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Game of Thrones: House of the Dragon Folge 5: Sehenden Auges in die Katastrophe

Die gemeinste Seifenoper der Welt.

SPOILER zu Folge 5 von Game of Thrones House of the Dragon.

Oh Junge, oh Junge. Mittlerweile wird es wirklich ungemütlich im Hause des Drachen. Natürlich sind das auch die geschickten, wenn auch nicht unvorhergesehenen Winkelzüge von Autoren, denen man sagte, "macht mal eine Serie für Leute, die Game of Thrones mochten". Aber wie nun alle Figuren so langsam in Position gebracht wurden, dass ihnen maximales Leid widerfahren muss, das hat schon die Faszination eines Autounfalls in Zeitlupe. Man sollte eigentlich weggucken. Kann aber nicht.

Die Show ist weiterhin fest entschlossen, uns keine Sympathien für irgendjemanden entwickeln zu lassen, denn am Ende enttäuschen oder entsetzen sie uns ohnehin alle. Von Viserys, der zu zaudernd und gebrechlich ist, um ein guter König zu sein – auch wenn er will – über die tapfere und willensstarke Rhaenyra, bis hin zum edelmütigen Criston Cole. In einer der wohl brutalsten Szene von Game of Thrones, seit der stärkste Mann der Welt dem Mandalorian beibrachte, stets einen Helm zu tragen, prügelte die verschossene Leibwache der Prinzessin jemandem, der zu viel wusste, den linken Augapfel zum Hinterkopf hinaus. Das war wirklich zum Spucken und wird die Kritiker der Serie mal wieder auf den Plan rufen (Anmerkung Martin: Lustig, dass das, was Story of Ricky damals auf den Index schickte, heute zum guten Ton moderner ab 16 Fantasy gehört. Kann nur noch ein, zwei Folgen dauern, bis jemand versucht jemand anders mit den eigenen Eingeweiden zu erdrosseln. Klingt wie etwas, das in Game of Thrones passieren könnte...).

Tschüss!

Im Grunde zu Recht, denn das wirkte schon nicht zu knapp wie Effekthascherei, auch wenn man vor der Maske und den Effekten nur seinen Hut ziehen kann. Zugleich werden Criston und Alicent so gen Ende clever als widerwillige Paarung gegen Rhaenyra positioniert, was sicher für alle Beteiligten bestens enden wird.

Was man der Serie aber zugutehalten muss: Thematisch wirkt House of the Dragon sehr aktuell, wenn es viel darum geht, wie sich der Status Quo bisweilen gewaltsam gegen seine Ablösung wehrt – und wie gute Menschen auch mit besten Absichten noch sehr, sehr schlechte Dinge tun können. Das gelingt ihm sogar, ohne allzu offensichtliche Echtweltparallelen zu ziehen, wirkt aber insgesamt noch zynischer als das "alte" Game of Thrones, das aller Orten klarere Identifikationsfiguren oder zumindest Wiedergutmachungs-Erzählbögen parat hatte. Aber der Zug scheint für die meisten schon nach fünf Folgen lange abgefahren.

Vor allem für Daemon, dessen Schicksal als Bösewicht wohl schon mit seiner Taufe besiegelt war. Er hat eine der gemeinsten Szenen beider Serien, als er sich um seine "Scheidung" kümmert. Matt Smith spielt ihn trotzdem nicht Schnurrbart zwirbelnd, sondern seltsam und entrückt, wie das wohl nur ein Doctor hinbekommen kann. Eine beunruhigende Präsenz, bei der ich mir nicht sicher bin, wie die Autoren sie sehen und wie sie ihn platzieren wollen. Soll ich hoffen, dass die bis zur letzten Folge entschieden als Sympathieträgerin gezeichnete Rhaenyra sich ihm anschließt?

Ein interessanter neuer Bund, der hier gerade geschmiedet wird.

Aber das umreißt schon ganz gut, wie sich diese Serie anfühlt. Sie unterhält mich fabelhaft, ich bin gespannt, wie es weitergeht und würde sie in einem Rutsch durchschauen, wenn es denn ginge. Gleichzeitig habe ich keine Ahnung, wem ich sie empfehlen würde und schaue sie am liebsten allein. Jedes Mal setze ich mich mit Bauchschmerzen vor den TV und wenn man mich fragt, "was glaubst oder hoffst du, wie es weitergeht?", kommen mir eigentlich keinerlei gute Gedanken. Eine interessante, spannende Art, eine Show zu drehen und zu schreiben, wenn es mir vor jeder neuen Folge graut. Das hätten andere in der Breite gefälliger umgesetzt.

Fernsehen zum Hände vor die Augen halten, also. Kraftvoll, ungebremst, unangenehm. Wie ein Autounfall eben.

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