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Die Mikrotransaktionen machen Dragon’s Dogma 2 kaputt – aber nicht so, wie ihr denkt

Die Integration von Mikrotransaktionen in Capcoms Action-RPG zieht den Ärger der Community auf sich.

Dragon’s Dogma 2 hat Mikrotransaktionen. Kleinbetrag-DLC, in Form von Riftkristallen zum Anheuern von Vasallen, Reisesteine für die Schnellreise oder Zauberbücher zum Ändern des Aussehens seiner Figur. Mit Ausnahme eines Sound-Pakets aus dem Seriendebüt, mit dem man, wenn man will, Klänge aus dem Dragons Dogma 1 in Teil zwei überspielen kann, ist alles hier – so wie es aussieht – auch im Spiel find- und verdienbar.

Trotzdem schaden sie nach meinem Dafürhalten dem Spiel. Aber vielleicht nicht so, wie ihr denkt.


Richtigstellung: In der ersten Version der Einleitung hieß es, ich wäre von dem plötzlichen Auftauchen des Onlineshops im Spiel überrascht gewesen. Das trifft auch zu. Allerdings ist das eher meinem Gedächtnis nach 70+ Stunden DD2 Marathon geschuldet. Capcom hat in seiner E-Mail bei der Übersendung der Testversionen klargestellt, dass Mikrotransaktionen über Verbrauchsgegenstände aus dem Spiel zum Start verfügbar sein werden. Das Missverständnis bitte ich zu entschuldigen. An der Kernaussage dieses Kommentars, dass Dragon's Dogma 2 durch Benutzung dieser Transaktionen ein schlechteres Spiel wird, ändert diese Tatsache nichts.


Gute Nachricht, schlechte Nachricht

Die Gute daran: Nichts davon berührt euer Spielerlebnis – sofern ihr es ignoriert. Dragon’s Dogma 2 macht zu keiner Sekunde den Eindruck, mit diesen Transaktionen im Hinterkopf entworfen worden zu sein. Ganz im Gegenteil. Und das ist das eigentliche Problem! Die Ökonomie dieses Spiels derart gut austariert, die Logistik ein so großer Faktor, dass man sich das Erlebnis im schlimmsten Fall kaputt macht, wenn man daran mit Echtgeld-Mogelei vorbei wirtschaftet.

Erst gestern habe ich noch mit einem Kollegen darüber gesprochen, wie cool es ist, dass Währung in Dragon’s Dogma 2 noch wirklich etwas wert ist. Man muss sich haargenau überlegen, worin man sein Gold investiert und freut sich umso mehr, wenn eine Belohnung für eine Quest überraschend hoch ausfiel. Die Wertschätzung für alles, was man bekommt, ist hier einfach höher als in vielen anderen Spielen. Das ist keinesfalls ein Zufall und bereichert Dragon’s Dogma 2 an allen Ecken und Enden.

Nee, du, lass mal!

Dasselbe gilt für den neuerdings kaufbaren Zielkristall. Mein Kollege und ich haben auf unserem langen Abenteuer durch Vermund jeweils nur einen Zielkristall gefunden, den wir als Schnellreiseziel selbst in der Welt platzieren durften. Die Überlegung, wo er strategisch wohl am klügsten platziert wäre, um den wilden Südwesten dieses Spiels besser zu erkunden, ist ein Projekt für sich gewesen, das ich spielerisch und entdeckerisch immens genossen habe. Einen weiteren im Onlineshop zu kaufen, für den Preis eines lauwarmen Bahnhofskaffees, spuckt dem minutiös austarierten Design ins Gesicht wie… nun ja, wie man lauwarmen Bahnhofkaffee manchmal auch ganz gern ausspucken würde.

Wider das Design

Einfach alles hier hat Methode: Die Wege sind lang, damit man die Reise in den Knochen spürt, sie zum Ende hin immer spannender wird (“Die Bäume da hinten wackeln verdächtig nach Oger? Reicht das Bisschen Gesundheit noch an ihm vorbei?”). Der Geldbeutel lastet immer schwerer auf dem Gewissen, je leichter er durch eure Investitionen wird, damit ihr euch angehalten fühlt, links und rechts der Route nach Möglichkeiten zu suchen, doch wieder ein wenig mächtiger, reicher oder besser ausgestattet zu werden. Hier greift alles lückenlos ineinander, beeinflusst sich, schlägt Wellen – und Mikrotransaktionen wie diese hebeln das wieder aus.

Was nun? Jetzt ärgert sich die Community und straft ein Spiel, das nach so langer Wartezeit eine Triumphrunde vor jubelnden Fans sein hätte sein sollen, in den Stores mit schlechten Wertungen ab. Gleich einer allergischen Reaktion, automatisiert und wenig präzise. Ich verstehe die Kritik zwar weder in Tonalität und Schärfe, weil es vielen ums Prinzip zu gehen scheint und ich einfach nicht so ticke. Letzten Endes ist das Signal, derart unbedachte, freche Kleinkäufe aber nicht gutzuheißen, trotzdem das Richtige. Gleichzeitig ist eine solche Abreibung dem Spiel gegenüber – und denen, die es erdacht und umgesetzt haben –, auch nicht komplett fair. Dragon’s Dogma 2 selbst ist nämlich auf jedem Meter darauf bedacht, eure geistige und emotionale Investition seine Welt sowie eure spielerische Willenskraft und Ausdauer mit einem echten Abenteuer zu belohnen. In der Form erlebt man das selten.

Und das ist vielleicht die schlimmere Art, auf die Mikrotransaktionen, wie wir sie hier implementiert sehen, diesem Ausnahmespiel schaden. Sie vergiften den Dialog und verhängen den Blick aufs eigentliche Werk. Das haben sich die Verantwortlichen aus der Monetarisierungsabteilung selbst zuzuschreiben.

Was ihr dagegen tun könnt? Vor allem Dragon’s Dogma 2 so spielen, wie es gedacht war: Ohne Mogelgroschen reinzustecken und so die Vision seiner Macher zu verwässern.

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