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Diablo 2 Resurrected: Die Magie des unsterblichen Klassikers

Was die Neuauflage für alte (und neue) Spieler so anziehend macht

Diablo 2 ist zurück! Und eigentlich war es nie weg. Das ist das Besondere an diesem Klassiker. Andere Spiele kamen und gingen. Diablo 2 blieb. Für über 20 Jahre. Nicht einmal World of Warcraft kann das von sich behaupten, jedenfalls jetzt noch nicht. Schließlich kam der ebenfalls noch hochaktive MMO-Klassiker erst 2004 auf den Markt, da feierte Diablo 2 bereits seinen vierten Geburtstag.

Dass so ein Spiel aber parallel zu seinem hervorragenden Nachfolger existiert, ist dann doch die Ausnahme. In Diablo 3 machen die Spieler nun auch seit bereits fast einem Jahrzehnt die Dungeons unsicher, aber alle Fans konnte es nicht aus Diablo 2s düsteren Feldern und Gruften herauslocken. So sehr begeisterte das Spiel auch nach was man im Videospielbereich nur Äonen nennen kann, dass Blizzard nun mit Diablo 2: Resurrected ein Remake abliefert. Aber nicht irgendeines, sondern eines das ganz genau auf die Fans zugeschnitten ist.

Diablo 2: Resurrected ist eines der spannendsten Remake-Projekte der letzten Jahre, vielleicht sogar überhaupt. Es geht nicht darum, dass der Klassiker nun besser aussieht als Diablo 3 oder sich so spielt wie der neuere Teil der Serie. Diablo 2: Resurrected möchte stattdessen seine eigene Spielerfahrung bleiben und Blizzard gab sich die allergrößte Mühe, dass genau das erhalten bleibt. Was aber ist eigentlich diese Spielerfahrung genau? Was macht Diablo 2 aus und wie hält es Diablo 2: Resurrected damit?

1: Die Welt ist dunkel, sie ist trist und sie ist böse.

Wer zum ersten Mal aus zum Beispiel Diablo 3 jetzt in die Welt von Diablo 2 wechselt, dem wird sofort eine Sache auffallen: Es geht hier ganz schön düster zu! Dieser Wechsel sorgte zum Start von Diablo 3 für ein wenig Kontroverse, denn schon im ersten Lager, in dem ihr startet, sieht man sofort, wie düster sich die Welt von Diablo 2 präsentiert. Ob man das besser oder schlechter findet, das ist eine Frage des Geschmacks, über den sich entgegen der landläufigen Meinung hervorragend streiten lässt, aber es ist ein Fakt.

Heute wirkt dieser Effekt beim ersten Starten von Diablo 2: Resurrected noch einmal drastischer. Spiele wurden weiter zunehmend bunter, viele Rogue-like Dungeon-Crawler sind geradezu bunte Farbwunder. Diablo 2 dagegen? Es ist Nacht, es regnet, das kleine Lager liegt in einem Monster-verseuchten Sumpf. Hier möchte niemand leben. Aber hier möchte man Abenteuer beginnen! Mit relativ einfachen Mitteln und einem fantastischen Soundtrack zieht euch Diablo 2 von der ersten Minute in den Bann, vermittelt gleichzeitig eindrücklich und doch subtil die Gefahr und die Bedrohung und ihr spürt förmlich, dass es um nicht weniger geht als diese Welt zu retten.

Viele dunkle Dungeons, viele tödliche Gefahren - die Welt von Diablo 2 ist nichts für Frohnaturen.

2: Wir retten die Welt. Aber es ist komplizierter als das...

Das erste Diablo musste sich seinerzeit nicht nur gegen den Vorwurf erwehren, dass es ja nicht so viel Geschichten zu erzählen hätte, wie das bei anderen Rollenspielen der Fall sei. Zugegeben, Rollenspiele waren damals noch sehr redselig und die Geschichte an sich war schon eher übersichtlich. Held geht in den letzten Dungeon-Level und haut den Boss um. Das wurde aber dort schon mit einer sehr soliden Weltgestaltung aufgewertet, in der Himmel und Hölle Krieg führen, die Welt der Menschen in der Mitte liegt und dort die verbannten Erzdämonen für Unfrieden sorgen. Die Alpträume eines besessenen Königs kommen zum Leben, Engel und Dämonen treiben ihr Unwesen und es war ein wirklich guter Start.

Diablo 2 nahm sich das und startete durch. Zuerst einmal knüpfte es geschickt an den Vorgänger an, wobei es trotzdem egal war, ob man diesen gespielt hatte oder nicht - das gilt bis heute und auch für Diablo 2: Resurrected. Dann ging man mit den Hintergründen und der Welt deutlich mehr ins Detail. In vielen kleinen Details und Dialogen kommt die dunkle Welt zum Leben und in ein paar außerordentlichen Zwischensequenzen zeigt sie sich in cineastischer Schönheit. Schon damals begründeten diese Szenen den Ruf Blizzards sich, vorsichtig gesagt, etwas mehr Mühe beim Rendern zu geben. Heute zeigt euch Diablo 2 diese wichtigen Episoden der Welt Diablos in neuer Pracht. (Dunkler) Adel verpflichtet in diesem Falle.

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3: Das Tempo ist gemütlich, der Rucksack ist klein und so muss das sein.

Wer von Diablo 3 oder einem der populären Rogue-like Games zum ersten Mal zu Diablo 2: Resurrected wechselt, dem werden ein paar Dinge auffallen, die nichts mit der Grafik an sich zu tun haben, Resurrected aber deutlich von diesen abheben. Zum Beispiel, dass es keine irrsinnig schnellen Hechtrollen gibt, kein endloses Rennen, es ist alles ein klein wenig gemütlicher. Zumindest ist das der erste Eindruck. Keine Sorge, wenn die ersten Elite-Bosse auftauchen wird es schon noch unruhig genug. Aber Diablo 2 ist noch weniger als Diablo 3 ein Action-Spiel und daran ändert Resurrected nichts. Schlicht, weil es in diesem Spiel nicht darum geht auszuweichen, sondern die Stärken der eigenen Charakterklasse zu beherrschen, die richtigen Fertigkeiten parat zu haben und die Timings der Aufladung dieser zu meistern. Es ist ein wenig taktischer, stationärer und damit etwas entgegen dem Zeitgeist. Das aber auf eine gute Art. Ihr wisst schon, dieses "wie früher", das in der Werbung immer bejubelt wird? Hier ist das mal etwas Gutes.

Der Platz im Inventar ist knapp bemessen und auch die in Diablo 2 Resurrected vergrößerte Schatztruhe kann die Flut an Gegenständen nicht fassen. Man muss sich also gut überlegen, was man mitschleppt.

Das gilt auch für das im ersten Moment winzig erscheinende Inventar. Dadurch, dass Diablo 2 in Grundzügen ein wenig Rogue in sich trägt, seid ihr nach dem Ableben erst mal alles los, müsst es bei euren im Lager deponierten sterblichen Überresten neu einsammeln und ausrüsten. Das wirkt umständlich, schließlich verliere ich bei Dark Souls ja auch nicht meinen ganzen Kram. Genau das Gegenteil ist der Fall. Nun, zum einen muss man hier das Alter des Spiels bedenken und was für eine Vorreiterrolle Diablo 2 als optionales "always online"-Spiel einnahm und hier und da ein wenig experimentierte. Diese Designentscheidung unterstreicht aber letztlich den Aspekt, dass nicht Items und Waffen allein den Kampf entscheiden, sondern vor allem eure Kunstfertigkeit im Umgang mit der Charakterklasse. Jemand der weiß, was er tut, braucht nicht das beste Schwert. Er hat es natürlich, weil epischer Loot real ist und ihr ihn schließlich schätzen werdet, aber das war nie das echte Herz von Diablo 2 und jetzt auch Diablo 2: Resurrected. Das übersichtliche Inventar unterstreicht das. Versteht euren Charakter. Denn ein paar mehr Pluspunkte auf einem Streitkolben können euch ansonsten nicht retten.

4: Muh.

Diablo 2 bot wohl die Mutter aller Easteregg-Level. Der Kuh-Level ist lebende Videospiellegende. Es begann mit einem Witz in Diablo. In Diablo 2 wurde er Wirklichkeit. Es ist nicht überliefert, wer der erste Spieler im Kuh-Level war. Ob er sich der Tragweite bewusst war. Aber viele Millionen folgten ihm und viele mehr werden es in Diablo 2: Resurrected tun. Diablo 2s Kuh-Level ist als virtuelles Reiseziel das, was Machu Picchu in der Realität ist: Nicht jeder war mal dort, aber jeder sollte mal dort gewesen sein. Und erst wenn man da war, weiß man genau, warum das so ist.

Der Kuh-Level ist so legendär, dass er selbst von CarbotAnimations auf die Schippe genommen wurde.Auf YouTube ansehen

5: Mehr Spieler, mehr Möglichkeiten, mehr Komplexität.

Auch wenn man D2 problemlos Solo bestreiten kann, steht das Zusammenspielen mit anderen Helden in größeren Gruppen von bis zu acht Spielern im Fokus - war schon immer so, wird auch immer so bleiben. Mehr Spieler wären technisch kein Problem, allerdings könnte man bei dem daraus resultierenden Effekte-Blitzlichtgewitter keine Kuh mehr vor dem Schwert erkennen, daher war acht immer ein guter Kompromiss.

Das Gruppenspiel in Diablo 2 und Diablo 2: Resurrected bietet gleich mehrere Vorteile. Allen voran steht der Aspekt, dass man die Welt mit seinen Freunden zusammen erleben und schwierigen Monster gemeinsam bezwingen kann. Es ergeben sich aber auch Vorteile beim Loot und Gameplay. So droppt mit mehr Spielern auch mehr Loot, es gibt mehr Erfahrungspunkte und mehr Gold. Auch die Kämpfe gestalten sich in Gruppen deutlich komplexer. Das liegt nicht daran, dass die Monster mit jedem hinzustoßenden Mitstreiter deutlich stärker werden, sondern an den vielen Möglichkeiten, die sich durch die Kombination der verschiedenen Helden und Talentausrichtungen ergeben.

Beispielsweise kann ein Druide oder Paladin anrückende Monsterhorden hervorragend auf einem Punkt sammeln, die dann von einer Frost-Zauberin verlangsamt und festgeeist werden, während die vom Totenbeschwörer beschworene Monsterarmee die Gegner einkesselt und so einen sicheren Wall schafft, hinter dem sich die Nahkämpfer im Notfall zurückziehen können. Hinzu kommen viele nützliche Buffs wie die Schreie vom Barbaren oder die Auren vom Paladin, die die Lebenspunkte, Resistenzen oder Schaden von Mitspielern erhöhen, sowie Debuffs auf Gegner, um sie zu verlangsamen und ihren verursachten Schaden zu reduzieren.

Eine Gruppe gleich individuelle Schwächen aus, sodass selbst die stärksten Feinde schnell in die Knie gehen.

Auch die eigenen Schwächen und Eigenheiten jedes Helden und Talentverteilung lassen sich im Gruppenspiel deutlich leichter kompensieren. Als Feuer-Zauberin hat man es zum Beispiel nicht gerade leicht, wenn man auf Gegner trifft, die gegen Feuerschaden immun sind. Hier muss man häufig auf ein schwächeres Element ausweichen, was den Kampf deutlich schwieriger macht. Ein weiterer Mitspieler - nehmen wir mal einen Druiden mit physischem Schaden - kann das hervorragend ausgleichen.

Wer will, kann aus der Gruppenzusammenstellung in D2 also durchaus eine Wissenschaft machen. Das Schöne daran ist, man muss es nicht. Man kann die höchsten Schwierigkeitsgrade und gefährlichsten Bosse auch problemlos mit acht Kriegern oder vier Zauberinnen und vier Amazonen besiegen, denn aufgrund der vielen verschiedenen möglichen Talentverteilungen und Spezialisierungen bringt jeder Spieler in der Regel etwas Nützliches mit. Ein Barbar muss nicht immer die zweihandschwingende Wirbelwind-Ballerina sein, er kann genauso gut ein Wurfäxte werfender Fernkämpfer, ein Supporter oder ein Tank sein. Die Möglichkeiten sind für jede Klasse extrem vielfältig - eines der Markenzeichen von Diablo 2 und Diablo 2: Resurrected. Und das ist eine der wenigen Änderungen in Resurrected, aber sie ist hochwillkommen: Mit nur einem Klick springt ihr in das Spiel eurer Freunde und seid schneller als je zuvor gemeinsam unterwegs.

6: Besser als je zuvor und trotzdem nicht groß anders.

Diablo 2: Resurrected bietet all das und vieles mehr in einem Paket, das bewusst nur "fast" modern daherkommt. Es geht darum den Geist und das Spielgefühl des Originals zu wahren, aber die kleinen technischen Hürden, die nach zwei Jahrzehnten entstanden sind, einzureißen. Das ist die Mission von Diablo 2: Resurrected und am 23. September ist es dann soweit: Es geht zurück in den Dungeon, zurück zu Diablo.