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Harmony angespielt: Kann Don't Nods neue Visual Novel an Life is Strange anknüpfen?

Ganz schön verzweigt.

Erwartet ihr euch von Harmony, dem neuesten Projekt der ursprünglichen Entwickler von Life is Strange, ein Spiel in einer ähnlichen Machart? Diese Vorstellung solltet ihr schnell wieder ad acta legen. Entscheidungen spielen zwar auch in diesem Titel von Don't Nod wieder eine Rolle, ansonsten präsentiert sich Harmony allerdings als eine waschechte Visual Novel. Funktioniert das?

Und auch bei Harmony gilt wieder, dass das hier keine alltägliche Erzählung mit stinknormalen Menschen ist. Was zum Beispiel die übernatürlichen Kräfte in Life is Strange und dessen Fortsetzung waren, ist in Harmony: The Fall of Reverie – so der volle Name – eine Parallelwelt.

Worum geht es in Harmony?

Schauplatz von Harmony ist eine fiktive Stadt namens Atina, die im Mittelmeerraum liegt. Diese gilt als technologischer Vorreiter in Europa, nachdem ein Megakonzern namens MK dort viel Geld reingepumpt hat. Das Resultat ist eine hochtechnisierte Metropole voller Kameras, Drohnen, die Sachen ausliefern, und anderen halbwegs futuristisch anmutenden Dingen.

An diesen Ort verschlägt es Polly, um die es in Harmony geht. Früher lebte sie in Atina und kehrt nach fünf Jahren nur dorthin zurück, weil sie nach ihrer verschwundenen Mutter Ursula sucht. Kaum zu Hause angekommen, bemerkt sie erste merkwürdige Vorkommnisse. Eine Lichterscheinung zeigt sich am Himmel, während Ursulas Halskette im Inneren des Hauses plötzlich ebenfalls anfängt zu leuchten und in der Badewanne verschwindet. Darin landet auch Polly und findet sich anschließend ganz woanders wieder.

Charaktere und Umgebungen sind schön gestaltet.

Ihr befindet euch in einer fremden Welt namens Reverie. Schnell erfahrt ihr, dass sechs Bestrebungen aka uralte Wesen diese Welt bevölkern, die sich obendrein in großer Gefahr befindet. Nicht nur das, Polly ist hier keine Unbekannte. Von einem Mädchen, das auf den Namen Seligkeit hört, erfährt sie, dass sie hier eigentlich unter dem Namen Harmonie bekannt ist. Was zur Hölle geht hier gerade vor? Wo ist eure Mutter? Und was könnt ihr tun, um Reverie zu helfen? All das gilt es nun herauszufinden.

Seligkeit hält euch dazu an, weiter nach eurer Mutter zu suchen. Gleichzeitig macht sie euch mit einer Fähigkeit namens Mantik vertraut. Es ist vergleichbar mit einer Art Zeitstrahl, mit dem ihr auch ein wenig in die Zukunft blicken könnt. Zumindest bis zu einem gewissen Grad lässt sich damit abschätzen, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt und was erforderlich ist, um die jeweiligen Pfade einzuschlagen.

Harmonys verzweigte Geschichte

Die Mantik bestimmt somit gewissermaßen euer weiteres Vorgehen und ersetzt Dialogoptionen im normalen Verlauf. Entscheidet ihr euch für das nächste Feld auf einem Weg, geht etwa die Geschichte weiter oder es findet ein Gespräch statt, eingreifen könnt ihr dort aber nicht mehr. Anfangs ist das übersichtlich und erweckt keinen komplexen Eindruck, aber lasst euch davon nicht täuschen. Das erste Kapitel dient noch zur Einführung und wirft euch nicht gleich alles vor die Füße, später wird es merklich komplexer.

Nach kurzer Zeit kommen Kristalle ins Spiel. Die sind wichtig für den weiteren Fortschritt in der Mantik. Manche Pfade könnt ihr nur dann einschlagen, wenn ihr ausreichend Kristalle einer bestimmten Art habt, um diese freizuschalten. Die Art der Kristalle richtet sich dabei nach euren Handlungen und Entscheidungen. Seid ihr ehrlich gegenüber anderen, bekommt ihr etwa einen Wahrheitskristall. Angesichts dessen lohnt es sich, mithilfe der Mantik einen Blick nach vorn zu werfen, da ihr so sehen könnt, was ihr gegebenenfalls braucht. Manchmal verliert ihr sogar Kristalle, was euch dann im schlimmsten Fall Wege versperrt.

Mit der Zeit wird die Mantik zunehmend umfangreicher und komplexer.

Anders gesagt: Es lohnt sich, alles im Blick zu haben und entsprechend zu entscheiden. Gleichzeitig öffnet das natürlich die Tür für ein mehrmaliges Durchspielen, um alle verschiedenen Wege zu ergründen. Die Mantik selbst gibt sich dabei trotz aller Komplexität recht übersichtlich, Don't Nod hat sich bemüht, euch damit nicht zu verwirren. Sogar jedweder alte Dialog, den ihr erlebt habt, kann nachträglich noch einmal gelesen werden.

Technisch präsentiert sich das Spiel dabei nicht besonders anspruchsvoll, was bei einer Visual Novel auch nicht unbedingt zu erwarten ist. Dennoch zaubert Don't Nod ein hübsch designtes und bis dato farbenfrohes Spiel auf den Bildschirm. Die Charaktere sind ebenso schön gezeichnet und dargestellt wie die Umgebungen, wenngleich sich die Animationen der Figuren recht schnell wiederholen. Gleichermaßen gut gelungen ist die englische Vertonung. Die Sprecherinnen und Sprecher leisten überzeugende Arbeit und bringen ihre jeweiligen Rollen gut rüber. Der Sprecher von Macht hat dementsprechend eine kräftige Stimme, der man auch abnimmt, dass sie diese Bestrebung verkörpert. Ähnliches gilt für die anderen Rollen. Zur deutschen Synchronisation lässt sich noch nichts sagen.

Solltet ihr euch letztlich auf Harmony: The Fall of Reverie freuen? Nun, das hängt unter anderem ganz entscheidend davon ab, ob ihr Visual Novels mögt. Die Interaktivität beschränkt sich hier wirklich darauf, dass ihr zum Beispiel Dialogen lauscht und anschließend entscheidet, wie es weitergehen soll. Das ist nicht jedermanns Sache, aber wer sich darauf einlassen kann, bekommt damit – soweit sich das bisher sagen lässt – ein schön gestaltetes und atmosphärisch überzeugendes Spiel. Durch die Mantik dürfte sich wahrscheinlich auch mehrmaliges Durchspielen lohnen, auf jeden Fall wird es nach dem Anfang ganz schön verzweigt. Wenn ihr auf gut erzählte Geschichten und interessante Dialoge steht, behaltet Harmony im Auge.

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