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Dante's Inferno

Inspiriert, kopiert und am Ende doch geläutert

Es vergeht jedoch viel Zeit, bevor ihr solche Macht habt. Und in dieser Zeit merkt man bei jeder Begegnung, dass man sich bei Dante auch sehr genau die beinahe fehlerfreie Spielbarkeit und den Spielfluss der Kämpfe von Kratos anguckte. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Etwas mehr als ein Dutzend grundverschiedener Feinde warten in oft genug zu ihren Gunsten abgestimmten Situationen, in denen reines Buttonsmashing nur selten zum Erfolg führt. Da es auch am Ende nur etwa 20 echte Kombos gibt, kann man diese auch ganz gut im Hinterkopf behalten und mitunter sinnvoll einsetzen. Ob ihr nun das Kreuz, die Sichel oder Magieunterstützung bevorzugt, das Kämpfen in der Hölle macht einfach Spaß. Alle Variationen bleiben bis zum Schluss frisch und erquicklich, sodass kein Kampf mit einem "Oh bitte nicht schon wieder" begrüßt wird.

Das liegt auch daran, dass ein gutes Maß an Abwechslung in das Spiel floss. Die Kämpfe wechseln sich mit Sprung- und Hangelpassagen ab, deren Qualität nicht abfällt und euch ein paar teilweise wirklich beeindruckende Blicke in die Hölle gewähren. Nur dass ihr diese Eindrücke nicht ganz frei bestimmen dürft. Als ich sagte, dass man sich sehr dicht an God of War orientierte, hofften einige vielleicht, das damit nicht die fixe Kamera gemeint sei. Doch, ist sie. Rührt sich keinen Millimeter, das Ding. Mit dem rechten Stick wird nicht geschwenkt, sondern ausgewichen. Das klappt gut, aber es gibt ein paar Stellen, an denen man sich wünscht, doch mal das Bild drehen zu können. Sei es nun, weil ein Dämon direkt vor einem steht, man nicht ganz genau erkennt, ob man schon genau über dem nächsten Seil balanciert oder einfach nur mal Schau-ins-Land spielen möchte. Die gute Nachricht ist, dass die die fixe Perspektive zum Glück an keiner Stelle zum echten Problem wird.

Was noch fehlt, um die God-of-War-Kopie perfekt zu machen, sind Rätsel. Und natürlich fällt Dante auch dazu etwas ein. Ein oder zwei dieser Herausforderungen sind wirklich sehr gut entworfen und es macht Spaß, daran zu knobeln, wie man dem Teufel entkommt, der einfach mal die Gesetze der Physik nur für Dante ausgehebelt hat. Der Rest besteht aus ein wenig Schieben, ein wenig an Schaltern drehen - nichts was einen stört, aber eben auch nichts, das euch wirklich zufrieden weiterziehen lässt. Die Entwickler haben kurz gezeigt, dass sie das besser hinbekommen können, nur hätten sie das ruhig auch ein öfter mal machen sollen.

Dante's Inferno - Ketzerei

Nach dem ersten Durchgang kann man entweder mit seinen Fertigkeiten noch einmal starten und sich so hochgepowert in die höheren der vier Schwierigkeitsgrade wagen oder eine Runde Ausdauerfights in der Höllen-Arena wagen. Letztlich muss euch aber klar sein, dass Dante zu den Spielen gehört, die von ihrem ersten Durchlauf leben. Kennt ihr die Story, war es das. Keine Verzweigungen, keine verschiedenen Enden. Nach etwa zehn Stunden wisst ihr, was los ist. Zumindest sorgen die Härtegrade dafür, dass alle Spieler glücklich werden sollten. Wer weiß, dass er besser ist, sollte allerdings auch gleich ein wenig höher einsteigen, denn ganz so hart wie einige der Genrekonkurrenten ist Dante am Ende nicht. Griechenland ist offensichtlich ein tougherer Ort als die Hölle. Eine Tatsache, das ich bei meiner nächsten Urlaubsplanung im Hinterkopf behalten sollte.

Zum Abschluss noch eine Anmerkung am Rande: Ende April kommt ein DLC-Paket für Dante. Es wird ein wenig neue Story geben, eine neue Figur - die heilige Lucia, die Dante im Gedicht im Buch Inferno an einigen Passagen zur Seite steht, und einen Multiplayer-Teil. Koop sogar. Es ist noch nicht ganz klar, ob man die gesamte Story dann zu zweit spielen kann oder ob es nur Arena-Level geben wird, aber ansonsten inklusive eigener Spielmodi und Ranking-Listen. Es ist ein wenig schade, dass dieser Teil erst später folgt, denn so ein Set an (vermutetem) Mehrwert hätte Dante noch ein wenig höher in der Gunst steigen lassen können. Aber so: Mal gucken, was wir im Frühling dazu sagen werden, wenn dann auch der Preis feststehen wird.

Wie sein Protagonist versündigt sich Dante´s Inferno zu Beginn schwer, nur um sich dann auf einer harten und langen Reise zu läutern und mit einem furiosen Finale zu schließen. Am Ende wird man sich kaum noch an die schwache erste Stunde erinnern, sondern an die vielen, epischen, großartigen Momente, die die Hölle zu bieten hat. Es hat vielleicht nur bedingt was mit der Vorlage zu tun, aber als Story in einem Videospiel funktioniert das hier absolut perfekt und lässt einen zufrieden und im eigenen Videospielerleben bereichert zurück.

Für das Gameplay gilt das in weitesten Zügen auch. Als Copy&Paste von Kratos konnte da ja auch nicht so viel schief gehen, außer natürlich, dass Dante jetzt nicht an dem Plagiatsvorwurf vorbeikommt. Aber besser gut kopiert als schlecht entworfen und sowohl Kämpfe als auch Rätsel- und Geschicklichkeitspassagen liegen auf einem angenehm hohem Niveau. Ich glaube nicht, dass Dante ein Spiel sein wird, von dem noch viele in ein paar Jahren reden werden. Sie werden weiter über Kratos philosophieren. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich für meinen Teil an Dante erinnern und dabei ganz sicher nicht schlecht an diesen Höllentrip zurückdenken werde.

Dante´s Inferno ist ab dem 4. Februar für Xbox 360 und PS3 zu haben. Eine PSP-Version folgt am 25. Februar.

8 / 10

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