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Zu Gast bei Schalke: Drei Stunden mit PES 2019

Worauf ihr euch im August freuen könnt.

Wie Borussia Dortmund plötzlich einseitig die Zusammenarbeit mit PES aufkündigte, das verdeutlichte noch einmal, wie toxisch das Hickhack um Lizenzen im Sportspielsegment aktuell ist. Und das, obwohl auch bei Lizenzparität am Markt ziemlich sicher Platz genug für beide große Marken sein dürfte.

Ehrlich gesagt: Ich bin das Tauziehen langsam ebenso leid, wie 200-Millionen-Euro-Transfers, die die protzigsten Geldsackvereine auch noch stolz als taktische Meisterleistung anpreisen. Es entbehrt also wohl nicht einer gewissen Häme, dass Konami sein kommendes Pro Evo mit viel Aufwand medienwirksam in der VIP-Lounge des Erzrivalen des BVB präsentiert, in der Veltins-Arena auf Schalke.

Auf der standardmäßigen Präsentation der neuen Features vorneweg ging es trotzdem zuerst einmal um Lizenzen. Vielen hierzulande wird es wegen der andauernden Abwesenheit der Bundesliga wie ein Tropfen auf dem heißen Stein vorkommen, aber dieses Jahr gibt es trotzdem den größten Schwung neuer lizenzierter Ligen in der Serienhistorie. Sieben sind es an der Zahl: Portugal, Dänemark, Schweiz, Belgien, Schottland, Argentinien und Russland werden originalgetreu dargeboten.

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Zusätzlich kommen einige neue Spielerlegenden für den beliebten myClub-Online-Modus hinzu. Und wer dabei als erstes an Robbie Fowler denkt, landet ab sofort in meinem Buch der coolen Leute - und hat sogar recht. Auch wenn Konami natürlich eher Leute wie David Beckham, Falcao, Romario oder Lothar Matthäus als Stars für die in diesem Jahr "komplett überarbeitete" (O-Ton Konami) Fantasieliga anpreist. Und natürlich den Schalke-Kader, der 3D-gescannt durch den fotorealistisch nachempfundenen Mannschaftstunnel im authentisch ausgeleuchteten Gelsenkirchener Stadion aufläuft.

Nach der Präsentation lud Konami zum ausgiebigen Erstkontakt mit der am 8. August erscheinenden Demo. Die erfreut auf PS4, Xbox One und - Premiere! - auch PC mit flexibel einstellbarer Match-Dauer sowie erstmals sogar schneller Online-Matches. Hier hat offensichtlich jemand genau begriffen, was das wichtigste Verkaufsargument seines Spiels ist und entsprechend geliefert. Sehr lobenswert.

Die Stadiondetails sind aller Ehren wert. Neuerdings soll sich auch die Lichtstimmung im Verlauf einer Partie ändern, weil sich die virtuelle Sonne dem Horizont entgegen senkt.

Das Spiel selbst spielt in diesem Jahr ohne den Ballast einer Last-Gen-Ausgabe auf und stützt sich auf folgende Säulen: Schüsse und Ballannahmen, bei denen es mehr auf die optimale Position zum Leder ankommt, erhöhte Spielerindividualität durch elf neue Attribute und sichtbare Erschöpfung der Akteure auf dem Feld. Gerade ersterer Faktor machte sich umgehend bemerkbar. Flache Pässe, die ich in ungünstigem Winkel spielte, misslangen häufig, hoben sogar ein wenig ab und waren damit schwerer zu verarbeiten. Ballannahmen in eine Richtung, die ich dem Körper meines Spielers eigentlich nicht zumuten konnte, bremsten regelmäßig den Fluss meines Aufbauspiels und selbstverständlich waren auch die Schüsse schwieriger hart und platziert zu bringen, je ungünstiger ich zum Tor stand. Klar, das war auch vorher schon nicht grundsätzlich anders, ist hier aber ausgeprägter betont und wird auch optisch nachvollziehbarer vermittelt.

Auf dem Feld wurde das Geschehen nicht das dritte Jahr in Folge noch einmal langsamer, so zumindest mein Eindruck. PES Productions scheint seinen Tempo-Sweet-Spot gefunden zu haben und ihn zu halten. Mir sagt das sehr zu, ich liebte den zwischenzeitlichen Turbo-Kick, den sie immer mal wieder lieferten - in seiner ausgeprägtesten Form in PES 09 -, aber man hat einfach mehr Zeit, etwas mit dem Ball anzustellen, bevor die Verteidiger nahen und es wieder brenzlig wird.

Falcao ist offizieller PES-Botschafter. Weitere sollen noch angekündigt werden, was verdeutlicht, dass Konami im Hintergrund ohne Unterlass um Lizenzen verhandelt.

Was die Individualität der Spieler angeht, auch das ist eines dieser Features, die Jahr um Jahr verbessert werden, einfach weil sich das Team nicht binnen nur zwölf Monaten um alle der Tausenden von Spieler kümmern kann und Prioritäten setzen muss. Die fallen 2019 naturgemäß in erster Linie auf die Vereine, mit denen Konami lizenztechnisch enger kooperiert. Den AS Monaco, Inter Mailand und Schalke, mit ihren jeweils eigenen Fan-Editionen natürlich. Aber auch der Rest des Spielerfeldes fühlt sich wie immer schön nah an den Originalen an.

Besonders bemerkbar macht sich allerdings die sichtbare Erschöpfung der Spieler. Die signalisieren im späteren Verlauf einer Partie nicht nur durch Gesten, dass sie langsam mal genug haben, sondern auch durch ihre Körpersprache. Und wer die nicht korrekt liest, muss zusehen, wie irgendwann die Sprints immer kürzer ausfallen und riskiert schließlich eine Verletzung des Athleten.

Schön auch, dass man darauf während Spielunterbrechungen mit einer neuen Schnellauswechslungsfunktion reagieren darf, die mit dem linken Touchpad aufgerufen wird. Sie offeriert nur zwei Klicks entfernt passendes Einwechselpersonal. Dass man nicht länger ins Aufstellungsmenü muss, ist eine sehr willkommene Änderung.

Mittels Luftaufnahmen werden die Arenen und ihre Umgebung ins Spiel übersetzt.

Optisch machen vor allem die authentisch nachempfundenen Lichtstimmungen im Stadion eine wahnsinnig gute Figur, die erstmals in 4K und HDR erstrahlen. Partien, die am Nachmittag beginnen, sollen sogar im Verlauf in stimmungsvolles Abendlicht getaucht werden. Doch auch die Gesichter der Spieler sind sehr lebendig und lebensnah gelungen. In gewissen Szenen gab es noch deutliche Ruckler, was für Vorabversionen von Pro Evo aber nicht ungewöhnlich und zum Launch regelmäßig Geschichte ist.

Alles in allem sieht es nach einem der umfassenderen Jahresupdates aus, was insofern erstaunt, als dass Konami hier einen veritablen Sprint hingelegt hat: Das Spiel erscheint schon am 30. August und ist damit vier Wochen vor der EA-Konkurrenz auf dem Markt. Sofern sich das nicht in unausgereiftem Balancing niederschlägt, auf das wir das Spiel mit der Testversion abklopfen werden, könnte sich diese Vollgas-Entwicklung auszahlen.

Diese Spiele machen sich Jahr um Jahr tatsächlich immer besser. Wenn wir jetzt noch irgendwann an dem Punkt ankommen, an dem wir nicht mit jedem neuen Artikel erstmal Hunderte Worte über die Schlacht um Originalnamen und Sponsorenlogos verlieren müssen, bin ich mit dem virtuellen Fußballzirkus wieder vollends versöhnt.

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