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Die Siedler - Aufstieg eines Königreichs

Ich kam, sah und ...suchte die Bienen

Die Bauwerke selbst weisen hierbei spezifische Erkennungsmerkmale auf, die dem jeweiligen Produktionszweig entspringen, und geben überdies visuellen Aufschluss über den derzeitigen Warenbestand. Wurstkränze sammeln sich an einem Haken der Fleischerei, während der ansässige Metzger – dickbäuchig und mit starken Armen – behände sein blutiges Handwerk am Hackbrett verrichtet und wenig später die Fleischstücke zur weiteren Veredelung ins Innere des Hauses trägt. In einer Bäckerei lugt im hinterem Bereich eine Mühlsteinkonstruktion hervor, an der die Gesellen das Weizenkorn zu Mehl zermahlen, und der Imker kümmert sich liebevoll um den Naturbau seiner Bienchen, die den Honig, der zur Veredelung bei der Bierherstellung benötigt wird, beisteuern.

„Jedes der Gebäude verfügt über mehrere Animationen“, verkündet Benedikt mit einem Anflug von Stolz in seiner Stimme. Und stolz kann er wahrlich sein. Speziell die Belagerungswerkstatt verdeutlicht, wie wichtig dem enthusiastischen Entwicklerteam der Animationsgrad, die spürbare Lebendigkeit ist. Ein Siedler dreht in einem Laufrad fleißig seine Runden, liefert so die nötige kinetische Energie, damit ein gewaltiger Greifarm eine Kiste packt und zu einer anderen Stelle hievt. Niedlich – und doch faszinierend.

Bei solch einer großen Menge an Eindrücken, die sich an jeder Ecke und Kante präsentieren, ist es leicht zu verschmerzen, dass einige altbekannte Handwerksbetriebe und -berufe auf der Strecke geblieben sind. Beispielsweise das Sägewerk, der Förster, die Mühle, die Schmelze und auch der Geologe. Aber wie gesagt: Leicht zu verschmerzen.

Zum einen wurden kurzerhand die Zwischenstationen mit den Endstätten zusammengefasst (Bäckerei mit integrierter Mühle, Holzfäller schneidet Bretter zurecht, usw.) und die Flora erfuhr eine Wachstumsrate. Zum anderen will man so der Übersichtlichkeit zuarbeiten, die ansonsten in Verbindung mit den neuen Gebäuden (Käsemacher, Zimmerer, Kunstschmied, etc.) hätte leiden können. Schließlich kleidet sich Die Siedler – Aufstieg eines Königreichs in ein wesentlich anspruchsvolleres Gewand als sein direkter Vorgänger. Stichwort: Jahreszeiten, Klimazonen, Bedürfnisse.

Der Winter kehrt ein, die Nahrung wird knapp.

Verdüstert sich nämlich in den kalten Wintermonaten der Himmel und Schneeflocken tanzen über die Kulisse, sucht der Getreidebauer vergeblich die vereisten Felder nach Weizen ab. Binnen weniger Sekunden (ein Monat ist 2,5 Minuten lang) frieren zudem die Seen ein und halten die Jagdgründe für den Fischer unter Verschluss. Die Herstellung der Nahrung kommt – falls nicht zuvor das Lager reichlich mit Rohstoffen eingedeckt wurde – zum Erliegen.

„Wir wollen, dass der Spieler das Gefühl hat, in einer echten Welt zu sein“, erklärt Benedikt. „Im Winter gibt es weder Korn noch Fisch, also muss sich der Spieler nach anderen Nahrungsquellen umsehen.“ Das wäre dann die gewohnte Hatz auf Rehe, Hirsche und sonstiges Getier, die sich in den frostigen Tagen etwas zurückziehen. Oder der Handel mit freundlich beziehungsweise neutral gesinnten Völkern. Etwa um Kühe zu erwerben, deren Milch nach einer Bekanntschaft mit dem Käsemacher-Betrieb für gefüllte Mägen sorgt.

Generell ist jedoch anzumerken, dass es einige, nicht unerhebliche Tücken birgt, sein Hauptaugenmerk auf die Jagd zu richten - sei es, da der Weg zu einem benachbarten Reich zu beschwerlich ist (Banditen kampieren hier und da), man die von den Siedlern geleisteten Steuerzahlungen nicht in anderen Städten verpulvern will oder die Michael Meyers-mäßige Animation des Jägers zum wiederholten Betrachten einlädt.

Jeder Jahreszeitenwechsel macht sich optisch bemerkbar. Hier der Herbst.

Denn: Verringert man den Bestand einer Gattung zu rapide, ob im Wasser oder auf dem Land, fehlt es den Tieren alsbald an Partnern für die Paarung. Resultat: Die Herde respektive der Schwarm stirbt aus, die Nahrungsknappheit kommt abermals zum Zuge, Fischer und Jäger müssen weiter entfernte Gebiete durchstöbern.

Noch dramatischer ist die Situation in den afrikanisch anmutenden Szenarien der südlichen Hemisphäre, wo der Weizenanbau aufgrund kaum fruchtbaren Bodens und die Viehzucht aufgrund Wassermangels ein Problem darstellen und so die Jagd – zumindest anfänglich - den einzig möglichen Ausweg aus der Nahrungsmisere bildet. Traben über kurz oder lang also nur noch vereinzelte Gazellen und Zebras über die karge Steppe, zeigt die Natur im wahrsten Sinne des Wortes ihre Krallen: Löwen fallen vom Hunger getrieben ins Dorf ein und sorgen für allerlei Tumult und Aufregung. „Man muss eben mit der Welt interagieren, um erfolgreich zu sein“, kommentiert Benedikt das wilde Geschehen. Ja, das sieht man.