herunterbrechen? Ich nehme an, es ist die Mission von Das Schwarze Auge: Book of Heroes das herauszufinden. Vergesst die komplexe Welt, all die Intrigen, die großen Kampagnen. Manchmal reicht einfach eine Taverne, in der alles anfängt und ein paar Dungeons, durch die man dann crawlt. Das ist es dann auch schon. Dungeon, Level, Loot, Kneipe, von vorn.

Auf die etwas erstaunten Fragen der anwesenden Pressevertreter in der Runde entgegnete man, dass man ja schon ein stückweit älter sei und abends einfach online mit ein paar Freunden schnell man eine Runde durch einen prozedural generierten Dungeon drehen will. Ein wenig leveln und im Chat abhängen, alles nach DSA-Regeln aber im Baldur's Gate Echtzeitsystem. Das klingt doch solide. Oder etwa nicht?

Das Leben ist ein Dungeon: Ihr besucht verschieden schwierige kleine Orte, mal Höhlen, mal Wälder, aber es gibt keine zusammenhängende Welt oder übergreifende Handlung.

Nun, ehrlich gesagt saß ich nach einer Stunde etwas ratlos da. Okay, ich bin jetzt durch einen kleinen Dungeon mit meinem Bogenschützen gewandert, hatte ein paar NPC-Freunde dabei, da der Multiplayer nicht eingerichtet war, konnte ein neues Talent danach freischalten und sollte mich in den nächsten Dungeon stürzen. Mein Held hatte zwar wie jeder andere hier auch eine persönliche Quest, die für jeden der prototypischen Charaktere ein wenig anders ausfällt, aber im Ablauf wohl so, dass man immer wieder mal zufällig im Dungeon auf das richtige Monster trifft, um der Lösung ein wenig näher zu kommen. Nicht ganz der Next Level des Quest-Designs ... Und viel mehr Story als das gibt es auch nicht.

Solide ansehlich. Das Spiel ist keine große Schönheit, aber die Atmosphäre des etwas biederen DSA kommt ganz gut rüber.

Dieses wenige sucht ihr euch auch praktisch aus, sobald ihr einen Charakter erschafft. Das Tarotkarten-System hier dreht sich nicht um tiefgreifende Moral, sondern welche Rasse, Klasse oder Spezialisierung es sein darf. Wie gesagt, all das brav nach den aktuellen Regeln des Schwarzen Auges, aber das "Wohin?" danach mit dem großen Helden, den ihr da zum Leben erwecktet, das nagt im Hinterkopf. Es ist, als hätte man das Endgame zum Maingame erklärt, ohne vorher die epische Quest geliefert zu haben. Irgendwie ... es fühlt sich nicht richtig an.

So viel Story, wie ihr bekommen werdet. Und die sucht ihr euch auch noch direkt selbst aus.

Es ist nicht spielerisch nicht hohl. Im Gegenteil. Ihr habt kleine Rätsel im Dungeon, NPCs, denen ihr helfen könnt oder sie abmurksen, wenn euch mehr danach sein sollte. Es gibt große Bosse, die den vollen Einsatz der zahlreichen Fertigkeiten fordern werden. Physik ist ein Faktor und explosive Fässer lassen sich auch platzieren, um die Zelte eines Räuberlagers im Wald abzufackeln. Ihr habt ein wenig Crafting für Waffen wie auch Magie. All das ist nett, da ist genug Spieltiefe in Book of Heroes. Aber wenn es um die Handlung geht, wenn eure Helden ein Ziel haben müssen, dann gibt es hier am Ende nicht viel. Ihr schaltet all die Fertigkeiten, die Magie für euch selbst frei, findet coole Waffen, weil es Dungeons gibt, die sind schwerer als andere. Ich weiß, ich beschreibe hier ein ganz normales Allerwelts-RPG. Aber trotzdem, irgendwas fehlt hier noch.

Siehe oben rechts: es gibt natürlich Ausreden, warum man im Dungeon ist. 'Find, was die Goblins klauten'. Auch nicht schlechter als das meiste, was ich sonst in RPGs oft genug tue ...

So sehr ich mich freute, dass beim Schwarze Auge wieder was passiert und so nett Book of Heroes prinzipiell die Grundlagen zu beherrschen scheint, ein RPG ohne Handlung, Helden ohne Ziele, das erscheint mir alles noch ziemlich suspekt. Klar, oft genug spielt man ein mittelmäßiges Rollenspiel auch nur für das gute Gefühl des Levelns und des Loots, aber von vornherein gesagt zu bekommen, dass das wirklich alles ist, nichts weiter kommt als noch ein weiterer Dungeon ... Ja, vielleicht mit Freunden für eine Runde gelegentlich am Abend. Aber sonst sehe ich das hier einfach nicht.


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Entwickler/Publisher: Wild River Games / Random Potion Oy Erscheint für: PC - Geplante Veröffentlichung: Frühling 2020 - Angespielt auf Plattform: PC

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Über den Autor
Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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