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Herr der Ringe Online: Schatten von Angmar

Der WoW-Killer aus Mordor?

Abgesehen davon bestehen auch gewisse Klassenabhängigkeiten: Ohne Wächter (Defensiv-Tank) und Heiler seht Ihr in den gefährlicheren Instanzen und Verließen kaum Land. Das liegt aber nicht am Kampfsystem, denn das ist quasi Idioten-sicher konzipiert und lehnt sich an dem an, was man bereits aus anderen MMOGs kennt: Sobald Ihr einen Feind attackiert (oder dieser Euch) zückt Ihr Eure Waffe und kloppt auf ihn ein - automatisch. Wer effektiver kämpfen möchte, setzt natürlich seine unterschiedlichen Skills ein, die sich selbstverständlich über Schnellzugriffsleisten aktivieren lassen. Insgesamt ist die Action sehr nahkampflastig, da es aufgrund der Story-Limitierung in Mittelerde nur sehr wenige, sehr mächtige Magier gibt. Folglich verzichtet Turbine auf deren Implementierung.

Der Clou am Gruppenkampf sind jedoch die Gefährten-Heldentaten. Das sind spezielle Gruppenkombos, mit denen Ihr bei korrekter aktivierter Reihenfolge den Monstern zusätzlichen Schaden zufügt oder Eurer Gruppe Moral (Gesundheit) oder Kraft (Ausdauer) verschafft. Dieses für Online Rollenspiele innovative Feature verlangt Euch zwar durchaus Kommunikationsfähigkeiten mit euren Teamkameraden ab, aber es lohnt sich! Gerade gegen härtere Feinde kann diese Fertigkeit den ausschlaggebenden Faktor ausmachen.

Individualität, so weit das Auge reicht

Neben den Grundpfeilern Quest- und Kampfsystem gehört bei Rollenspielen vor allem die Weiterentwicklung der eigenen Spielfigur zu den Eckpfeilern. So auch bei HdRO. Die Möglichkeiten der Individualisierung zeigen sich allerdings deutlich vielfältiger als bei der Konkurrenz. Wie gehabt bildet Ihr Euer Alter-Ego nach jedem Levelaufstieg beim Trainer aus und erhaltet neue Skills. Darüber hinaus sammelt Ihr im "Buch der Taten" weitere Fähigkeiten für das Erledigen von verschiedenen Aufgaben. Viele davon absolviert Ihr praktisch nebenbei, wie zum Beispiel das Entdecken neuer Gebiete oder versteckter Ruinen und geheimer Manuskripte. Andere erhaltet Ihr durch das Metzeln von Orks, Spinnen oder das Einsetzen Eurer Skills. Als Belohnung winken aber nicht nur neue Fertigkeiten. Auch Titel, wie "Netzschlitzer" oder "Bewahrer der Ered Luin", fallen als Nebenprodukt für Euch ab.

Zusätzlich erhaltet Ihr mit Levelaufstiegen so genannte Schicksalspunkte. Diese investiert Ihr für temporäre Verbesserungen. Etwa schnelleres Laufen, einen höheren Rüstfaktor und so weiter und so fort. Je länger die Wirkung andauert, desto mehr kostet die Fähigkeit. Apropos Schicksalspunkte: Die heimst Ihr übrigens auch ein, wenn Ihr Euch ins Monsterplay stürzt - der PvP-Variante von Der Herr der Ringe Online. Sobald Ihr Level 10 erreicht habt, geltet Ihr als Held und greift über die "Grausamen Wahrsagerteiche" auf dieses Spielfeature zu. Per Standard wählt Ihr dabei eine böse Spielfigur, beispielsweise Ork oder Warg, und terrorisiert gute Spieler in der Zone namens Ettenöden. Allerdings hat die Sache zumindest derzeit noch einen Haken: In der Rolle Eures guten Charakters dürft Ihr dieses Gebiet erst ab Level 40 betreten und zum jetzigen Zeitpunkt, also kurz nach dem Launch des Titels, finden sich kaum Spieler mit solch „hoher“ Stufe. Kurz: Viel Viel ist im PvP-Bereich noch nicht los.

Ablenkung ganz anderer Art versprechen Handwerksberufe, mit denen Ihr Gegenstände verschiedenster Art herstellt. Dafür stehen Euch Professionen wie Rüstungs- und Waffenschmied, aber auch Entdecker oder Historiker zur Verfügung. Alle Handwerker üben drei Berufszweige aus. Rüstungsschmiede etwa verdingen sich als Schürfer, Schmied und Schneider. Nervig ist jedoch bisweilen, dass man für bessere Gegenstände trotzdem immer auch Zutaten anderer Berufe benötigt und so ständig aufs Handeln oder den Zukauf angewiesen ist. Das ist natürlich gerade am Anfang störend, da jedes Silberstück zweimal umgedreht wird und keiner etwas zu verschenken hat. Umso schlimmer fällt da einer der wenigen wirklichen "Spielverderber" ins Gewicht: Das Reparieren von beschädigten Gegenständen ist momentan viel zu teuer. Schon wer ein- oder zweimal getötet wird, muss bald Unsummen für eine Total-Reparatur hinblättern und verkommt zum armen Helden. Potenziert wird dieses Problem, weil gleich alle Items im Rucksack denselben Schaden davontragen. Selbst wenn Ihr nur Sturzschaden erleidet, zieht das alle Gegenstände, die Ihr bei Euch tragt, in Mitleidenschaft.

Herrliche Optik

Abgerundet wird Der Herr der Ringe Online durch ein optisches Ambiente, das momentan im MMOG-Sektor sicher einzigartig ist und die tolle Atmosphäre mit blühenden Landschaften, kargen Bergwelten, den liebreizenden Landen der Elben oder halbzerstörten Ruinen bereichert. Kaum eine Gegend ähnelt der anderen - hier fällt Laub von den Bäumen, dort fliegen Vogelschwärme umher, Kühe weiden, enorme Wasserfälle donnern ins Tal und laden oft genug auch einfach zum Verweilen ein. Schade ist, dass wir die aus den Filmen vertraute Musik mangels Lizenz nicht zu hören bekommen. Der gebotene Soundtrack klingt zwar recht nett, ordnet sich dem Geschehen bisweilen aber zu sehr unter und verströmt ein allzu ruhiges Ambiente. Passt demnach nicht so ganz zu den gefährlichen Abenteuern.

Bei epischen Quests benötigt Ihr häufig Hilfe. Auch von NPCs wie Tom Bombadil.

Nun noch etwas in eigener Sache: Ihr habt Euch während des Lesens sicherlich gefragt, wann wir all diese Erfahrungen sammeln konnten. Pre-Order-Kunden durften das Spiel schon knapp 13 Tage vor dem offiziellen Launch betreten. Wir haben also bereits zwei Wochen lang ausgiebig mit der Retail-Version gespielt. Daher können wir zwar noch nicht allzu viel über das Endgame (also Level 40 und darüber) berichten, erlebten aber aus nächster Nähe, wie sich Codemasters Online Gaming kräftig blamierte. Zum einen hat der Publisher kurzerhand die Inhalte der Special- und Collector's Edition zum Nachteil der Käufer "angepasst" (Sachen fehlten, "Stoff"-Karte war aus Pergament, etc.). Zum anderen waren am angepeilten Verkaufsstart gar nicht genug Exemplare erhältlich - was sich allerdings laut Aussage auf Lieferprobleme bei einigen Händler zurück führen ließ. Mickriges Trostpflaster: Ein Teil der fehlenden Sachen aus den Editionen wird laut offizieller Stellungnahme nachgereicht. Und die enttäuschten Vorbesteller dürfen nun bis zum 27. April zocken, bevor sie eine Vollversion anmelden müssen. Solch ein Malheur hat dem gelungenen Titel nicht gerade zu einem glanzvollen Auftritt verholfen.

Stößt Der Herr der Ringe Online den Referenztitel World of WarCraft vom Thron? Spieltechnisch und inhaltlich hat es sicher das Zeug dazu. HdRO überzeugt in erster Linie durch ein absolut flüssig ablaufendes Gameplay und ist zum Start deutlich weiter (und fehlerloser) als fast alle Genre-Vertreter bisher. Besonders gelungen ist die einzigartige Atmosphäre, die den Spieler sofort nach Mittelerde versetzt und ihn aktiv an der epischen Quest der "Gefährten" um Frodo, Aragorn und Gandalf teilhaben lässt. Größtenteils umschifft Entwickler Turbine dabei die üblichen Fehlerklippen und auch der Community-Support funktioniert derzeit scheinbar tadellos.

Das eingängige Kampfsystem sowie das übersichtliche Interface verschaffen zudem Anfängern eine ideale Startposition, Frustmomente sind daher praktisch auszuschließen. Wie spannend das Monsterplay-Feature wirklich ist, werden wir erst in einigen Wochen beurteilen können, wenn genug Spieler jenseits der Level 40-Marke an den PvP-Kämpfen teilnehmen. Für mich persönlich ist Der Herr der Ringe Online mit seinem Quest-basierten Gameplay definitiv deutlich attraktiver als die Monster-Metzel-Grinds der Konkurrenz.

9 / 10

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