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Deutscher Computerspielpreis 2010

Die Mitte der Gesellschaft

Wohin sie sich allerdings hinbewegt, ist etwas fraglich. Denn die Branche, die man am letzten Donnerstag nominiert und ausgezeichnet hat, ist nicht wirklich die, die in der so genannten Realität existiert. Zumindest nicht komplett. Hier wird eine Branche beschwört in der alle Spiele pädagogisch im besten Schulbuch-Sinne sind, so, dass man sie in einen schönen Kultur-Bilderrahmen stellen kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen. Es geht um das Miteinander und ums Lernen.

Es ist der Wunsch nach einer perfekten Welt. Dass es die nicht gibt, brauche ich hier nicht zu erwähnen. Kunst und Kultur sind immer ein Spiegel der Gesellschaft. Oder wie Nietzsche sagte: "Kultur ist die Einheit des künstlerischen Stiles eines Volkes." Und der künstlerische Stil eines Volkes ist nicht immer sauber. Begreift man Spiele als Kulturgut, die auch eine zeitgeschichtliche Relevanz haben, muss sich doch gerade heute das Medium auch mit Themen wie Krieg und Gewalt auseinander setzen.

Nur zwei der Gewinner des Abends.

Am besten wurde die Schere zwischen Absicht und Wirklichkeit deutlich, als Stefan Reichert, Chef von Aruba Events und Mitveranstalter, zu Wort kommt und es den lautesten Applaus des Abends gibt: "Auch ein Spiel mit USK 18 kann kulturell wertvoll sein." Der Saal tobt. Fast möchte man ihn umarmen. Passenderweiser ergänzt Oli P.(!) das noch später, als er dem Publikum erzählt, dass der durchschnittliche Spieler in Deutschland 29 Jahre alt sei. Die Preise an dem Abend sind nur zum Teil für diese Leute.

Dennoch ist der Wunsch des Staatsministers verständlich. Was würde die Presse wohl schreiben, wenn ein "Killerspiel" einen aus Steuergeldern finanzierten Preis bekommen würde? Wir werden es vielleicht nie erfahren. Und so ist auch die einfach zu kritisierende Fixierung des Deutschen Computerspielpreises 2010 auf Kinder und Jugendliche, auf das oft wiederholte Lob für Titel, die konstruktives Miteinander fördern, auch ein bisschen langweilig.

Der Konflikt ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sich der jahrzehntelange Graben zwischen Politik und Wirklichkeit endlich schließt. Langsam, aber sicher. Dabei war und ist auch in der Zukunft mit Problemen zu rechnen.

Die Party danach.

Auch sonst ist das Fazit der Veranstaltung positiv. Der Ort, wenn auch zu heiß, ist passend und modern, die Musikeinlage von Miss Platnum laut und die Moderationen meistens kurz, knapp und auf den nötigen Punkt gebracht. Das ganze wird in schlanken 90 Minuten abgehandelt und danach lädt man zur Aftershowparty, die genauso gut auf der GDC Europe oder der gamescom hätte sein können.

Es ist dann doch ein Familientreffen, auch wenn manche im Abenddress immer noch etwas verkleidet wirken. Aber das sagt ja auch was über die Branche aus, die nicht ganz unfreiwillig im Hintergrund agiert. Wer wirklich in die Mitte der Gesellschaft will, muss sich dieser eben auch öffnen und dafür war der Abend ein guter nächster Schritt.

Und hier, zum Abschluss, noch mal die Ergebnisse mit den Preisgeldern für alle, die auf Bild.de doch bei der Pferdestory hängengeblieben sind:

Bestes Deutsches Spiel (100.000 Euro)
Anno 1404

Bestes Kinderspiel (75.000 Euro)
Capt’n Sharky

Bestes Jugendspiel (75.000 Euro)
The Whispered World

Bestes mobiles Spiel (50.000 Euro)
Giana Sisters

Bestes Serious Game (50.000 Euro)
ExperiMINTe

Bestes Browsergame (50.000 Euro)
WeWaii

Bestes Konzept aus Studentenwettbewerb (35.000 Euro)
Night of Joeanne

Bestes Konzept aus Schülerwettbewerb (15.000 Euro)
GooseGogs

Bestes Internationales Spiel (Ohne Preisgeld)
Dawn of Discovery/Anno 1404

Der Deutsche Computerspielpreis wird vom Bundesverband der Entwickler von Computerspielen e.V. (G.A.M.E.), dem Bundesverband Digitale Wirtschaft e.V. (BVDW) und dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) unter der Leitung von Kulturstaatsminister Bernd Neumann ausgerichtet.

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