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Tiebreak: Schon im Early Access starke Konkurrenz für Top Spin 2K25

Vorteil für den Underdog?

Jahrelang gibt es kein virtuelles Tennis und dann kamen auf einmal AO International Tennis, Tennis World Tour, Full Ace Tennis Simulator und Andere heraus, bis sich zuletzt sogar Altmeister Top Spin 2K25 zurückgemeldet hat, um dieser Tage endlich die Rückkehr der großen Serie zu feiern. Ich würde es daher niemandem verübeln, wenn so langsam mal die Frage aufkommt: Wozu braucht man eigentlich jetzt dieses Tiebreak: Official Game of the ATP and WTA?

Gut, da ist natürlich die hochoffizielle Lizenz, dank der man mit mehr als 100 originalgetreuen Profis auf den Plätzen der WTA- und ATP-Touren steht – beziehungsweise stehen wird. Denn aktuell befindet sich Tiebreak mit einer inhaltlich eingeschränkten Version noch im Early Access auf Steam und soll erst in den kommenden Monaten mit weiteren Spielern, Turnieren, sowie einer Karriere und anderen Spielvarianten vervollständigt werden, bevor es vor Jahresende auch auf PS5, PS4, Xbox One, Xbox Series X/S und Nintendo Switch erscheinen soll.

Und falls ihr euch jetzt wundert: Die vier Grand Slams sind ihr eigenes Ding und rein rechtlich kein Teil der WTA- und ATP-Meisterschaften. Aber Lizenz ist ohnehin nicht alles und umso besser ist es, dass Tiebreak auch eine andere spielerische Idee verfolgt als das aktuelle Top Spin. Im Gegensatz zu dessen überlebensgroßer Farbenfreude bleibt es visuell zum Beispiel bodenständiger und hält sich auch während der Matches mehr an eine reale Tennisübertragung als der große Konkurrent.

So ist man etwa beim Münzwurf dabei und entscheidet beim Gewinn, ob man zuerst aufschlagen oder den Ball annehmen möchte. Die Profis freuen sich wesentlich verhaltener über gewonnene Punkte und man kann nach jedem Ballwechsel selbst entscheiden, ob sie das überhaupt tun oder sich darüber ärgern sollen.

Abgesehen davon mag ich es sehr, dass die Schiedsrichter auch mal um Ruhe bitten und dass die Spieler beim Seitenwechsel kurz auf der Bank sitzen oder den Schläger wechseln, während die Pause mit Musik beschallt wird. Manchmal sieht man auch, wie sie die Ballkinder um Bälle bitten. Mir gefällt das neue Top Spin sehr! In gewisser Weise fühle ich mich hier aber tatsächlich eine Ecke wohler.

Tiebreak: Official Game of the ATP and WTA

Wobei diese Bemerkung mit Abstrichen zu genießen ist. So stilvoll Tiebreak nämlich Tennis präsentiert, so sehr spürt man die technischen Einschränkungen, mit denen das geschieht. Immerhin kann man einige der lizenzierten Gesichter zwar leicht erkennen – bei anderen fällt das ohne einen Blick auf die Einblendungen allerdings schwer. Und was gar überhaupt nicht geht, das ist die falsche Aussprache mancher Top-Athleten seitens der Schiedsrichter. Oder kennt ihr eine gewisse Shivan… oder so, ihres Zeichens aktuelle Weltranglistenerste?

Vielleicht ändert Big Ant Studios daran ja noch etwas. Und richtig: Das ist das Studio, von dem auch AO Tennis sowie das zweite Tennis World Tour stammt – alles Titel, mit denen ich spielerisch überhaupt nicht warm wurde. Zu viele Automatismen, eine ungemütliche Trägheit und eine unbequeme Steuerung zeichneten die aus. Von daher war ich mehr als skeptisch, als ich in diesen Tiebreak gestartet bin.

Und alle Achtung: Von den alten Schwächen ist kaum noch etwas übrig! Was zum einen schon mal daran liegt, dass Big Ant endlich darauf verzichtet, die virtuellen Profis automatisch zum Ball rennen zu lassen – natürlich nur, falls man sich dafür entscheidet, das in den Optionen so einzustellen. Hinzu kommt außerdem ein Element, das mich an das starke Full Ace Tennis Simulator erinnert: Hält man vor dem Schlag die linke oder die rechte Schultertaste gedrückt, bereitet sich das Alter Ego darauf vor, mit dieser Seite zu schlagen.

In Full Ace ist das sogar Pflicht, was ebenso klasse wie komplex ist. Hier hat man’s einfacher, da es auch reicht, einfach die gewünschte Taste für Top Spin, Slice oder geraden Schlag zu drücken. Das Ziehen der richtigen Schultertaste sorgt lediglich dafür, dass man gefährliche Bälle etwas besser erreicht und sie genauer retourniert. Außerdem gibt es im Gegensatz zu Top Spin 2K25 einen besonders schnellen, manuellen Sprint. Man hat hier also mehr Kontrolle über den Spieler.

Timing spielt dabei übrigens eine untergeordnete Rolle. Wissen sollte man nur: Je länger man eine Taste gedrückt hält, desto kraftvoller fällt der Schlag aus. Man darf das allerdings nicht übertreiben, denn wer zu lange die Kraft auflädt, der drischt das Filz weit über die Grund- oder Seitenlinie hinaus.

Zusätzlich fliegt der Ball umso weiter in eine Ecke, je länger man per Analogstick in die entsprechende Richtung zielt. Das kann man nicht übertreiben – es ist im Gegenteil sogar oft sehr wichtig, möglichst weit auf die gegnerische Seite zu zielen, da zu kurz gespielte Bälle mit hoher Wahrscheinlichkeit im Netz landen. Und dazu zählen auch solche, die man mitten im Lauf schlagen muss.

Dass die Bedeutung der Tiefe in dieser Art auf die Steuerung übertragen wird, kenne ich aus anderen Simulationen noch nicht, und es gefällt mir ausgesprochen gut. Denn natürlich ist es schwierig, einen Ball an die gegenüberliegende Grundlinie zu drücken, wenn man ihn erst spät erreicht.

Nun ist aber auch Tiebreak weit davon entfernt, perfektes Tennis zu inszenieren. Dafür schlägt die KI zu viele Bälle longline anstatt cross und dafür laufen viele Ballwechsel auch zu sehr nach dem gleichen Muster ab. Das ist alles nicht extrem weit von der Realität entfernt, zumal man Winner auch hier unter anderem durch eine clevere Schlagwahl herausarbeiten kann. In Sachen taktische Tiefe hat Top Spin 2K25 aber ganz eindeutig die Nase vorn.

Weshalb ich unterm Strich auch noch keinen Gewinner zwischen den beiden Konkurrenten sehe. Ich mag die nüchterne Art und Weise, mit der mich Tiebreak an das Tennis im Fernsehen erinnert. Und auch die Ballwechsel fühlen sich weitgehend gut an. Denen fehlt nur eine Idee taktische Abwechslung, während die Präsentation den Wiedererkennungswert vieler Profis missen lässt.

Und noch ist übrigens gar nicht klar, wie genau die Karriere aussehen wird. Zuletzt hat Publisher Nacon aber angekündigt, dass man in der Novak Djokovic Slam Challenge Höhepunkte aus der Karriere des Jokers nachspielen kann, die er wohl sogar selbst ausgesucht hat. Bekannt ist nicht zuletzt, dass es auch hier eine Online-Meisterschaft beziehungsweise -Rangliste geben wird.

Schon deshalb werde ich Tiebreak: Official Game of the ATP and WTA im Auge behalten. Denn so unscheinbar es vielleicht wirkt, so wertvoll könnte es als richtig gute Alternative zu allem sein, was in Sachen Filzball derzeit über die Monitore flimmert.

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