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Time Gentlemen, Please!

Ben there, Dan that!

So verschiebt sich der Spielfokus schnell vom ökonomischen Rätseln und Grübeln hin zum ausführlichen Suchen und Ausprobieren. Auch wenn ihr die Lösung bereits habt, werdet ihr erst einmal andere abstruse Ideen ausprobieren, nur um zu sehen, wie die beiden Helden reagieren und mit welchen schlagfertigen Bemerkungen sie euch als nächstes unterhalten.

Und hier merkt man dem Spiel seine britische Herkunft an. Die geschliffenen Dialoge könnten auch aus einer cleveren, nicht ganz jugendfreien britischen Sitcom Marke Coupling stammen. Ben und Dan hauen sich gegenseitig in die Pfanne, reißen schmutzige, aber intelligente Witze, sprechen Dinge aus, die kommerzielle Adventure-Helden niemals in den Mund nehmen würden und durchbrechen mit Gags über die eigenen schlechten Animationen, frühere Adventures, das Ende der goldenen LucasArts-Zeit regelmäßig die vierte Wand. Dabei verkommt das Spiel aber nie zur selbstreferenziellen Nabelschau.

Gut, Ben There, Dan That! ist jetzt nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss. Die Grafik ist oft arg simpel, das Spiel an sich ist recht linear, die Puzzles oft etwas zu offensichtlich und die Geschichte hinter all den Gags und Dialogen vergleichsweise dünn. Aber habe ich schon erwähnt, dass Ben There, Dan That kostenlos abgegeben wird?

Im prähistorischen Urwald kreuzen sich Ben und Dans Wege mit einem kubistisch anmutenden Vogel.

Und ausgerechnet dieses kleine, alberne Adventure, das die beiden Entwickler eher zum Spaß zusammengezimmert haben, schlug im letzten Jahr so hohe Wellen, dass Zombie Cow vor kurzem das rundum verbesserte Sequel fertig gestellt hat. Und das erweist sich nun tatsächlich als eines der cleversten und witzigsten Point & Click-Adventures aller Zeiten.

Der Titel Time Gentlemen, Please!, (ein wirklich nur für Briten verständliches Wortspiel: Will er schließen, ruft der Wirt des örtlichen Pubs diese Worte, um die Kundschaft zum Austrinken und Gehen zu animieren) deutet es bereits an: Dieses mal reisen Ben und Dan durch die Zeit. Das Sequel setzt im Vergleich zum Vorgänger wirklich in jeder Beziehung einen drauf. War Ben There, Dan That vor einem Jahr noch eine grafisch eher zweckmäßige Angelegenheit, pocht Time Gentlemen, Please! auf den vollen 2D-Charme. Parallax-Elemente im Vordergrund bringen ebenso Atmosphäre ins Spiel wie die hübscheren Figuren, die allerdings die bewusst dilettantischen Lauf-Animationen beibehalten. Das Interface ist eleganter, die Rätsel komplexer und der Humor noch eine Spur haarsträubender als im Vorgänger.

Im Gegenzug kostet das famose Sequel dann aber auch tatsächlich etwas mehr als der Erstling: War der noch umsonst, hätten die fleißigen Entwickler für Time Gentlemen, Please! einen stolzen Betrag von fünf amerikanischen Dollar, zum derzeitigen Kurs so grob über den Daumen gepeilt drei Euro, also etwa der Preis eines durchschnittlichen Getränks in eurer Lieblingskneipe.

Spiel im Spiel....

Und das, liebe Adventurefans, ist Time Gentlemen, Please! definitiv wert. Mit 90% aller modernen kommerziellen Adventures fährt dieses kleine Indie-Projekt gnadenlos Schlitten. Rätsel, Dialoge, Spielfluss – all das ist durch und durch vorbildlich und ausgereifter als bei den meisten großen Abenteuern, die auf DVD daherkommen und mindestens das zehnfache kosten. Gerade die Freiheit eines Independant-Spiels ist es, die Time Gentlemen, Please! so zugute kommt.

Bei kommerziellen Produkten wäre so mancher Gag und so manches Rätsel den Anzugträgern in der Chefetage zu heikel. Von der Entscheidung zugunsten einfacher, aber sympathischer 2D-Grafiken wäre vom PR-Department, das auf covertaugliche Rendereien besteht, abgeraten worden und irgendein Manager hätte dann auch auf durchgehende Sprachausgabe gedrängt und wäre damit dem umfangreichen Skript in die Quere gekommen.

Zum Glück blieb das Ben There, Dan That! und Time Gentlemen, Please! alles erspart. Die beiden Adventures sind echte Autorenspiele, denen man das Talent und die Motivation ihrer kleinen Entwicklercrew von vorne bis hinten anmerkt. Und gleichzeitig sind sie der digitale Beweis, wie viel ein stimmiges, cleveres Skript in einem Spiel wirklich wert ist. Deswegen kann ich nur noch mal betonen – wenn ihr die entsprechenden Englischkenntnisse habt, dann holt euch Ben und Dans Abenteuer auf euren PC. Etwas Besseres könnt ihr eurem Rechenknecht kaum tun.

Ben there, Dan that!:

Time Gentlemen, Please!:

Ben there, Dan that! und Time Gentlemen, Please! sind für euren PC erhältlich. Das eine umsonst, das andere für umgerechnet schlappe 3 Euro.

7 / 10

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