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Intellivision Amico: Wir haben die nicht ganz so klassische Gaming-Konsole exklusiv ausprobiert

Für wen eignet sich der Amico - und für wen nicht? Judith und Melanie haben die neue Konsole ausprobiert und schildern ihren ersten Eindruck.

Judith und ich hatten das Privileg, mit die ersten in Deutschland zu sein, die den Intellivision Amico ausprobieren durften. In einer etwa dreistündigen Spielesession haben wir uns fleißig an Fischen fett gefuttert, Raketen auf eine Zielscheibe gefeuert und ein paar Kugeln im Pool versenkt. Dabei haben wir besonders die neuen Controller genau unter die Lupe genommen, denn als wir diese in der Hand hatten, stellten wir fest: Die sind doch etwas anders als das typische Gamepad der zeitgenössischen Konsolen.

Beim Auspacken fiel unser Auge aber erstmal auf die schicken Spielhüllen: Sie sind schlicht und in einem hübschen Cyan-Farbton gehalten. Konsole und Controller kommen optisch ebenfalls ohne unnötigen Schnick-Schnack daher - außer wir werten die kleinen bunt blinkenden Leuchtstreifen am Gerät als einen solchen. In den Hüllen finden wir eine nette Sammlermünze und ein RFID-Kärtchen, auf der sich das Spiel befindet. Diese muss man nur an die Konsole halten, und schon kann der Titel installiert werden. Funktioniert übrigens auch, wenn das Game noch verschweißt ist, was Sammlern entgegenkommen dürfte.

Die limitierte Collecor's Edition Vol. 1 durften wir gleich mit anzocken. Bei dieser sind 3D-Karten und hochwertige Münzen dabei.

Innovatives Steuerungssystem mit Touch-Screen

Alles ist sehr funktional und praktisch gehalten. Konsole und die rechteckigen Controller fühlen sich weniger wertig an als die der großen Konkurrenz. Dafür haben die Controller einige Features, bei denen selbst der DualSense doof aus der Wäsche guckt. Insgesamt könnt ihr euch den Amico-Controller eher wie ein gut genährtes Smartphone vorstellen - nur, dass sich der kleine Touch-Screen den Platz mit einem runden Steuerkreuz teilt. Dieser Steuerkreis besitzt einen Leuchtring, der die Farbe des Spielers anzeigt. So weiß jeder, wer gerade am Zug ist und welches Bedienungs-Brikett zu welchem Spieler gehört.

Kommen wir zum Touch-Screen. Ich fand es ziemlich cool einen Controller mit einem solchen Bedienungselement zu benutzen - auch wenn dieser nicht in jedem Spiel sinnvoll zum Einsatz kam. Was ich damit meine ist nicht, dass dieser völlig nutzlos war, sondern, dass ein Thumbstick oder ein anderes Lenkelement den Job des Screens ebenso gut gemacht hätte. Erst beim Ausrichten der weißen Kugel im Pool zeigte sich die wahre Stärke des kleinen Touch-Bildschirms - sein flexibler Einsatz.

Hier seht ihr den Controller. Ihr könnt ihn auch drehen und mit dem Touch-Screen auf der linken Seite spielen.

Ähnlich wie in den Jackbox-Party-Spielen gibt es beim Amico häufig die Situation, dass nicht nur auf dem großen gemeinsamen Bildschirm etwas passiert. Jeder Spieler muss auch für sich auf dem kleinen Screen herumtippen, um beispielsweise eine Spielfigur auszuwählen. Manchmal ist der Sensor im Game etwas zu feinfühlig und das Fadenkreuz bei Missile Command ist im Eifer des Gefechts nicht nur einmal verrutscht. Ist ja zum Glück nur eine virtuelle Stadt, die wegen diesem Uppsi zerstört wird...

Ein Controller, der die Welt zu vielen neuen Möglichkeiten eröffnet

Auch beim Steuerkreuz hat Intellivision das Rad neu erfunden - ziemlich wortwörtlich. Denn dieses gleichzeitig ein Steuerkreuz mit vier Richtungen und ein drehbares Rad zugleich. In manchen Spielen nutzt ihr das Drehen für die Feinjustierung, in anderen klickt ihr nach oben, unten, links und rechts um euch zu bewegen. Nachdem wir Shark! Shark! gespielt hatten, bei dem man sich durch das Drehen des Rades im Wasser fortbewegt, war ich zunächst sehr verwirrt, dass ich mich in Astro Smash kaum von der Stelle rührte und nur wenige Asteroiden zerstörte. Erst als ich schon weit mit den Punkten hinterherhinkte, hat es endlich Klick gemacht: Ich muss nicht drehen, sondern drücken! So nutzt jeder Titel den Controller etwas anders.

Bei Shark! Shark! können immer mehr Fische freigeschaltet werden. Wir haben mit am liebsten mit dem verrückten Feuerfisch gespielt.

Zusätzlich besitzt der Amico-Controller Motion Control - ein drittes Tool, mit dem die sowieso schon zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten erweitert werden. Dieses kam in unserer Test-Session bei Evil Knievel zum Einsatz. Dort konnten wir den Winkel zum Abschuss der Raketen einstellen, indem wir einfach den Controller nach links oder rechts neigten. So hat man gleich ein bisschen Wii-Feeling in der Stube. Zwei kleine Knöpfe an jeder der vier abgerundeten Ecken erinnern dafür wieder an die klassischen Konsolen-Controller und haben auch dieselbe Funktion. Seid ihr Linkshänder oder mögt es einfach gerne anders, könnt ihr den Controller auch auf den Kopf drehen und so die Position von Touchpad und Drehrad tauschen. Der Bildschirm dreht sich mit, sobald ihr einmal auf den winzigen Home-Button gedrückt habt.

Amico macht Kinder froh - und Erwachsene ebenso

Für uns waren Controller und Spiele insgesamt leicht verständlich, wobei kleine Ausnahmen die Regel bestätigen. Das ist auch wichtig, denn der Amico ist nicht unbedingt für einen ausgedehnten Zockerabend allein auf dem Bett gedacht, sondern eher, um ihn spontan mit der Familie oder den Freunden zu nutzen. Die Konsole ist schnell aufgebaut und sollte für Mitspieler jeder Generation zugänglich und intuitiv nutzbar sein.

Ihr habt aber Hunde, die einfach alles anlecken was ihnen vor die Schnauze kommt oder Kinder, bei denen Grobmotorik an der Tagesordnung steht? Kein Thema, die Controller sind wasserfest und dürfen auch mal runterfallen. Das Familientreffen oder der wilde WG-Abend wird nicht wegen neugierigen Kindern oder einem Schwupps Alkohol ins Wasser fallen.

Wenn ihr euch keine acht Controller für die ganze Bande kaufen wollt, tut es auch das Smartphone. Per App könnt ihr euren täglichen Begleiter an der Konsole nutzen.

Unser Ersteindruck: Eine solide Alternative für die klassische Brettspielsammlung

Der Intellivision Amico ist ein interessantes Gerät. Mit Controllern zwischen Smartphone und Gamepad bietet es viele verrückte Möglichkeiten, die bisher noch auf keinem anderen System verfügbar sind. Für die Zukunft dieser Konsole könnte das noch viele weitere innovative Experimente bedeuten. Dieser wilde Mix sorgt allerdings auch für einige kleine Kompromisse. So fühlt sich der Controller etwas klobiger an und die Elemente sind mit kleinen Händen manchmal nicht so einfach zu bedienen. Ich komme mit meinem Daumen zum Beispiel nicht an das gegenüberliegende Ende des Touch-Bildschirms.

Für kooperativen oder kompetitiven Spiel-Sessions im kleinen oder großen Kreis mit bis zu acht Personen ist der Amico ("Freund" auf Italienisch) immer zu haben. Ob ihr euren Spaß mit der Konsole habt, kommt dabei sehr auf eure Erwartung an. Kleine Retro-Daddelspiele, Lernspiele und andere familienfreundliche und gesellschaftstaugliche Titel zusammen mit dem vielseitigen Controller bilden kein krasses Gamer-Setup, sondern vielmehr eine digitale Erweiterung eurer Brettspielsammlung.

Das ist aber auch gut so, denn für die großen 60-Stunden Triple-A-Games haben wir ja schon Konsolen von Sony, Nintendo und Microsoft. Eine frische Alternative zur Wii oder der althergebrachten Gesellschaftsspielkiste, die den Freundeskreis zusammen auf dem Sofa zum Wetteifern bringt oder die gesamte Familie vor dem Fernseher vereint, fehlt derzeit auf dem Markt. Für eine solche Zielgruppe scheint der Amico ein der richtige markttechnische Lückenfüller zu werden. Ob sich dieser mit seinen 279,99 Euro preislich lohnt, das muss dann jeder für sich selbst entscheiden.

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