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Port Royale 3 - Vorschau

Royale ohne Käse

Nach dem Ende von Entwickler Ascaron 2009 hat man wohl nicht mehr so sehr damit gerechnet, irgendwann mal wieder ein neues Port Royale zu spielen, von einem möglichen Sprung der Reihe auf Konsolen ganz zu schweigen. Und doch sitze ich jetzt hier und berichte jetzt von einem Teil drei, der nach fast acht Jahren wieder an die Qualitäten der karibischen Mischung aus Sid Meiers Pirates! und Wirtschaftssimulation erinnern soll - auf PC, Xbox 360 und PlayStation 3.

Und unser erster Einblick ins Spiel stimmt durchaus frohen Mutes. Der neue Rechte-Inhaber Kalypso konnte eigentlich keinen besseren Partner für die Neuauflage finden als das Studio Gaming Minds um Ascaron-Veteran Daniel Dumont. Große Experimente stehen dabei nicht zu erwarten/befürchten. Port Royale 3 stellt euch zu Beginn vor die Wahl, eine Abenteurer-Karriere oder eine vom Handel geprägte Laufbahn einzuschlagen - zwei sinnige, zielgerichtete Ergänzungen zur Vogelfreiheit des zentralen Endlos-Modus. Als Kapitän eures eigenen Schiffes handelt und taktiert ihr euch durch die karibischen Inseln und den Golf von Mexiko und sitzt angesichts vier meist verfeindeter Kolonialmächte stets zwischen den Stühlen.

Eine Besonderheit von Port Royale ist es, seine aus fünf verschiedenen Gütern bestehenden Warenkreisläufe in Echtzeit zu berechnen. Habt ihr einen Kaperbrief für spanische Schiffe und kreuzt eine iberische Zuckerrohrflotte euren Weg, kommen deren Waren niemals an ihrem Zielort an. Auf diese Weise wird es möglich sein, in einzelnen Städten gezielt Knappheiten zu erzeugen, die man dank seiner eigenen Produktionsanlagen in verbündeten Siedlungen - ein Privileg, das man sich erst verdienen muss -, oder durch Verkauf seines eigenen Fundus an erbeuteten Gütern zur eigenen Bereicherung ausnutzen kann.

Geschickte Strategen errichten mit ihrer immer weiter wachsenden Flotte an Meeresengen undurchdringliche Blockaden und hungern so sonst uneinnehmbare Küstenfestungen ohne direkte Konfrontation aus, bis sie reif zur Übernahme sind. Gaming Minds schwört Stein und Bein darauf, dass euer Eingreifen in das Wirtschaftssystem drastische Schneeball-Effekte nach sich ziehen kann, weil die über 60 Städte der simulierten Welt von Port Royale teilweise aufeinander angewiesen, miteinander verzahnt sind. So wachsen und vergehen die hübsch individuell gestalteten Örtchen zusammen, ganze Regionen können prosperieren oder vor die Hunde gehen.

Die in Echtzeit veränderlichen Warenkreisläufe verwandeln folglich auch die Preise der Ressourcen in eine variable Größe. Wer sich eine lukrative Handelsroute ausbaldowert hat, muss aufpassen, durch sein Kauf- und Verkaufverhalten nicht selbst das einst so lohnenswerte Preisgefüge zunichte zu machen - oder aber: Er betreibt durch Einfuhr bestimmter Waren selbst ein Preisdumping, um andernorts die Wichtigkeit seiner eigenen Produktionsanlagen zu erhöhen. Eure Stellung in einzelnen Siedlungen und euren Rang steigert ihr auch durch das Erledigen von Missionen, die ihr in Städten annehmt. Auch, wenn das Ranggefüge ein wenig seltsam anmutet, weil ihr zu Beginn des Spiels noch mit Schiffsjunge angesprochen werdet, obwohl ihr bereits euren eigenen Kahn herumkommandiert, eine sinnige Ergänzung.

Der Pirates!-Anteil kommt dann in den Seeschlachten zur Geltung, die ihr je nach eigener Befindlichkeit selbst forciert und austragt, sie simulieren lasst oder versucht, ihnen möglichst aus dem Weg zu gehen. Bis zu drei Schiffe stehen unter eurem Einfluss, zwei davon kommandiert ihr herum, eines steuert ihr direkt. Die Verwendung von drei verschiedenen Sorten Munition - zum Mürbemachen von Rumpf, Segeln oder Besatzung - verleihen den Scharmützeln etwas Tiefgang. Auch das beim Entern - dieses Mal ohne Echtzeit-Schwertkampf, zum Glück - so wichtige Kräfteverhälftnis der Crews lässt sich leicht verschieben: Wenn ihr über Bord gegangene Seemänner feindlicher Schiffe rettet, bevor die hungrig kreisenden Haie sich an ihnen gütlich tun, schlagen sie sich auf eure Seite. Es ist nicht so, als hätten sie groß eine Wahl.

Port Royale 3 - Trailer

Optisch sind die Kämpfe ebenso gelungen wie die Welt-Ansicht oder das nette Stadt-Panorama und dass der Entwickler dem auf Konsolen angepassten Interface dermaßen vertraute, dass er das Spiel vor Ort bei Kalypso gleich komplett mit einem Xbox-360-Controller vorführte, lässt für die Versionen für Sonys und Microsofts TV-Unterhalter viel hoffen. Hier wie auch am PC sollten unterdessen Online-Sessions mit vielen selbst festlegbaren Variablen und Gewinnkonditionen sowie einer praktischen Speicherfunktion auch gesellige Spieler zufriedenstellen.

Ein dermaßen traditionelles PC-Spielprinzip auf Konsolen zu übertragen, ist ein gewagtes Unterfangen, für das Kalypso und Gaming Minds ein Lob gebührt. Sofern die Bedienung hält, was sie verspricht, dürften Xboxler wie auch PlayStation-3-User in dem überraschend flexibel dehnbaren Spagat zwischen Freibeuter-Abenteuer und eingängig simuliertem Handels-Mikrokosmus jedoch schnell den Rhythmus finden, der ihnen am besten liegt.

Gaming Minds stellt eure Erwartungen an ein Spiel mit diesem Mischungsverhältnis sicherlich nicht auf den Kopf, aber muss es das nach acht Jahren ohne neues Port Royale überhaupt? Zeit für Experimente ist auch später noch. Zunächst einmal gilt es, Anfang Mai eine neue Generation von Spielern an das Konzept heranzuführen und alte Freunde an gewohnte Stärken zu erinnern.

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