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Castlevania: Harmony of Despair

Symphony of the Leid

Hätte Konami die hin und wieder platzierten Buch-Punkte, an denen ihr eure Ausrüstung einsehen und konfigurieren könnt (was leider nur hier geht), etwas regelmäßiger verteilt und ihnen eventuell auch die Funktionen eines Rücksetz-, Speicher- oder zumindest Teleport-Punktes zukommen lassen, wäre Castlevania HD weit weniger frustrierend.

Auch ein anderes Problem wäre damit voll und ganz entschärft: Das vollkommen verkrüppelte Inventar. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass dieses nur an den spärlichen paar magischen Büchern eines Kapitels einsehbar ist, können Nahrungsmittel und Heilgegenstände nicht aus diesem Bildschirm heraus benutzt werden. Stattdessen dürft ihr haargenau eine Sorte dieser Verbrauchsitems in einem speziellen Defensiv-Slot ausrüsten, um sie dann aus dem Spiel heraus zu benutzen. So weit so ungelenk. Dass das Spiel einem aber auch noch vorschreibt, wie viele dieser Gegenstände man mit sich führen darf, grenzt an Gängelung.

Vom Feld-Wald-und-Wiesen-Heiltrank, der High Potion, passen ganze drei Fläschchen in eure Taschen. Egal, wie viele ihr noch im Inventar führt. Habt ihr kurz vorm Endgegner noch das Bedürfnis euch zu heilen und wollt nicht ohne Mittelchen in den Kampf gehen, schickt euch das Spiel demnach gerne bis an den Anfang des Kapitels zurück - durch größtenteils leergefegte Korridore und Hallen und mit einem immer drückenderen Zeitlimit im Nacken.

Bei mehr als drei Spielern zugleich kann es schon mal hektisch werden.

Durch diese Beschränkungen reduziert der Titel auch die anderen Verbrauchsgegenstände, mit denen er euch so reich beschenkt, in ihrem Nutzen auf ein Minimum. Das ist allerdings bestenfalls verwunderlich, denn das System, nach dem sie funktionieren, ist ohnehin nur rudimentär ausgebildet: Nach wenigen Stunden hat der Spieler ein ganzes Feinschmecker-Restaurant kulinarischer Leckereien im Gepäck.

Deren (geringe) Auswirkungen auf Gesundheit und Magiepunkte werden zwar erklärt, den wichtigeren Effekt auf die Statuswerte eurer Figuren verschweigt ihre Beschreibung aber. Da ist es beinahe folgerichtig, dass sich ihre Attributboni himmelschreiender Weise gegenseitig aufheben. Ein Vorgang übrigens, den ich nur dank Stift und Papier nachvollziehen konnte.

Echte Hartkern-Spieler, die sich auf die Erfahrung einlassen wollen, werden sich den Titel von diesen Löchern im Harnisch sicher nicht vollends verderben lassen. Worunter aber jede Gattung von Spieler wirklich leiden wird, ist die altertümliche Online-Architektur. Man formt nämlich vor Beginn einer Sitzung ein Team und wenn das nicht vollständig ist, sobald man den ersten Level startet, wird es das auch nicht mehr. Neuankömmlinge oder der chronische Zu-spät-Kommer aus eurer Freundesliste können also nicht nur nicht in laufende Kapitel einsteigen, selbst eure Lobby ist für sie passé.

Die Zoomstufe meiner Wahl: Charaktere und Effekte wirken fein - bei großer Übersicht.

Zudem: Ihr seid darauf beschränkt, die Level zu spielen, die alle Mitspieler ebenfalls erreicht haben. Ihr könnt zwar private Mitspielerplätze reservieren, nicht aber schon im Vorfeld nach dem minimalen Kapitel filtern lassen. Wer sich zu zweit oder zu dritt auf die Suche nach Mitspielern begibt, muss deshalb schon ein bisschen Glück haben. Der Host darf den „Flaschenhals" zwar aus der Party kicken, muss dann aber feststellen, dass er das Team trotzdem noch einmal neu formieren muss, weil sich das Spiel den maximal erlaubten Level bereits gemerkt hat und den Rest einfach unterschlägt. Hier muss dringendst ein Patch her.

Wer nie ein Castlevania geliebt hat, der wird vermutlich nicht verstehen, wie man bei solchen Kritikpunkten noch eine Note auf der „guten Seite" der Eurogamer-Skala vergeben kann. Und auch die Traditionalisten, die weiterhin einem zweiten SotN hinterschmachten, dürften ihre Probleme mit der Zahl unter dem Text haben. Fakt ist aber, dass hier ein Spiel mit gestählten Basics und reichlich Flair daherkommt, das streckenweise wirklich Spaß macht und nur durch eine Handvoll Designentscheidungen von Größerem abgehalten wird.

Es ist zugegebenermaßen schade, dass man beim Spielen von Harmony of Despair zumeist in Begriffen wie „hätte", „wenn" und „wäre" denkt. Aber das beweist irgendwo auch, wie nah der Titel den meisten der Ziele kommt, die sich Koji Igarashi und Co. gesteckt hatten. Insofern stehen am Ende aus gutem Grund sechs Eurogamer-Punkte zu Buche. Oder wie Graf Zahl sagen würde: "Sächs von zähn Eurogamer-Punkten. Har har har".

Castlevania HD erscheint heute im Rahmen des Summer of Arcade und kostet 1.200 MS-Punkte.

6 / 10

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