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Testreihe zur Barrierefreiheit von Gaming-Zubehör: Xbox Adaptive Controller, Hori Flex Controller, Adaptive Gaming Kit Logitech

Das medienpädagogische Projekt Gaming ohne Grenzen testet mit Unterstützung von congstar Controller und Gaming-Zubehör in Hinblick auf Konfigurationsmöglichkeiten und Nutzbarkeit für Menschen mit Behinderung.

Wie spiele ich Videospiele, wenn herkömmliche Eingabemethoden wie Tastaturen, Mäuse und Standard-Controller nicht meinen Bedürfnissen entsprechen? Diese Frage ist entscheidend für Gamer*innen, die trotz einer motorischen Behinderung ihre Lieblingsspiele zocken wollen. Je nachdem, auf welchem Medium gespielt wird und für welche Art Zubehör sie sich entscheiden, kann die Antwort unterschiedlich ausfallen. Denn so vielfältig eine Einschränkung sein kann, so vielfältig ist das angebotene adaptive Zubehör, das Spieler*innen unterstützen kann.

In diesem Beitrag stellen wir den Xbox Adaptive Controller und den Hori Flex Controller vor, die als Hub-Controller eine universelle Schnittstelle bieten, über die vielseitige Buttons, Schalter, und weiteres Zubehör angeschlossen werden können, die herkömmliche Controller-Funktionen ersetzen. Mit Unterstützung von Mobilfunkanbieter congstar hat Gaming ohne Grenzen gemeinsam mit ihren Spieletest-Gruppen die beiden Controller getestet, sowie das Adaptive Gaming Kit von Logitech, das diverse Buttons und Schalter zum Anschluss an Hub-Controller bietet. Getestet haben die Jugendlichen in den Kategorien Einrichtung & Konfiguration und ihrer Adaptivität. Falls Du das Ergebnis gar nicht abwarten kannst, findest Du am Ende des Beitrags die Bewertung des getesteten Zubehörs sowie ein vergleichendes Fazit, anhand dessen Du leicht herausfindest, für wen sich die verschiedenen Peripherie-Optionen eignen.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)

Du willst mehr über das medienpädagogische Projekt Gaming ohne Grenzen erfahren? Dann wirf hier einen Blick in unseren Intro-Artikel.

Der Xbox Adaptive Controller im Test:

Der Xbox Adaptive Controller wurde bereits 2018 von Microsoft als barrierearme und individuell konfigurierbare Alternative zum klassischen Xbox Wireless Controller auf den Markt gebracht und gehört seitdem zu den am weitesten verbreiteten adaptiven Controllern. Genutzt werden kann der Controller auf Xbox-Konsolen und PCs sowie via zusätzlichem Adapter auf der Nintendo Switch.

Der Xbox Adaptive Controller kommt in Form eines flachen Gamepads mit einem großen Steuerkreuz, zwei großen Buttons zum Spielen und vier kleineren Knöpfen zur Bedienung und Konfiguration. Die wichtigsten Funktionen versteckt der Controller aber an den Seiten: 19 Anschlüsse mit 3,5mm-Klinkenanschluss ermöglichen es, Peripherie-Zubehör anzuschließen, das jede einzelne Tastenfunktion eines herkömmlichen Controllers ausführen kann. Während die übergroßen Buttons an der Vorderseite rudimentäre Gaming-Funktionen bereits ermöglichen, sind es vor allem diese Anschlüsse, die den Xbox Adaptive Controller für Menschen mit eingeschränkter Motorik interessant machen.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)
Verfügbarkeit und Preis:

Der Xbox Adaptive Controller kann einfach und unkompliziert über den Microsoft Store und andere Elektronikanbieter bestellt werden und ist ohne lange Wartezeiten in der DACH-Region verfügbar. Aktuell beträgt der Preis für den Xbox Adaptive Controller 89,99€, was die Tester*innen von Gaming ohne Grenzen als einen fairen Preis im Vergleich zu klassischen Controllern ansehen. Es gilt allerdings zu beachten, dass der Xbox Adaptive Controller ohne zusätzliche Buttons geliefert wird. Wer also das volle Potenzial des Controllers über die Klinkenanschlüsse nutzen will, muss diese extra kaufen. Das kann schnell teuer werden.

Einrichtung:

+ Der Xbox Adaptive Controller kommt in einer Verpackung, die besonders leicht zu öffnen ist, sodass auch Spieler*innen mit motorischen Einschränkungen ihn leichter auspacken können. Eine leicht zugängliche Lasche lässt sich bei Bedarf sogar mit dem Mund öffnen. Zwar kann wahrscheinlich nicht jede*r die Verpackung öffnen, sie sendet aber das deutliche Signal, dass die zukünftigen Nutzer*innen auch bei der Verpackung mitgedacht wurden.

+ Auf der Xbox-Konsole wird der Xbox Adaptive Controller direkt nach dem Anschließen erkannt und kann verwendet werden. Die individuelle Tastenbelegung kann in den Einstellungen im Bereich Xbox Zubehör vorgenommen werden.

+ In diesen Einstellungen können sämtliche Tastenfunktionen eines klassischen Controller-Layouts individuell zugeordnet werden. Auch die Empfindlichkeit des verbundenen Analog-Sticks kann angepasst werden.

+ Es können 3 individuelle Profile pro Controller erstellt und gespeichert werden, zwischen denen per Knopfdruck gewechselt werden kann. Das verleiht dem Controller eine höhere Flexibilität, da je nach Spiele-Genre unterschiedliche Tastaturbelegungen eingestellt werden können. Alternativ können die drei Profile auch von drei Spieler*innen mit individuellen Bedürfnissen genutzt werden – dies kann besonders in betreuten Einrichtungen praktisch sein.

+ Die Einrichtung ist intuitiv: Man kann einfach einen Taster drücken und in den Einstellungen auswählen als welche Tastenfunktion sie gelesen werden soll.

+ Online lassen sich diverse Guides und Hilfen für die Ersteinrichtung finden. Auch auf der offiziellen Seite von Microsoft selbst gibt es Tipps zur Konfiguration.

- Wer den Xbox Adaptive Controller am PC nutzen möchte, benötigt zusätzlich die Xbox Zubehör-App, kann dann aber ebenfalls auf die umfangreichen Konfigurationsmöglichkeiten zugreifen.

Adaptivität:

+ Auf der Xbox ist der Controller kabellos nutzbar. Durch seine flache Form muss der Controller außerdem nicht in den Händen gehalten werden, sondern kann auf dem Schoß oder einer Unterlage abgelegt werden. Zusätzlich bietet der Controller ein Gewinde, mit dem er beispielsweise an einen Rollstuhl montiert werden kann.

+ Sämtliche angeschlossene Buttons, Taster oder Joysticks müssen nicht von Microsoft sein. So haben Nutzer*innen große Flexibilität bei der Auswahl ihres Zubehörs und werden nicht auf einen Hersteller beschränkt.

+ Durch den gängigen 3,5mm Klinkenanschluss lassen sich viele Buttons und Taster, die Menschen mit Behinderung eventuell ohnehin schon nutzen, mit dem Xbox Adaptive Controller verbinden.

+ Individuellen Set-ups sind im Prinzip kaum Grenzen gesetzt – vorausgesetzt man kommt an die passenden Taster: Spezialisierte Taster für Fuß, Kopf, Knie, Fuß usw. lassen sich im Fachhandel bestellen oder sogar selbst basteln.

+ Der Xbox Adaptive Controller unterstützt zudem die Co-Pilot-Funktion, die auch auf regulären Xbox Controllern zur Verfügung steht. Über diesen Modus können sich zwei Spieler*innen die Bedienung aufteilen. Beispielsweise kann sich einer bewegen, die Kamera schwenken und der zweite übernimmt das Hüpfen. So können Nutzer*innen am Xbox Adaptive Controller im Team gemeinsam mit ihren Freund*innen am regulären Controller spielen. Auch für einen einzelnen Spieler kann die Funktion hilfreich sein, etwa wenn der Controller als zusätzlicher Analog-Stick verwendet wird.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)

Das Adaptive Gaming Kit von Logitech im Test

Das Adaptive Gaming Kit von Logitech wurde extra als vollständiges Starter-Set für den Xbox Adaptive Controller entwickelt, ist aber universell anschließbar – auch an den Hori Flex Controller. Die umfangreiche Auswahl an Tastern richtet sich insbesondere an Spieler*innen, die sich zum ersten Mal ein Set-Up mit einem Hub-Controller einrichten und noch nicht wissen, welche Taster und Buttons sich für ihre Anforderungen und ihren Spielstil am besten eignen. Da 3,5mm-Tasten meist einzeln verkauft werden und schnell teuer werden können, ist das Set eine vergleichsweise günstige Alternative, um sich auszuprobieren.

Im Adaptive Gaming Kit von Logitech enthalten sind: 4 leichtgängige Tasten, 2 variable Trigger, 3 kleine Tasten, drei große Tasten und zwei Gaming-Boards, auf denen die Knöpfe mit Klett befestigt werden können. Zusätzlich sind im Lieferumfang farbige Aufkleber enthalten, mit denen die Buttons nach der Konfiguration zur besseren Übersicht beklebt werden können.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)
Verfügbarkeit und Preis:

Das komplette Adaptive Button Set von Logitech ist für 99,99€ über die offizielle Logitech-Website bestellbar; es fallen keine Wartezeiten an. Im Vergleich zu einzeln erwerbbaren Tastern mit 3,5mm-Anschluss von anderen Anbietern fällt das gute Preis-Leistungs-Verhältnis auf.

Einrichtung:

+ Es ist keine besondere Einrichtung oder Ähnliches nötig. Prinzipiell müssen die Controller einfach nur ausgepackt und angesteckt werden.

+ An die Taster können Klettverschlüsse geklebt werden, um sie auf einem der beiden Gamingboards fixieren zu können.

+ Sobald man sich über die Belegung der einzelnen Taster im Klaren ist, können auch die farblichen Sticker für eine bessere Übersicht des Button-Layouts angebracht werden.

- Das Anbringen von Klettverschlüssen und Stickern kann für Menschen mit körperlicher Behinderung schwierig werden. Hier ist es empfehlenswert, wenn man sich bei der Ersteinrichtung Hilfe holt.

Adaptivität:

+ Trotz des Namens sind die Taster nicht nur mit dem Xbox Adaptive Controller kompatibel, sondern lassen sich auch mit anderen Hubs, wie dem Hori Flex, verbinden.

+ Mit den verschiedenen Tasten und Triggern lassen sich einige Set-ups ausprobieren. Das Set bietet genug Varianz, um verschiedene Layout-Optionen zu testen und verschiedene Bedürfnisse abzudecken.

- Es fehlen stabilere Buttons, die sich auch mit den Füßen bedienen lassen. Die enthaltenen variablen Trigger können hierfür laut Anleitung genutzt werden, sind aber zu klein und nicht stabil genug, um echte Kontrolle zu bieten.

- Im Testzeitraum von Gaming ohne Grenzen sind mehrere Taster ausgefallen, ohne dass sie sichtbaren Schaden genommen haben.

- Die Buttons sind nicht sehr stabil verarbeitet. Für die Bedienung mit Füßen oder für Menschen, die Tasten nicht empfindlich drücken können, ist das Set daher weniger gut geeignet.

- Es kam immer wieder zu Fehlfunktionen: Manche Buttons wurden von dem Hub nicht mehr erkannt und andere klemmten nach einiger Spielzeit, so dass sie von der Konsole “als dauerhaft gedrückt” gelesen werden.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)

Der Hori Flex Controller im Test:

Der Flex Controller von Hori für die Nintendo Switch ist, wie der Xbox Adaptive Controller, ein Gamepad-Controller, der als zentrales Hub für weitere Buttons und Taster dient. Da der Hori Flex Controller aber als ein klassischer USB-Controller von der Switch gelesen wird, sind die klassischen Knöpfe der Nintendo-Konsole auch noch einmal auf der Front des Gamepads vertreten, die genutzt werden müssen, bis alternative Taster an das Set angeschlossen werden. Für jeden der klassischen Switch-Eingabebefehle lassen sich benutzerdefinierte Buttons und Taster mit 3,5mm-Klinkenstecker an der Seite anstecken. Zusätzlich zu den 3,5mm-Anschlüssen bietet der Hori Flex außerdem zwei USB-Anschlüsse für Analog-Sticks.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)
Verfügbarkeit & Preis:

Aktuell ist der Hori Flex Controller nicht auf dem deutschen Markt verfügbar, kann aber aus den USA, England oder Norwegen bestellt werden. Zum Test von Gaming ohne Grenzen wurde der Controller aus den USA importiert und hat inklusive Versand und Zoll ca. 315€ gekostet. Durch den Import aus dem Ausland muss man gegebenenfalls einige Wochen auf die Lieferung des Hori Flex Controllers warten.

Einrichtung:

+ Die Konfiguration funktioniert im Prinzip sehr ähnlich zu der des Xbox Adaptive Controllers. Es kann eine Taste ausgewählt werden und dann bestimmt werden, als welche Taste sie gelesen werden soll.

+ Es können bis zu sechs individuelle Profile konfiguriert werden, zwischen denen einfach per Knopfdruck hin und her gewechselt werden kann.

+ Ein besonderes Feature: Auf einen Button können drei verschiedene Befehle gelegt werden. Diese werden ausgelöst durch 1.) normales Drücken, 2.) gedrückt halten und 3.) zweimal hintereinander drücken, zusätzlich lassen sich die Drück-Dauer und die Dauer der verschiedenen Intervalle individuell einstellen. Das hat den Tester*innen besonders gut gefallen!

+ Dadurch, dass bis zu drei Befehle auf einen Button gelegt werden können, kann die Menge der nötigen Buttons gegebenenfalls signifikant reduziert werden.

+ Es ist sogar möglich, den Hori Flex Controller mit einem Eye Tracker zu verbinden. Dies konnten die Jugendlichen bei Gaming ohne Grenzen leider nicht testen. Benötigt wird dazu neben dem Controller und einem Eyetracker ein HDMI-Videoaufnahme-Gerät sowie die passende Software.

- Der Hori Flex Controller wird als normaler USB-Controller von der Nintendo Switch erkannt, kann aber nicht standardmäßig über das Einstellungsmenü konfiguriert werden.

- Bietet ein Spiel also kein Button-Remapping im Spielmenü, ist eine Konfiguration auf Nintendo Switch selbst nicht möglich!

- Die detaillierte Konfiguration des Controllers ist nur auf dem Computer möglich, sobald man das dafür entwickelte Programm heruntergeladen hat, dessen Oberfläche nicht sehr intuitiv ist.

- Um einen Analog-Stick zu nutzen, muss ein zusätzlicher USB-Hori Controller angeschlossen werden. Wird der Controller an die linke Seite angesteckt, wird der linke Analog-Stick genutzt - wird die rechte Seite genutzt, funktioniert dementsprechend der rechte Analog-Stick. Daneben ist noch eine kleine Auswahl an externen Joysticks kompatibel. Diese sind jedoch sehr teuer.

(Copyright Anna Spindelndreier/helloyou.studio)

Welches adaptive Gaming-Zubehör ist nun das Richtige für mich?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle drei vorgestellten Produkten eine echte Alternative für Gamer*innen bilden, für die herkömmliche Gaming-Controller nicht geeignet sind. Abgesehen von den eigenen Ansprüchen entscheidet vorrangig die Konsole bzw. das Medium, auf dem man spielen möchte. Während der Xbox Adaptive Controller vor allem für Xbox- und PC-Spieler*innen interessant ist, ist der Hori Flex Controller besonders für Nintendo-Fans einen Blick wert. Wer sich noch nicht für ein Gaming-Medium entschieden hat, kann auch nach der verfügbaren Peripherie auswählen:

Wer adaptives Gaming als Anfänger*in erst einmal ausprobieren möchte, ist mit dem Xbox Adaptive Controller gut beraten, der Spieler*innen den Einstieg mit seiner intuitiven Einrichtung, seiner hohen Kompatibilität und dem vergleichsweise niedrigen Kaufpreis einfach macht. Auch für Gamer*innen die nach einer vergleichsweise günstigen Controller-Alternative suchen, sind hier gut beraten.

Auch das Adaptive Gaming Kit von Logitech lohnt sich vor allem für Anfänger*innen, die noch nicht wissen, welche Taster und Buttons sich am besten für ihre Bedürfnisse eignen. Günstiger wird es ein Button-Set, mit dem ein ganzes Set-Up konfiguriert werden kann, nicht geben. Allerdings sollten die verschiedenen Buttons aufgrund ihrer leichten Bauweise behutsam bedient werden.

Der Hori Flex Controller ist besonders für Spieler*innen interessant, die genau wissen, welche Peripherie sie in ihrem Gaming-Setup nutzen wollen und können; denn insgesamt bietet der Hori Flex das größte Individualisierungspotenzial des vorgestellten Zubehörs. Jedoch sollte man sich sicher sein, dass der Hori Flex Controller genau die richtige Lösung ist, sonst kommt durch den hohen Anschaffungspreis, die umständliche Bestellung, die lange Wartezeit und die vergleichsweise komplizierte Konfiguration schnell Frust auf.

Du möchtest auch, dass mehr Menschen den Spaß an Videospielen erleben können? Oder Dich hat die Neugierde gepackt, wie barrierefrei neue Spiele und Gaming-Accessoires sind? Dann besuche Gaming ohne Grenzen auf ihrer Website oder verfolge hier die Spieletest-Serie rund um Barrierefreiheit im Gaming mit congstar! Außerdem findest du hier noch mehr Infos zu den Gaming-Aktivitäten von congstar.

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