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Dead Space

(Alb-)traumhaft

Der mittlere Schwierigkeitsgrad bleibt bis auf ein paar eher unfaire Stellen stets moderat und bietet genau die richtige Portion Härte. Eine Stufe darüber stecken die Gegner deutlich mehr weg und Ihr habt ständig Probleme mit Eurer Munition. Es gibt zwar auch Nahkampfattacken, um zum Beispiel einem stark angeschlagenen Monster den Garaus zu machen. Aber ohne eine Kreissäge am Arm fallen diese eher schwächlich aus. Immerhin passt der Titel die auffindbaren Gegenstände an Euer aktuelles Waffenarsenal an. Ihr findet neben Energieknoten und Credits nur Munition für Eure aktuellen Schießprügel.

Käuflich erwerbbar sind Werkzeuge, Rüstungen und Munition aber erst, nach dem Ihr entsprechende Schemata gefunden habt. Also stets fleißig die Level absuchen und auch mal abseits der Haupt-Mission bewegen. Damit Ihr in den verwinkelten Leveln nicht die Übersicht verliert, gibt es neben einer detaillierten 3D-Karte auch einen praktischen Leuchtpfad. Dieser kommt nicht ganz so aufdringlich wie bei Fable II, sondern muss erst per Knopfdruck aktiviert und im Stehen ausgeführt werden.

Trotzdem presst dieses Feature Dead Space bei Nutzung in ein sehr lineares Korsett, das die verzweigte Umgebung etwas ad absurdum führt. Wenn Ihr auf Erforschung steht, tut Euch selbst einen Gefallen und nutzt das Feature nur im Notfall. Meine Wenigkeit ist ja eher etwas ungeduldig, weshalb ich die Krücke eigentlich ununterbrochen verwendet habe. Immerhin könnt Ihr Euch dadurch nie verlaufen und werdet bis auf ganz wenige Ausnahmen sicher zum Ziel geführt. Zum Ende hin müsst Ihr einige Wege mehrfach zurücklegen. Das so genannte Backtracking ist zwar nervig, aber durch die hervorragende Atmosphäre gerade noch so zu verschmerzen.

Schwerelosigkeit

Abseits dieser winzigen Neuerungen greift Dead Space auch jede Menge Standards auf. Die diversen Endgegnerkämpfe bieten schön farblich markierte Schwachstellen oder zur Vernichtung eines ständig regenerierenden Monsters eingesetztes Levelinventar. Diese leichte Ideenlosigkeit wirkt sich nicht allzu dramatisch auf die Motivation aus, macht aber den kleinen Unterschied zwischen einem erstklassischen Spiel und einem Klassiker aus. Zum Glück wird beim Thema Immersion Neuland betreten.

Statt den Spieler mit dem Aufrufen des Inventars, der Karte oder von Video-Nachrichten aus dem Spiel zu reißen, wird alles per Hologramm in den Raum geworfen. Dieser Effekt sieht nicht nur gut aus, sondern erlaubt es Euch die Umgebung im Auge zu behalten, während Ihr Informationen abruft. Im Gegensatz zu Resident Evil hält das Spiel nämlich in solchen Situationen nicht an, es läuft ohne Unterbrechung weiter. Die restlichen Informationen, wie Lebens- und Stasis-Energie, werden direkt auf Eure Rüstung projiziert, die verbleibende Munition auf die Waffe. Schade, dass die Entwickler nicht eine ähnlich glaubwürdige Darstellung für das Speichersystem (Speicherpunkte sind Dutzendfach verteilt) wählten, aber zumindest auf der PS3 (Nutzung der Media Oberfläche) wäre dies auch nicht ohne weiteres möglich.

Getragen von diesen netten Details schraubt sich die Atmosphäre gemeinsam mit der schrecklich-schönen Grafik und dem angsterzeugenden Sound in immer verstörendere Höhen. Maschinelles Rauschen, flackernde Neon-Röhren und das Kreischen der Necromorphe verwandeln einige Abschnitte in einen emotionalen Spießrutenlauf. Die Unterschiede zwischen den Systemen sind marginal. Effekte und Texturen wirken auf der Xbox 360 einen Tick besser, was sich aber nur mit der Lupe erkennen lässt. Die PC-Version soll komplett inhaltsgleich sein und mehr Details bieten. Überprüfen konnten wir diesen Umstand aber noch nicht.

Auf welche Stelle muss Isaac wohl schießen?

Nicht jede Textur wird den Ansprüchen an ein Next Generation Spiel gerecht, doch der Gesamteindruck befördert den Titel optisch locker an die Genre-Spitze. Natürlich nutzt sich das Szenario nach 15 Stunden genauso ab wie die rund 8-10 unterschiedlichen Kontrahenten. Für ein Survival-Horror-Spiel präsentiert sich Dead Space aber sehr abwechslungsreich und spornt Genre-Fans zu einem ebenso spannenden zweiten Durchgang an.

Dead Space ist durch und durch ein EA-Produkt. Im positiven Sinne. Als Paradebeispiel für geniale Videospielunterhaltung zeigt es, wie man mit einem talentierten Entwicklungsteam, genug finanziellen Mitteln und erstklassigen Inhalten Meisterwerke aus dem Boden stampft. Durchgeplant bis zum letzten Pixel entsteht ein Titel, der zum Erfolg verdammt wurde. Vielleicht keine Innovationsbomben a la Deus Ex, Half-Life oder Portal, dafür aber 15 spannende Stunden mit einem Best-Of des Science-Fiction- und Horror-Genres.

An moderne Klassiker wie Resident Evil 4 kommt Dead Space aber trotzdem nicht heran. Das liegt vor allem an der zu offensichtlichen Wiederverwertung bekannter Ideen, ein paar mit Backtracking gestreckten Szenen und der etwas einfallslosen Geschichte. Nichtsdestotrotz kann man den Titel für Fans des Genre als Spiel des Jahres bezeichnen. Atmosphäre, Grafik und Gameplay sitzen perfekt und werden Euch über die gesamte Spielzeit in den Sessel pressen. Vorausgesetzt, Ihr ertragt den Schrecken, den Euch Dead Space an jeder Ecke entgegen wirft, werdet Ihr mit meinem ganz persönlichen Highlight 2008 jede Menge schaurigen Spaß haben. Viel Spaß mit Euren Albträumen, der Marker ruft nach Euch!

Dead Space erscheint ungekürzt am 6. November für Xbox 360, PS3 und PC in Deutschland. In Österreich und der Schweiz ist es ab dem 24. Oktober erhältlich.

9 / 10

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