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Millionenstrafe für Valve und andere Publisher - fürs Geoblocking von Steam-Spielen

Update: Valve äußert sich zu den Vorwürfen

Update vom 21. Januar 2021: Wie es aussieht, möchte Valve wohl gegenüber der EU in Berufung gehen. Das geht aus einem Statement des Unternehmens gegenüber Eurogamer.net hervor.

In der Erklärung weist Valve den bisherigen Vorwurf von sich, man habe nicht ausreichend mit der EU-Kommission zusammengearbeitet: "Während der siebenjährigen Untersuchung hat Valve umfassend mit der Europäischen Kommission kooperiert und wie gefordert Beweise und Informationen geliefert", heißt es. Die EU forderte allerdings auch ein Schuldeingeständnis von Valve: Das Unternehmen solle zugeben, dass es das Gesetz gebrochen habe. Das lehnte Valve allerdings ab und ist auch mit der verhängten Geldstrafe nicht einverstanden.

Aber was genau bestreitet Valve jetzt eigentlich? Der stärksten Vorwürfe der EU bezogen sich darauf, dass Valve angeblich Geoblocking (was das ist könnt ihr unten im ursprünglichen Artikel nachlesen) nicht nur in Kauf genommen, sondern mit gezielten Absprachen sogar absichtlich ermöglicht habe. Valve habe dadurch laut EU absichtlich das Gesetz gebrochen - das bestreitet das Unternehmen.

Der Vorwurf der EU lautet der Spielefirma zufolge, "dass Valve das Geoblocking ermöglicht hat, indem es Steam-Aktivierungsschlüssel bereitstellte und - auf Wunsch der Publisher - diese Schlüssel für bestimmte Gebiete ("Region Locks") innerhalb des EWR sperrte. Solche Schlüssel ermöglichen es einem Kunden, ein Spiel auf Steam zu aktivieren und zu spielen, wenn der Nutzer es bei einem Drittanbieter erworben hat."

Weiter heißt es im Statement von Valve: "Die Regionalsperren galten nur für eine kleine Anzahl von Spieletiteln. Nur ungefähr 3 % aller Spiele, die Steam nutzen (und keines von Valves eigenen Titeln), unterlagen zu diesem Zeitpunkt den umstrittenen Regionalsperren im EWR." Das ist ein weiterer Grund, weshalb Valve das strenge Durchgreifen der EU für ungerechtfertigt hält.

"Nichtsdestotrotz hat Valve aufgrund der Bedenken der EK die Regionalsperren innerhalb des EWR ab 2015 tatsächlich abgeschaltet, es sei denn, diese Regionalsperren waren aufgrund lokaler gesetzlicher Anforderungen (wie z. B. deutscher Inhaltsgesetze) oder geografischer Beschränkungen des Ortes, an dem der Steam-Partner eine Lizenz für den Vertrieb eines Spiels besitzt, erforderlich", heißt es weiter im Statement gegenüber Eurogamer.net.

Das Unternehmen begründet also alle Geoblocking-Vorfälle der letzten Jahre von seiner Seite aus mit den jeweiligen Ländergesetzten - Zensur aufgrund von Altersbeschränkungen zum Beispiel. Damit weist das Unternehmen mutwillige Absprachen von sich.

Aber was würde einem Unternehmen so ein Vorgehen überhaupt nutzen? Nun, in manchen Ländern sind die Spiele schlichtweg billiger als in anderen. Die Steam-Community hätte daher also die Möglichkeit, Titel einfach dort zu kaufen, wo sie am günstigsten sind, aber dennoch in einem anderen Land zu zocken. Laut EU-Recht völlig in Ordnung, für die Firmen aber möglicherweise ein rotes Tuch.

Eurogamer.net ist aktuell auch noch in Kontakt mit der europäischen Kommission und auch wir sind gespannt auf ein Statement von der anderen Seite, die wird das vermutlich nämlich etwas anders sehen - wir halten euch auf dem Laufenden!


Ursprüngliche Meldung vom 20.01.2021:

  • Valve und fünf weitere Unternehmen erwartet eine hohe Geldstrafe
  • Die EU-Kommission hat diese für verbotenes Geoblocking von Spielen verhängt
  • Valve trifft die Strafe mit am härtesten

Auf Valve kommt nun eine saftige Geldstrafe für das illegale Geoblocking von Steam-Spielen von der Europäischen Kommission zu. Auch einige andere namhafte Gaming-Unternehmen trifft diese Strafe, die amerikanische Firma Valve - bekannt von Kassenschlagern wie Half-Life und co. - jedoch besonders.

Neben Valve wurden auch die Publisher Bandai Namco, Capcom, Focus Home, Koch Media und ZeniMax (Bethesda) wegen Verstoßes gegen EU-Vorschriften verurteilt und müssen jetzt den Geldbeutel zücken, doch welche Gesetze wurden überhaupt genau missachtet? Das könnt ihr euch im unnötig komplizierten Schaubild der EU ansehen oder zur Erklärung noch etwas weiterlesen.

Die besagten Unternehmen haben es angeblich Nutzern nicht ermöglicht, ihre gekauften Spiele auch grenzüberschreitend innerhalb der gesamten EU zu nutzen. Das führte dazu, dass manche bestimmte Titel kauften, die aber in einem anderen europäischen Land nicht spielen konnten. Davon waren offenbar bis zu 100 Titel betroffen. Dieses Vorgehen verstößt seit 2018 gegen Kartellvorschriften der EU, die das sogenannte Geoblocking vermeiden sollen. Dafür winken jetzt insgesamt 7,8 Millionen Euro Strafe für die beteiligten Unternehmen.

Valve hat es dabei mit am härtesten getroffen, das Unternehmen muss 1,624 Millionen berappen, während Bandai Namco oder Campom mit ca. 300.000 Euro davonkamen. Das liegt daran, dass die fünf übrigen Publisher der EU-Kommission offenbar entgegenkamen. Dadurch wurde deren Strafe um bis zu 15 % reduziert - das Steam-Gründungsunternehmen wollte allerdings nicht kooperieren und bekam dadurch die volle Geldstrafe zu spüren.

Insgesamt traf es nur ZeniMax und vor allem Focus Home mit Strafen von mehr als 1,6 Millionen und 2,8 Millionen Euro noch ein wenig härter als Valve.

Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerb, äußerte sich zu den Strafen wie folgt: "Die heutigen Sanktionen gegen die Geoblocking-Praktiken von Valve und fünf PC-Videospiel-Publishern erinnern daran, dass es Unternehmen nach EU-Wettbewerbsrecht untersagt ist, grenzüberschreitende Verkäufe vertraglich zu beschränken. Solche Praktiken berauben die europäischen Verbraucher der Vorteile des digitalen EU-Binnenmarktes und der Möglichkeit, sich in der EU nach dem besten Angebot umzusehen", so die dänische Politikerin.

Tatsächlich ist es nun den Betroffenen sogar theoretisch möglich, Schadensersatz für das Geoblocking zu fordern - das könnte noch ein weiteres, unangenehmes Nachspiel für die Unternehmen haben.

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Judith Carl Avatar
Judith Carl: Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
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