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Castlevania: Lords of Shadow

Vom Belmont, der sein Schicksal selbst bestimmte

Angesichts des handzahmen Preises von etwas unter 50 Euro sind 20, 25 Stunden und ungefähr noch einmal so viele, bis man halbwegs alles gefunden hat, eine beinahe schon spektakuläre Laufzeit, gerade in diesem Genre. Habt ihr den Bedarf nach mehr, findet ihr ein Menü mit freischaltbaren Boni in Form von Artworks. Einen Koop-Modus oder etwas Ähnliches sucht man erwartungsgemäß vergeblich. In einigen Stages wandert zwar kurzfristig ein KI-Begleiter mit, aber das war es schon. Einsam ist der Held.

Kein Wunder, verstarb doch seine Frau, die Welt geht dank fieser Kreaturen vor die Hunde und nur er als Befreier der Menschheit kann die drei Lords of Shadow besiegen und das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherstellen. Die Handlung passt gut in das Setting und auch zu der Serie – selbst wenn sie bei Weitem nicht so verwirrt wie die letzten Teile auf dem DS –, verläuft jedoch sehr gradlinig und inhaltlich nicht sonderlich spektakulär. Es finden sich hier und da ein paar Kopfnicker zu den Vorgängern – Olrox ist kein Name, den man jeden Tag hört und der überall auftaucht – doch insgesamt findet das Spiel seine Eigenständigkeit. Selbst wenn es inhaltlich keine übertrieben Mitreißende wurde.

Ein paar Twists werden geboten und Patrick Stewart als Sprecher der Intro-Zeilen für jeden Abschnitt klingt natürlich geschliffen wie eh und je, aber man kann einen gewissen Wiederholungseffekt nicht verleugnen. "Gabriel ging weiter, obwohl sein Herz schwer war und er seit Tagen nicht schlief und seinen Glauben infrage stellte und so weiter." In verschiedenen Variationen wiederholt sich dieses Thema dann doch ein wenig zu oft. Vielleicht hätte man diese Einleitungen auf die großen Level beschränken und nicht jeden einzelnen Abschnitt damit starten sollen. Immerhin überbrückt es die Ladezeit und man kann es abbrechen. Wie übrigens jede Zwischensequenz.

Und zum Schluss, da die Serie auch in dieser Richtung einen guten Ruf genießt: Der Soundtrack. Einen Kritikpunkt habe ich. Die Kampfmusik hält manchmal ein wenig zu lange an. Alles ist tot und trotzdem geht das Orchester noch in die Vollen. Aber davon abgesehen widmete man sich dem Sound mit der gleichen Hingabe wie allen anderen Aspekten des Spiels. Großartige Melodien, technisch perfekt orchestral eingespielt, dazu durch die Bank professionelle Sprecher - Deutsch nur als Untertitel – und satte Effekte, die die Wucht der Schläge transportieren.

Castlevania: Lords of Shadow - Die ersten 15 Minuten

Kommen wir noch einmal zur Frage des Labels zurück. Ist das jetzt ein Castlevania oder nicht? Für mich: Absolut! Es ist das erste "echte" Castlevania seit sehr langer Zeit, ein Ausbruch aus dem inzwischen ein wenig zu breit getretenen Schema des Anime-Metroidvania und genau das 3D-Spiel, das die Serie verdient hat. Erstaunlich, dass es der Mischung eines bisher unbekannten spanischen Entwicklers, ein paar Engländern am Ruder und eines Japaners in der Rolle der übergeordneten Halbgottheit bedurfte, um es zu realisieren, aber Castlevania hat endlich den Sprung geschafft.

Es verbindet Goth-Kitsch mit all seinen Stereotypen, angefangen von der brennenden Vogelscheuche bis hin zum überdimensionierten Schloss im Eis, auf eine einmalige, angemessene und doch maßlos überzogene Weise, dass es zu einem puren Genuss wird, dieses Flair zu erfahren. Dass die eigentliche Handlung einen dabei nicht vom Hocker reißt, kann man angesichts soviel stilistischer und auch technischer Brillanz schon mal verschmerzen.

Auch, weil sich Castlevania: Lords of Shadow spielerisch keine Blöße gibt. Zwar borgt es sich, nicht zu knapp, Elemente bei anderen Games - vornehmlich God of War und Prince of Persia -, es kopiert diese aber nicht einfach, sondern ergänzt sie geschickt mit Puzzles, mischt sie im richtigen Verhältnis, wirft eine nahezu perfekte Steuerung in den Deal et voilà: Ein Action-Adventure, so gut, wie es nur sein kann. Auch stellt es den Beweis dar, dass eine japanische Firma einen Spitzentitel auslagern kann und eine erfolgreiche Ko-Produktion über den ganzen Globus hinweg möglich ist. Castlevania: Lords of Shadow leistet all das. Mit Eleganz und Esprit.

Ich wollte im Vorfeld nicht glauben, dass dies ein gutes Spiel wird. Ich hatte Recht. Wurde es nicht. Es wurde ein fantastisches Spiel.

Castlevania: Lords of Shadow wird am 7. Oktober für PS3 und Xbox 360 erscheinen. Getestet wurde die 360-Version. Eine Special-Edition wird später im Oktober erscheinen und neben dem Game auch ein Artbook und den Soundtrack enthalten.

Ich hatte einen Aussetzer während des Spiels: In Stage 2 bekämpft man in einer Arena ein paar Goblins und Werwölfe. Anschließend muss mit einem Stab eine Winde gedreht werden. Leider war der Stab nirgends zu finden und ich musste im Menü zum letzten Rücksetzpunkt zurück. Nach der Wiederholung des Kampfes war der Stab da und es ging weiter. Das war der einzige Bug, noch dazu scheint es ein absolut seltenes Phänomen zu sein. Konami schaut es sich an.

9 / 10

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