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Boxen mit Fury und Wilder in Undisputed – EA Fight Night ist wieder da, es heißt nur anders!

Get in the ring!

Huch, das hatte ich nicht kommen sehen! Mit einem Mal gibt es wieder ein Spiel, das die Lücke füllt, die EAs vielleicht nicht immer kultivierte, aber doch stets spektakuläre und motivierende Fight-Night-Reihe gelassen hatte, nachdem Fight Night Champion vor mittlerweile 12 Jahren ohne Thronfolger geblieben war. Vermutlich, weil MMA populärer und günstiger zu lizenzieren war.

Undisputed von Steel City Interactive kommt mit demselben Anspruch auf Fotorealismus, mit großen Namen aus dem Business und – wenn man will – sogar derselben Steuerung, bei der die Schläge mit dem rechten Analogstick ausgeführt werden, in den Early Access auf Steam. Und während es mich schon sehr freut, dass ich die ersten drei Viertel des letzten Satzes überhaupt schreiben darf, so ist die Sache mit dem Early Access beinahe die beste Nachricht an der Geschichte. Denn hier kann das Spiel reifen – womöglich zur besten Box-Simulation aller Zeiten.

Hier stimmt die Stimmung. Das Drumherum darf aber gern noch überarbeitet werden.

Vielleicht das Wichtigste zuerst: Fury, Usyk, Wilder, Ali, Frazier – allein im Schwergewicht sind schon ein paar große Namen vertreten. Und obwohl es klar ist, dass in diese Gesichter das meiste Geld investiert wurde, gibt es sogar zwei lizenzierte Damen-Gewichtsklassen und auch das Mittelgewicht ist von Álvarez bis Sugar Ray Leonard schon jetzt nicht schlecht besetzt. Das für 29,99 Euro ist … kein schlechter Deal. Zumindest bisher. Denn das, was ich bisher gespielt habe, versetzt mich recht gekonnt in die selige Zeit von Fight Night Round 4, ist sogar ein wenig simulationslastiger als das alte Spiel.

Vorab sollten wir vielleicht die Schwächen abdecken, die bei einem solchen Halb-, vielleicht sogar nur viertelfertigen Projekt einfach vorhanden sein müssen: Ihr erstellt noch keinen eigenen Boxer, spielt noch keine Karriere, sondern Einzel-Fights und könnt täglich drei unterschiedlich schwere Herausforderungen probieren (die sich aktuell noch unentwegt wiederholen). Auch die Präsentation lässt noch schwer zu wünschen übrig. Soundtechnisch stimmt die Kampf-Atmosphäre zwar, aber die Kommentatoren sind erschreckend schwach, weil sie auf unterschiedliche Arten ohne Ende dasselbe sagen und dabei immer unspezifisch bleiben. Die Namen der Kämpfer werden nie erwähnt.

Das Tempo ist agenehm hoch.

Die Ringeinläufe sind ebenfalls nur halb fertig, dass der Ringrichter nicht im Match zu sehen ist, ist extrem schade und vor allem: Es gibt noch keine Zeitlupen und Wiederholungen. Allgemein liegt Undisputed aktuell noch erschreckend wenig am Spektakel des Boxzirkus, was eine verschenkte Chance ist. Die Verletzungssimulation ist momentan noch extrem sparsam, die Knockdowns vermitteln noch nicht die Wucht, die sie müssten. Aber der Weg dorthin, der lohnt bisher. Die paar Matches, die ich online spielte, gehörten spielübergreifend zu den spannendsten Matches, die ich seit einer Weile hatte. Denn anders als damals so oft in Fight Night, ist es in Undisputed keinesfalls verbrieft, dass jeder Kämpfer grundsätzlich drei Niederschläge wegsteckt. Hier ist auch mal nach dem ersten Mattenkuss schon mal Schluss.

Und das macht einfach Spaß. Der hohe Ausdauerverbrauch durch Schlagserien befördert ein abwartendes, vorsichtiges Boxen. Wer mag, wechselt nicht nur die Auslage, sondern auch von der vorsichtigen in die lockere Haltung, in der man sich behänder durch den Ring bewegt und fliehenden Gegnern schneller auf den Fersen ist – oder weniger Probleme hat, Abstand zu gewinnen und auch zu halten. Gleichzeitig ist man dadurch in der Defensive exponierter. In meinen bisherigen Online-Matches lagen die Trefferquoten des Gewinners immer so um realistische 40 Prozent (bei etwa doppelter Schlagmenge wie in der Realität), wohingegen der Unterlegene meist entschieden weniger als 30 Prozent platzierte. Das ist schon recht akkurat und nah an der Wirklichkeit, was mich durchaus überraschte.

Wer den Schadensmultiplikator im Multiplayer hochschraubt, wird einige der stressigsten Videospielminuten seit Jahren erleben.

Genau wie auch das grundlegende Spielgefühl, denn in das kommt man als Fight-Night-Fan ganz schnell wieder rein. Den rechten Stick schräg nach links und rechts vorne für Jab und Cross, nach rechts und links für die jeweiligen Haken und nach schräg links und rechts unten für Uppercuts. Dazu ein Haymaker-Modifikator, eine Taste zum Kreisen des Oberkörpers und eine zum Blocken. Mehr braucht man im Grunde nicht und will es auch nicht anders (und wenn man doch will, darf man auch mit den Tasten schlagen).

Die Boxer reagieren authentisch auf Treffer, Initiative wird auch dadurch belohnt, dass man durch Faust-Sperrfeuer hindurch gelandeten Schlägen die Wucht nimmt und allgemein kommt so ein guter Spielfluss auf. Und dem fehlt, wie gesagt, nur das Feierliche, das durch wuchtiger inszenierte und in Wiederholungen ausgewalzte Niederschläge dazukäme. Aber dafür ist ja der Early Access da. Bis es das Spiel zur vollen Reife gelangt ist, mag noch einige Zeit ins Land gehen, für den Moment – und für nur 29,99 Euro – ist Undisputed jetzt schon sehr gut zu gebrauchen.

Fury gegen Wilder 3 bei euch zu Hause...

Ja, so darf das gerne weitergehen – auch auf den Konsolen, die bestätigter Weise ebenfalls Versionen bekommen sollen.

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Undisputed

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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