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Gangs of Sherwood im Test: Wenn Robin Hood mit Zauberpfeilen gegen Mechs kämpft

Tue Gutes, töte Gegner.

Unterhaltsam, aber nicht perfekt. Gangs of Sherwood glänzt mit seinen interessanten Helden, scheitert allerdings an wirklich spannenden Gegnern.

Robin Hood? Ist das nicht dieser Typ mit Hut, der im Mittelalter Adelige mit dem Bogen ausraubt und das Geld an die Armen verteilt? Richtig! Der Mann, der angeblich im Sherwood Forest in England lebte, ist eine echte Legende und breit in den Medien vertreten. Jetzt hat sich Appeal Studios an die bekannte Figur herangetraut und den Volkshelden samt Räuberbande neu interpretiert. Das Ergebnis ist ein spaßiges Koop-Abenteuer, das mich manchmal einfach vergessen ließ, dass Gangs of Sherwood auf einer der bekanntesten europäischen Sagen basiert.

Ja, Gangs of Sherwood lässt sich wirklich nicht nachsagen, dass es geschichtstreu ist. Aber das muss es auch gar nicht, denn Geschichten dieser Art gibt es da draußen in der Medienlandschaft genug. Gebt mir den Robin Hood ohne Hut, die bunten Zauber und große Mechs. Gebt mir die wirklich fröhliche Gefährten, die Witze machen und sich gegenseitig auf den Arm nehmen. Gebt mir dieses frische und moderne Robin-Hood-Abenteuer.

Linear und knackig - Gangs of Sherwood macht es euch nicht unnötig schwer

Das Spielprinzip von Gangs of Sherwood ist simpel und linear. Ihr spielt ein Tutorial, landet in eurer Basis und von dort aus begebt ihr euch auf einzelne, abgeschlossene Missionen, die etwa 20 bis 30 Minuten beanspruchen und in drei Schwierigkeitsstufen wählbar sind. In diesen kämpft ihr gegen eure Feinde, sammelt unterwegs kleine Schätze auf und stellt euch einem Boss. Nach den Missionen geht es zurück in euer Basislager, dort könnt ihr eure Ausrüstung aufbessern sowie neue Fähigkeiten und Outfits erwerben. Bisher konnte ich keine Echtgeld-Angebote ausmachen.

Es ist stets klar, was in den Missionen zu tun ist. Ein Marker zeigt eindeutig das nächste Ziel an und etwaige Greifhaken, Leitern, Seilrutschen oder andere Hindernisse werden deutlich gekennzeichnet. Sich bei diesem Spiel zu verlaufen ist quasi unmöglich. Es gibt einige Wege, die nur bestimmte Bandenmitglieder nutzen können, das ist aber auch ganz eindeutlig ersichtlich, ebenso wie die meisten "versteckten" Truhen mit neuen passiven Fähigkeiten oder Gold.

Robin Hood schießt ganz klassich mit dem Bogen - wobei, so klassisch ist das auch wieder nicht, denn dieser erzeugt magische Pfeile, die ihm Leben zurückgeben, explodieren, eine Salve erzeugen oder sich aufspalten können. Er ist also der Schütze. Maid Marian ist die Assassinin. Sie kämpft mit ihrem Schwert, kann aber mit ihren Magnetdolchwürfen auch ein wenig Distanz aufbauen. Bruder Tuck ist der Tank mit dem dicken Streitkolben und Little John kann die Angriffe mit seiner mechanischen Faust aufladen. Ich würde ihn als Bruiser beschreiben.

Spielbare Helden komplex, Gegner eher simpel

Die einzelnen Charaktere bieten unterschiedliche Spielstile, besonders, wenn ihr ihre Fähigkeiten in eurer Basis gegen das gefundene und verdiente Gold eintauschen könnt. Nach jedem Kauf steigen die Preise, so sorgt Gangs of Sherwood dafür, dass ihr Bogen, Schwert und Streitkolben nicht zu schnell niederlegt - es gibt ja noch mehr zu entdecken. Generisch fühlen sich die Charaktere nicht an, immerhin gibt es jede Menge kreativer herangehensweisen. Mit Robin Hood könnt ihr hochgeschlagene Gegner etwa mit dem Greifhaken anvisieren, euch an sie heranziehen und ihnen in der Luft Schaden zufügen.

Bunt und leuchtend sind die Fähigkeiten alle. Es blitzt in gelb, lila, rot und auch viele Explosionen füllen das Schlachtfeld. Durch die verschiedenen Kombinationen für die unterschiedlichen Angriffe und die vielen funkelnden Fähigkeiten wird es schnell chaotisch, besonders im Koop. Die Übersicht gegen einen einzelnen Boss zu behalten ist leicht, kommt eine ganze Armee auf euch zu und jeder prügel auf vier Feinde ein, müsst ihr euer Gehirn vielleicht auf ein Modell mit höherer Reaktionszeit upgraden.

Nicht nur für eure Augen kann das Ganze verwirrend werden, auch der PC merkt, dass hier gerade super viel vor sich geht. Eine Reizüberflutung für die Hardware, die gerne mal in Rucklern und FPS-Einbruchen resultiert - selbst bei meiner 2060 Super, die locker über den Mindestanforderungen für Gangs of Sherwood liegt. Da musste ich dann erstmal die Grafikeinstellungen für das Spiel runterschrasuben. Danach lief es dann weitgehend flüssig. Naja, so langsam sollte ich wohl einsehen, dass mein PC ersetzt werden muss. Oder die Spiele besser optimiert. Eine Lösung geht deutlich schneller und einfacher, ihr dürft ein mal raten.

Das Gameplay ist unterhaltsam, auch, wenn sich einige Feinde und sogar Minibosse ein wenig zu wiederholen scheinen. Innerhalb eines kompletten Spieldurchlaufs, der ohne viel Trödeln etwa 6 Stunden dauert und drei Akte mit je drei Missionen sowie vier einzelnen Missionen umfasst, gibt es aber auch den ein oder anderen mechanisch etwas interessanteren Gegner. Remnant 2 reicht Gangs of Sherwood hier natürlich nicht das Wasser.

Schwerer machen könnt ihr es euch, in dem ihr nicht auf "Leicht" oder "Mittel" sondern auf "Heroisch" spielt. Während ich durch die beiden ersten Schwierigkeitsgrade eifach durchrennen konnte, wurde es im letzten Modus auf einmal massiv schwerer. Hier fielen die ersten Tode und die ersten Missionen scheiterten. Für unterschiedliche Goldsummen könnt ihr euch mit verschiedend vielen Leben wiederbeleben lassen oder ihr startet neu. Sterbt ihr nicht an Gegnern, fallt etwa irgndwo herunter, seltzt euch das Spiel einfach wieder da ab, wo ihr vor eurem Unglück wart. So müsst ihr nicht von weit entfernten Checkpoints wieder vorlaufen.

Ziemlich gefallen haben mir die Intro-Sequenzen der Endgegner, die mich sehr stark an die Vorstellung der Bosse in Borderlands erinnert haben. Der fiese Feind erhält eine kurze Szene und wird dann in seiner letzten Bewegung, wie in einem Schnappschuss festgehalten. Es erscheint ein farbiger Hintergrund auf den dann noch der Name des Bosses geklatscht wird - natürlich mit passend epischen Sound-Effekten. Es ist schwer zu beschreiben, deshalb hier ein Beweisfoto von dieser Quasi-Borderlands-Hommage:

Albernes Controller-Gefuchtel und kindisches Knöpfehämmern wird es hier oft geben

Oft habe ich aber sowieso einfach zufällig auf das Gamepad gehämmert und jedes Mal, wenn etwas bunt leuchtendes herauskam wusste ich, dass ich etwas richtig gemacht hatte. Die Muße mir alle Skills und ihre Tastenkombinationen zu merken, hatte ich nicht. Nach einigen Kämpfen konnte ich die meisten Fähigkeiten trotzdem auswendig abrufen. In all dem Chaos kann man dennoch vergessen, ob man die eine Taste gerade drei oder schon viermal gedrückt hat. Die Steuerung funktioniert dennoch sauber.

Im Koop hat all das Gewusel zum Spielspaß beigetragen. Alle rennen aufgeregt durch die Gegend und wer am Ende die höchste Bewertung durch das Spiel erhält, lacht die anderen aus. Gangs of Sherwood gibt euch einen Score von D bis S, je nachdem wie ihr euch auf dem Schlachtfeld anstellt. Ausgeteilter Schaden erhöht euren Score, erlittener senkt ihn deutlich. Für mich als Spielerin vieler kompetitiver Spiele ein wirklich guter Anreiz sich anzustrengen und abzuschätzen, ob man beim Button-Smashing Fortschritte macht. Ihr könnt aber auch Sammelgegenstände - hier "Wanted"-Poster von euch und eurer Gang - finden oder möglichst viele Zivilisten befreien.

Damit ihr eure Fähikeiten möglichst oft nutzen und die lineare Welt mit ihren kleinen Kämmerchen und Kisten erkunden könnt, lenkt es nur selten mit cinematischen Szenen ab. Die Charaktere sprechen miteinander während ihr unterwegs seid. Dabei wird ein Bild der Figur eingeblendet und eine Tonspur abgespielt. Die Welt ist oft düsterer, als es die oft heiteren Dialoge vermuten lassen.

Ah, und ein Tipp noch. Kommt nicht auf die Idee das Spiel mit Maus und Tastatur zu spielen. Die Belegung ist nicht anpassbar, für mich als Linkshänder also sowieso völlig unbenutzbar, und so wirklich praktisch oder bequem fühlt sie sich selbst abgesehen davon nicht an. Nutzt einfach einen Controller, damit steigert ihr euren Spielspaß um ein Vielfaches.

Gangs of Sherwood im Test - Fazit:

Gangs of Sherwood ist einfach ein Spiel zum Spaß haben und wild draufloshämmern. Es ist ein klassisches Spiel nach dem Prinzip "einfach zu lernen, hart zu meistern" und gibt euch jede Menge Variation in den Spielstilen. Es ermöglicht euch sogar mitten in den Missionen Verbesserungen zu finden und eure Fähigkeiten zu verfeinern. Die Charaktere sind schön designt, den Feinden fehlt es allerdings an Tiefe. Wer es schwer mag, findet im heroischen Modus eine echte Herausforderung, an der Komplexität der Gegnermechaniken ändert auch das nichts.

Eine tiefgreifende Story müsst ihr nicht erwarten, dafür erhaltet ihr eine frische Interpretation von Robin Hood, von der ihr nicht das Gefühl habt, ihr hättet sie in der Medienlandschaft schon zwanzig Mal gesehen.

Gangs of Sherwood
PROCONTRA
  • Gutes Charakterdesign der spielbaren Figuren
  • Viele interessante Kombinationen im Kampf
  • Einfache Level-Struktur sorgt für gute Orientierung
  • Auf "Heroisch" dennoch herausfordernd
  • Bisher keine Mikrotransaktionen
  • Bewertungssystem ist motivierend
  • Boss-Mechaniken nicht allzu inovativ und abwechslungsreich
  • Kämpfe manchmal etwas unübersichtlich
  • Story und Erkundung stehen eher im Hintergrund
  • Performance könnte besser sein
  • Ohne Controller nur halb so spaßig

Ihr könnt Gangs of Sherwood auf Steam, im Xbox Store und im PlayStation Store kaufen.

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