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Last Train Home im Test - Das hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, zu Unrecht

Sind wir schon da?

Eine beschwerliche Zugfahrt, die aber spielerisch überzeugend und anspruchsvoll daherkommt, euch mit taktischer Planung fordert.

Ewig lange Zugfahrten sind nichts Neues, wenn man einen schlechten Tag bei der Deutschen Bahn erwischt. Aber so lang wie die Reise, die euch in Last Train Home erwartet, sind sie dann doch nicht. Zum Glück, denn hier bewegt ihr euch mit eurem Zug auf dem Weg zurück in die Heimat Wladiwostok durch ein Land, das gerade im Bürgerkrieg versinkt. Und ihr seid mittendrin, wollt aber eben nur nach Hause. Um Kämpfe kommt ihr also nicht herum, ebenso wenig wie um dieses Spiel, wenn euch Echtzeitstrategie und Management zusagen.

Der beschwerliche Weg in die Heimat

Ihr übernehmt in Last Train Home die Kontrolle über einen Trupp tschechoslowakischer Legionäre. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges möchtet ihr einfach nur nach Hause, doch der Bürgerkrieg zwischen Russischen Rotarmisten und Weißgardisten macht es euch nicht einfacher. Ein Szenario, das noch ziemlich unverbraucht ist und euch mitten ins Geschehen wirft, mit dem eure Leute eigentlich gar nichts zu tun haben möchten. Sie sollen obendrein ihre Waffen abgeben, was sie natürlich inmitten dieses Konfliktes nur ungern tun.

Also geht es nicht darum, sich für eine Seite zu entscheiden, sondern ums Überleben. Was einfach klingt, entpuppt sich als schwierige Herausforderung. Eine, bei der es einerseits darum geht, die erforderlichen Mittel zur Versorgung zu beschaffen – ohne Treibstoff oder Nahrung geht wenig. Gleichzeitig müsst ihr euren Zug schützen, denn er ist auf diesem beschwerlichen Weg euer einziges Transportmittel und ein halbwegs sicherer Zufluchtsort.

Wie spielt sich Last Train Home?

Man könnte sagen, dass sich Last Train Home spielerisch bei verschiedenen anderen Titeln bedient, unter anderem etwa Company of Heroes oder Frostpunk. Die Kunst ist es, das alles zu etwas Funktionierendem zu kombinieren und nicht einfach nur Dinge zu übernehmen und zusammenzustecken, die am Ende jedoch nicht funktionieren. Ashborne Games ist das erfreulicherweise sehr gut gelungen.

Das Ganze ist auf jeden Fall kameradschaftlicher, intimer als in einem beliebigen Echtzeitstrategiespiel mit Massenschlachten. Jeder Soldat, jede Soldatin hat einen Namen, sie sammeln Erfahrung, steigen im Rang auf und ihr werdet euch jedes Mal ärgern, wenn jemand von ihnen stirbt. Und ihr braucht sie nicht alleine fürs Schlachtfeld, weit gefehlt. Mindestens genauso wichtig ist der Zug. Wer zu wenig Leute hat, um ihn zu betreiben, guckt dumm aus der Wäsche. Da könnt ihr euch dann die Heimreise abschminken.

Sie alle haben ihre eigenen Persönlichkeiten, Eigenheiten. Manche Geschehnisse oder Entscheidungen nehmen einige von ihnen mehr mit als andere und ihre Stimmung solltet ihr definitiv nicht aus den Augen lassen. Wenn sie wütend sind oder ihr sie durch zu viele Einsätze an den Rand der Belastbarkeit bringt, kann es durchaus passieren, dass sie euch den Rücken zukehren und ihre Sachen packen.

Diese Persönlichkeiten sind es auch, die dafür sorgen, dass euch euer Gefolge ans Herz wächst, dass ihr nicht einfach denkt: "Ja, okay, der ist tot, rekrutier' ich eben einen neuen Trupp." Und sie sind nicht auf eine spezifische Rolle versteift, was euch ein gewisses Maß an Flexibilität ermöglicht und euch die Chance gibt, bestimmte Verluste noch ausgleichen zu können. Neue Rollen für sie lassen sich freischalten und ebenso schaltet ihr Fähigkeiten frei, von denen sie jedoch nur eine begrenzte Zahl gleichzeitig ausrüsten können.

Last Train Home - Screenshots

Ohne Zug geht nichts

Ihr solltet letztlich schon die nötige Zeit investieren, um eure Männer und Frauen gut aufeinander abzustimmen, sodass sie sich gut ergänzen. Das gilt, wie bereits erwähnt, besonders für den Zug, der im Grunde vergleichbar mit dem Reaktor in Frostpunk ist. Er ist entscheidend für euer Überleben und dafür, ans Ziel zu gelangen. Ihr müsst ihn reparieren, dafür sorgen, dass er genug Treibstoff hat. Ein gut erhaltener Zug sorgt für Schutz und kann euch, Artilleriewagen vorausgesetzt, genauso gut mit Feuerunterstützung behilflich sein.

All das fühlt sich im ersten Kapitel, also dem Prolog, noch relativ harmlos an. Ihr werdet langsam herangeführt und danach wird es definitiv nicht einfacher. Die Anforderungen und Bedürfnisse steigen, idealerweise habt ihr die passenden Leute für die verfügbaren Posten. Es geht darum, Ressourcen klug zu verteilen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Schwierige Überlegungen gehören genauso dazu. Und die solltet ihr definitiv anstellen, denn ihr habt nur einen Spielstand zur Verfügung, könnt daher nicht nach Belieben zurückkehren und Ereignisse revidieren.

Überlegungen im Kampf

Dass eure Soldatinnen und Soldaten nicht einfach so ersetzbar sind, begleitet euch in jeder Sekunde des Kampfes. Ihr braucht mindestens einen Trupp für einen Einsatz beziehungsweise eine Mission, in dem können bis zu acht Leute Platz finden. Für sich genommen verfügen die einzelnen Klassen über ähnliche Fähigkeiten, wie ihr es etwa aus einem Company of Heroes kennt. Aber wie bereits angesprochen, sind sie nicht einfach ersetzbar, wenn sie sterben. Verliert ihr eine Sanitäterin, ist das nicht nur für die aktuelle Aufgabe ein herber Verlust, es kann sich langfristig auswirken.

Soll heißen: Überlegtes Vorgehen ist gleichermaßen im Kampf gefragt. Die Maps fallen nie riesig aus, wichtig ist aber eine genaue Planung und es lohnt sich definitiv, sich nicht in jeden Kampf zu stürzen, sondern zu schleichen. Manchmal kommt ihr nicht um Feuergefechte herum, in anderen Situationen ist es sinnvoller, den schleichenden Weg zu gehen. Das spart Gesundheit und Munition gleichermaßen.

Der Ablauf erinnert dabei durchaus an Company of Heroes. Ihr schickt eure Trupps möglichst von Deckung zu Deckung, denn wer im Freien herumlungert, steht nicht mehr lange aufrecht. Eure Soldatinnen und Soldaten könnt ihr nochmal extra gruppieren oder einzeln herumkommandieren. Es gibt zudem eine Pausenfunktion, um währenddessen Befehle zu erteilen. Dadurch, dass alles weniger wie eine Massenschlacht wirkt, gestaltet sich eure Planung umso bedeutsamer und das Belohnungsgefühl ist am Ende größer, wenn ihr Erfolg habt. Noch mehr, wenn ihr unterwegs ein paar weitere Legionäre aufgabelt und sicher in den Abzugsbereich bringt.

Rechnet vielleicht nicht damit, im ersten Anlauf bis nach Hause zu gelangen. Allerdings könnt ihr dabei die Dinge verinnerlichen, die ihr währenddessen lernt, um sie im nächsten Versuch anzuwenden. So lange, bis der Zug im Heimatbahnhof einführt, ohne unterwegs in Stücke geschossen zu werden.

Last Train Home - Fazit

Last Train Home präsentiert sich als äußerst gelungener Genre-Mix. Zwar geht das Spiel vielleicht nicht so dermaßen in die Tiefe, wie das manch andere Games tun, aber es ist ebenso wenig oberflächlich. Ihr müsst ganz genau überlegen und abwägen, was ihr hier tut, ansonsten kommt ihr nämlich nicht weit. Genau das ist hier die Herausforderung und das ist es, was neben der gelungenen spielerischen Umsetzung Spaß macht, euch bei der Stange hält. Eure Leute wachsen euch ans Herz, ihr möchtet sie nach Hause bringen und jeder Verlust ist wie ein Treffer in euer Herz. Dass es Last Train Home gelingt, solch ein Gefühl zu erzeugen, spricht für das Spiel. Ein Spiel, bei dem es sich lohnt, falls euch die erwähnten Spiele und das Genre interessieren, einen längeren Zwischenhalt einzulegen.

Last Train Home
PROCONTRA
  • Gelungener Genre-Mix
  • Erfordert taktische Planung und genaue Überlegungen
  • Bietet Tiefgang, verliert sich aber nicht darin
  • Motivierendes Gameplay
  • Sorgt für ein schönes Erfolgsgefühl, wenn alles klappt
  • Charaktere könnten noch einen Tick mehr Persönlichkeit vertragen
  • Für manche vielleicht noch zu wenig Tiefgang

Ihr könnt Last Train Home auf Steam oder bei Amazon.de kaufen.

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