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Dark Messiah - Der Assassine

Teil 3: Der Heimlichtuer

Was haben wir denn da? Einen Ritter, der gegen die Kardinalsregeln verstößt! Er steht da und glotzt auf den Boden, während neben ihm ein Lagerfeuer lodert und rücklings zwei Dutzend Spikes aus der Wand ragen. Diese Unachtsamkeit muss bestraft werden, damit der Depp sein Leben nie mehr so leichtsinnig aufs Spiel setzt! Locker flockig nähere ich mich dem Hans-guck-in-die-Luft, während ich mir die Art der Maßregelung überlege. Ins Feuer oder in die Spikes? Ein Tritt in den Arsch und schon segelt er gegen die Wand, wird durchbohrt und ist futsch. Der hat seine Lektion gelernt und wird im nächsten Leben sicher besser aufpassen. Wie sehr ich die Dark Messiah-Demo liebe! Beinahe gottgleich mähe ich durch die Umgebung und strecke doofe Ritter und Fantasy-Geschöpfe mit Esprit nieder. Ich bin die kreativste Tötungsmaschine der Welt!

Gestern war ich ein Gott

Mittlerweile spiele ich aber nicht mehr die Demo, sondern eine vollständige Version, die uns Ubisoft freundlicherweise zur Verfügung stellt. Die Zeiten, in denen die Feinde vor meinem teuflischen und kreativen Tötungsdrang zitterten, sind hiermit offiziell vorbei. Während ich in der Demo ständig die Überhand zu haben schien, ergreift mich jetzt vor allem eines: Die Angst vor dem Tode und die damit verbundenen Ladezeiten. Und all das nur, weil ich an einem Experiment teilnehme. Ich soll Dark Messiah als Assassine spielen und mich somit auch nur auf entsprechende Fähigkeiten beschränken. Meine Kollegin Tanja Menne kümmerte sich ja bereits um den Magier und Herbert Aichinger spezialisierte sich auf den Krieger. Schon mal vorweg: Ich starb tausend Tode und das dürft Ihr wörtlich nehmen. Denn während die Demo echt easy war, gilt es im fertigen Spiel alle Register zu ziehen, um sich zu behaupten.

Der Assassine

Erlaubte Fähigkeiten: Archery, Strength, Critical Hit, Adrenaline, Stamina, Alertness, Stealth, Burglar, Poison Resistance, Endurance, Vitality

Hinterhältig und tödlich: Das deutsche Gesundheitswesen und Assassine.

Wenn Ihr in Dark Messiah als reiner Meuchelmörder unterwegs seid, wehrt Ihr Euch mit zwei spitzen Dolchen. Eine Piekse in jeder Hand bedeutet logischerweise, dass man zur selben Zeit kein Schild nutzen kann. Die Dolche ziehen den Gegnern überdies weniger Energie ab als zum Beispiel das Schwert. Aber dafür sind schnellere Attacken möglich. Zackzackzackzack, statt wusch, zack, wusch, zack. Hey, das klingt fast wie ein Disco-Song! Wusch, zack, wusch, zack. Feel the heat of the night! Wusch, zack, wusch, zack. My Booty feels so tight! Wusch, zack, wusch, zack ... Ich schweife ab. Als Assassine spiele ich also mit Dolchen und stecke meine Skill-Punkte in folgende Fähigkeiten. Alertness: Versteckte Gegenstände erkennen, so lange man stillsteht. Stealth: Senkt die Geräusche beim Gehen, erlaubt besonders fieses Erdolchen von hinten und macht den Charakter beinahe unsichtbar, wenn er im Schatten verweilt. Wer die dritte Stealth-Stufe erreicht, kann Gegnern unter anderem Schlüssel aus den Taschen klauen. Wichtig ist auch der Burglar-Skill, mit dem Ihr Schlösser knackt und Fallen frühzeitig erkennt. Der Bogenschütze-Skill ist ebenfalls ein Muss. Nicht nur, weil man Feinde aus der Entfernung platt machen kann, sondern um bequem Fallen auszulösen, ohne selbst in Mitleidenschaft zu geraten.

Kompromisse eingehen

Fies: Skillpunkte erhält man in Dark Messiah immer dann, wenn eine bestimmte Passage gemeistert beziehungsweise ein neuer Abschnitt betreten wurde. Erfahrungspunkte gibt es also nicht automatisch, sobald man einen Feind killt. Würde in diesem Fall auch nicht viel bringen. Ich schlich extra in bereits absolvierte Abschnitte, um dort nochmal alle Gegner platt zu machen und mehr Skill-Points zu kassieren. Pustekuchen! Ist ein Gebiet „bereinigt“ bleibt es auch so. Auflevel-Orgien, wie in normalen RPGs, kann man also knicken. Das bedeutet auch, dass verdiente Points mit Bedacht einzusetzen sind. Da ich für unser Experiment lediglich bestimmte Skills nutzen darf, blieb mir nichts anderes übrig, als diverse Fähigkeiten zu vernachlässigen.

Aus der Magie-Ecke hätte ich mir nur all zu gerne „Flame-Arrow“ angeeignet. Ist ein sauwichtiger Skill für alle Spielertypen, aber ich darf ja nicht! Den Strength-Skill musste ich ebenfalls links liegen lassen. Ergebnis: Mein Assassine zieht in offenen Konfrontationen den Kürzeren und hat erst recht keine Chance, wenn mehr als ein Gegner angreift. Anfangs habe ich nur noch geflucht, weil ich ständig das Zeitliche segnete. Doch ich war so blind! Erst nach einiger Zeit lernte ich, die offensichtlichen Stärken zu nutzen: Manche Passagen lassen sich komplett durchqueren, ohne auch nur einen einzigen Kampf anzuzetteln. Soll aber nicht bedeuten, dass ich lediglich durch Schatten spaziere, an Gegnern vorbei schleiche, um mich dann ohne Blutvergießen durch einen Ausgang zu verdrücken. Ich sehe mich eher als Gourmet-Meuchler an. Einfach reinhacken kann jeder. Ich checke erst mal meine Umgebung ganz genau und manipuliere. Ich verwandle jeden harmlosen Raum in einen stummen Mordkomplizen. Beispiele gefällig?

Der leise Tod

Die schönsten Stealthskills sind Stealthkills.

Im Inneren eines fetten Gebäudes gelange ich in den Hauptsaal, wo eine Treppe nach oben führt. Ich erklimme unachtsam die Stufen, zwei Ritter erblicken mich und schon bin ich futsch. Neu laden und Lage sondieren ist angesagt. Ich schleiche also ein wenig die Treppe hinauf. Sofort fällt mir der riesige Kronleuchter auf, der an einem Seil befestigt ist. Also haue ich genauso unauffällig wieder nach unten ab, spanne meinen Bogen und zertrenne das Seil mit einem Pfeil. Das reimt sich und was sich reimt macht tot. Der Kronleuchter fegt über den Boden und zermanscht die Wachleute. Krieger und Magier können hier natürlich ähnlich vorgehen, um Lebenspunkte und Mana zu sparen, doch der Assassine verursacht dabei weniger Lärm. Deshalb stürmen weniger Feinde aus den benachbarten Räumen herbei. Das ist aber noch eines der einfacheren Beispiele. Das Spiel unterstützt nicht nur verschiedene Herangehensweisen, sondern bietet auch unterschiedliche Pfade. Ich für meinen Teil nutzte immer die abgelegeneren Wege und versuche wenig Aufsehen zu erregen. An einer Stelle gilt es etwa einen Durchgang zu öffnen, für den ich aber einen Schlüssel brauche. Diesen hat einer der patrouillierenden Feinde in seiner Tasche. Jeder andere Charakter müsste jetzt alle Aufpasser killen, um an das Ding zu gelangen. Ich nicht! Dank voll ausgebautem Stealth-Skill bewege ich mich quasi unsichtbar durch die Schatten, schleiche mich an den Schlüsselmeister heran und klaue das Objekt der Begierde einfach. Wobei „einfach“ eigentlich der falsche Begriff ist. Denn auf Anhieb habe ich kaum einen Abschnitt gelöst. Ich folgte dauerhaft dem Prinzip „Versuch macht kluch“. Kann ich mich an den beiden Typen unbemerkt vorbei mogeln? Mist, hat nicht geklappt. Ich sterbe und muss neu laden. Beim erneuten Versuch bemerke ich, dass im Regal über deren Köpfen Amphoren lagern. Sind die etwa mit Öl gefüllt? Mit einem Pfeil zerbreche ich das Gefäß, der Inhalt ergießt sich über den Boden. Danach einen weiteren Pfeil ins Feuer halten, abschießen und schon geht die Ecke in Flammen auf. Leider erwischen die Flammen nur einen der beiden Wachmänner. Der andere ist jetzt natürlich alarmiert. Ich habe Glück im Unglück, weil er mich nicht zu entdecken scheint. Ich warte, pirsche mich von hinten heran und führe einen Stealth-Dolchstoß aus. Er sackt schwer getroffen zusammen und dann gebe ich ihm den Rest.

Totaler Zusammenbruch

Locker flockig vom Fenster aus die Feindesschar ausdünnen. So muss das sein.

In einem Lagerhaus kam ich partout nicht an den Wachen vorbei. Immer wurde ich entdeckt und von mehreren Arschgeigen niedergemacht. Ich Idiot bemerkte erst nach dem fünften Versuch, dass die Bodenbretter ziemlich morsch waren. Also hab ich gewartet, bis alle Typen ungefähr auf dem selben Fleck standen und ein Fass in deren Richtung geschleudert. Die Bretter gaben nach, alles brach zusammen und so riss es sie mit in die Tiefe. Als Assassine muss man wirklich oft um die Ecke denken. Pfeile und Dolche nutze ich zum Killen wesentlich seltener als die zahlreichen Umgebungsobjekte. Das tun Krieger und Magier zwar auch, aber ich versuche die meiste Zeit subtiler vorzugehen. Einen Typen, der vor einem Kamin steht, haut man eine Kiste ins Kreuz und schon landet er in den Flammen. Doch der damit verbundene Lärm lockt eventuell Verstärkung an. Deshalb muss sich der Assassine meist überlegen, ob es nicht doch eine andere Lösung gibt. Diese Lösung zu finden, macht den Reiz dieses Charakters aus. Erfindungsreichtum wird belohnt, die grauen Zellen kochen permanent. Wer gerne subtil vorgeht und alle Möglichkeiten auskosten will, die die Spielumgebung bietet, wird mit dem Assassinen mehr als glücklich.

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