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Lenovo Legion Go im Test: Größer und stärker als das Steam Deck – aber unhandlich und längst nicht ausgereift

Mit PC-Kanonen auf Handheld-Spatzen.

Leistungsstarker, aber relativ unhandlicher Handheld-PC mit abnehmbaren Controllern und einer deutlich fummeligeren Benutzerführung als das Steam Deck.

Ich hätte nicht gedacht, dass Handheld-PCs mal eine so große Rolle spielen würden – weder ganz allgemein noch in meinem persönlichen Alltag. Aber seit Nintendo mit der Switch vorgemacht hat, dass man auch unterwegs und auf dem Sofa im Wesentlichen wie an einer Konsole spielen kann, und Valve das Ganze mit dem Steam Deck anschließend praktisch perfektionierte, bin ich ein großer Fan der „Generation Beweglichkeit“.

Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Sobald ich mich auf besagtem Sofa mit einer mittelprächtigen Ergonomie herumschlagen oder erst umständlich in Einstellungen herumfummeln muss, hört der Spaß ziemlich schnell auf. Beides steht nämlich im krassen Widerspruch zu der Zugänglichkeit, die ein solches Handheld-Erlebnis auszeichnen sollte. Und leider ist genau das ein Problem praktischer aller Handheld-PCs, die nicht mit derselben Sorgfalt auf das mobile Spielen zurechtgeschnitten sind wie das Steck Deck.

Warum ich das so ausführlich einleite, dürfte klar sein – nach der Überschrift sowieso: Das Lenovo Legion Go ist in genau dieser Hinsicht meilenweit von Valves Wunderkiste entfernt. Denn weder die Software noch die Hardware des Handhelds können dem Platzhirsch die Wasserkühlung reichen. Auch wenn ich einen Teil davon richtig klasse finde!

Übersicht

Das Lenovo Legion Go im Überblick

Zunächst mal die Technik selbst; was hält man mit dem Legion Go in den Händen? Immerhin handelt es sich um den größten der aktuellen Trage-PCs, auch wenn sich der Unterschied größer anfühlt als er rein von den Maßen her ist. Nur die deutlich geringere Höhe des Steam Decks sowie dessen kleineren Auswölbungen unter den Griffen samt der schrägen Fläche unter den Daumenballen sorgen dafür, dass Valves Handheld um einiges kleiner wirkt.

Abgesehen davon verstärkt auch der größere Bildschirm des Legion Go (ebenfalls ein Touchscreen) den Eindruck, ein wesentlich wuchtigeres Gerät in den Händen zu halten. Immerhin stehen 8,8 Zoll, also gut 20 Zentimeter, den gerade mal 7,4 Zoll des OLED-Decks und sogar nur 7 Zoll des LCD-Decks gegenüber. Auch das ROG Ally von Asus begnügt sich mit 7 Zoll. Im Gegenzug hat Lenovo kein OLED-, sondern ein LCD-Display verbaut – wenn auch mit einer Auflösung von maximal 2560 x 1600 Pixeln, einer Bildwiederholrate von bis zu 144 Hz und einer Helligkeit von 500 Nits gegenüber den 400 Nits des OLED-Decks.

Ähnlich wie das Steam Deck mit seinem 50-Wh-Akku enthält das Legion Go einen Akku mit 49,2 Wattstunden. Da sowohl das helle und größere Display mit der höheren Auflösung sowie die Prozessorpaarung aus Zen-4-CPU und RDNA-3-GPU (Zen 2 und RDNA 2 im Steam Deck) mehr Strom benötigen, ist beim Ausnutzen der vollen Rechenleistung allerdings schon nach etwa einer Stunde Schluss, während man mit Valve mindestens doppelt so lange unterwegs ist.

Praktisch ist dafür der ebenso schmale wie erfreulich feste Ständer, mit dem man Lenovos Handheld auf einer flachen Unterlage nutzen kann, ohne möglichst senkrecht drauf glotzen zu müssen. Das ist spätestens dann praktisch, wenn man die seitlichen Controller abnimmt, weil man das mit 854 Gramm gar nicht so leichte Gerät vielleicht nicht ständig in den Händen halten will. Ohne wiegt es 600 Gramm.

Lenovo Legion Go im Test: die Hardware

Ich habe schon die Joy-Cons der Switch häufig abgezogen, um auf diese Art zu spielen, und finde es klasse, das auch bei einem Handheld-PC tun zu können. Das ist für mich daher die erwähnte größte Stärke des Legion Go: Mit einem schnellen Griff – viel schneller als bei der Switch – klickt man einen der Controller ab und befestigt ihn wieder. Schön auch, dass es nicht nur zwei zusätzliche Buttons an der Unterseite der Controller gibt wie beim ROG Ally, sondern die gewohnten vier sowie einen weiteren an der rechten Stirnseite.

Dass der dort angebracht ist, liegt an einer weiteren Besonderheit des Legion Go. Denn nimmt man den rechten Controller ab und steckt ihn in einen mitgelieferten Fuß, kann man ihn wie eine Maus nutzen. Die obere Schultertaste und jene an der Stirnseite dienen dann als Maustasten und sogar ein (ausgesprochen umständlich zu erreichendes) Mausrad ist vorhanden. Für alle, die nicht auf die typische PC-Steuerung verzichten wollen, könnte dieser so genannte FPS-Modus also eine Lösung sein.

Nun kann dieser über den Tisch rutschende Joystick – denn so fühlt es sich für mich an – keine erstklassige Maus ersetzen. Dazu ist er ein wenig zu unhandlich, zumal ich das ein kleines Stück nach oben geknickte Handgelenk also unangenehm empfinde. Positiv will ich dafür hervorheben, dass der Controller mit einem leichten Magneten in diesem Fuß gehalten wird, sodass man die „Maus“ für ein schnelles Umsetzen problemlos hochheben kann. Abgesehen davon ist der FPS-Modus bedeutend komfortabler als das Bedienen des viel zu kleinen und noch dazu leicht versenkten Touchfelds.

Der Fuß findet in der mitgelieferten Hartschalen-Tasche Platz, sodass man ihn überall hin mitnehmen kann und bei der Tasche gefällt mir zudem die verschließbare Aussparung für ein USB-Kabel, durch die man das Legion Pro auch gut verpackt laden kann. Richtig stark ist außerdem, dass Lenovo Analogsticks verbaut, die sich den Halleffekt zunutze machen. Mit dem berüchtigten Stick Drift dürfte man sich hier also nicht herumschlagen müssen.

Ergonomie der Hardware

Trotz der guten Ideen bin ich mit der Ergonomie des Lenovo Legion Go aber unzufrieden und das fängt bei den sehr großen, schnurgerade nach unten laufenden Seiten beziehungsweise Controllerteilen an. Viel mehr als beim Steam Deck hat man das Gefühl einen großen Kasten festzuhalten, der sich nie wirklich an die Hände schmiegt. Dazu kommt, dass man die abgenommenen Controller mit normal großen Händen nur schlecht umgreifen kann, weil sie dafür zu breit sind.

Und dann ist der rechte Analogstick auch noch so weit unten angebracht, dass ich ihn mit dem Gelenk des Daumens bedienen müsste, wenn ich meinen Zeigefinger voll auf die Schultertaste lege. Das alles verkompliziert die Handhabung und sorgt dafür, dass ich ständig leicht umgreifen muss. An die furchtbar niedrig liegenden und für mein Empfinden in verkehrter Reihenfolge angebrachten Start- und Menütasten auf der linken Seite habe ich da noch gar nicht gedacht.

Deren Funktionen könnte man zwar mit denen der zwei oben liegenden (dort, wo sich sonst Start und Menü befinden) Lenovo-Tasten tauschen. Dann funktionieren allerdings viele Aktionen nicht mehr, die man darüber auslöst. Dazu gehören das Aufrufen der virtuellen Tastatur, das Knipsen von Screenshots, das schnelle Ändern des Leistungsprofils und mehr.

Ich mag außerdem die Anordnung von einer der Tasten unterhalb der Controller nicht. Denn schaut euch mal die rechte Seite an: Dort ist ein Button direkt dort angebracht, wo einer der Knöchel des Ringfingers den Controller hält – was nichts anderes heißt, als dass man mitunter aus Versehen eine damit verbundene Funktion auslöst. Wobei es mir gleichzeitig viel zu oft passiert, dass beim Drücken des Knopfes überhaupt nichts passiert, weil man ihn dafür aus einem bestimmten Winkel „treffen“ sollte.

Wirklich glücklich bin ich mit den zusätzlichen Knöpfen deshalb nicht und das gilt auch für den an der Stirnseite. Ihn erreicht man bei abgetrenntem Controller nämlich nur schwer, weil man ohne den Gegendruck des Geräts den Ballen des Zeigefingers nicht stark genug an den Controller drücken kann. Positiv könnte man es wohl so formulieren: Sollte Lenovo mal ein neues Legion Go herausbringen, gibt es in Sachen Ergonomie eine Menge Verbesserungspotential.

Was die Software alles (nicht) kann

Und das gilt auch für die Software, da Lenovo kein perfekt auf die Hardware zurechtgeschnittenes Betriebssystem entwickelt hat, sondern eine reguläres Windows 11 mitliefert sowie das Legion Space genannte Programm, über das man grundlegende Funktionen des Handhelds einstellt. Das aber noch längst nicht ausgereift ist. Ihr wollt etwa jedem Knopf eine beliebige Aktion zuweisen, so wie das bei der Konkurrenz und guten Pro-Controllern der Fall ist. Das ist hier nur eingeschränkt möglich.

Wer so spielen möchte, dass er die vier zentralen rechten Tasten zum Beispiel als Digikreuz nutzt, der guckt bei Lenovo in die Röhre. Und falls ihr jetzt denkt, man könnte das über Steam umgehen, wo ja das freie Zuweisen aller Tasten einschließlich des (virtuellen) Keyboards möglich ist: Steam erkennt das Legion Go nur als reguläres Gamepad. Das Belegen der zusätzlichen Tasten ist deshalb nicht drin.

Schlitzohren kommen daher vielleicht auf die Idee, die Buttons unter dem Handheld über Legion Space zuzuweisen und die anderen dann per Steam – stellen dabei allerdings fest, dass die über Space zugewiesenen Tasten immer jene Funktion ausführen, die den Originalen zugeschrieben ist, sodass man mit dieser Variante weder A noch B, X oder Y zur Verfügung hätte.

Zusätzlich erschwert wird das alles dadurch, dass man keine zu bestimmten Programmen beziehungsweise Spielen gehörigen Profile anlegen darf, weshalb man die Zuweisung der Tasten auch noch ständig ändern muss.

Gut, dass zumindest das Umschalten zwischen verschiedenen Leistungsprofilen über wenige Touch-Eingaben geschieht. Somit fallen die fehlenden Profile dort weniger stark ins Gewicht. Wobei es auch da Möglichkeiten zum Experimentieren gibt. Immerhin kann man sowohl die Auflösung als auch Frequenz des Display einstellen sowie die Bildrate begrenzen und die Leistung des Prozessors regulieren. Denn so schön es ist, den Zen-4-Prozessor voll auszureizen: Wenn ihm nach einer Stunde schon der Saft ausgeht, hat man nicht viel davon.

Tatsächlich bin ich deshalb meist im leicht gedrosselten Kompromiss-Modus unterwegs und bei einfachen Spielen sogar im schwachen, aber ausdauernden Leise-Betrieb. Beziehungsweise regele ich die Grafik in den Einstellungen der Spiele oft auf ein Niveau herunter, mit dem ich wenigstens zwei oder drei Stunden lang kein Netzteil benötige. Wer statt zu spielen ganz viel Zeit mit Ausprobieren verbringen will, kann außerdem frei wählen, wie viel Leistung der Handheld abrufen soll.

Einschränken kann man auch die maximale Bildrate, wobei der Sweet Spot hier nicht bei 40 Hz, sondern bei anspruchsvolleren 48 Hz liegt. So punktgenau wie das Steam Deck darf man das Legion Go nämlich nicht einstellen. Vielmehr hat man die Wahl zwischen 30, 36, 48, 60, 72, 90, und 144 Sekundenbildern. Die magische 40, bei der auch relativ schnelle Spiele ausreichend flott und dennoch halbwegs energiesparend laufen, bleibt einem leider verwehrt. 36 sind für mein Empfinden oft noch zu wenig und 48 benötigen mehr zusätzliche Leistung als es vielleicht klingt.

Bedauerlich ist es deshalb, dass man auch die Frequenz des Displays nicht frei ändern darf, sondern lediglich die Wahl zwischen 60 und 144 Hz hat. Ob das und die nicht vorhandenen 40 FPS eine gute Variante sind? Braucht man auf einem Handheld überhaupt batteriefressende 144 Hz beziehungsweise eine entsprechende Bildrate? Für mich kann ich diese Frage klar verneinen und die Entscheidung Lenovos somit nicht nachvollziehen.

Immerhin sieht ein mit 48 Bildern pro Sekunde und 60 Hz laufendes Spiel so aus, als würde es ständig stottern, da Display und Darstellung nicht gleichzeitig aktualisiert werden. Erst mit 60 Bildern laufende Spiele profitieren daher vom 60-Hz-Modus. Doch die erreicht man bei großen aktuellen Titeln nur selten, wenn auf eine dem mobilen Spielen angemessene Akkulaufzeit bedacht ist. Ich verzichte jedenfalls lieber auf 12 FPS, wenn ich dafür länger spielen kann, benötige dafür allerdings ein „Flimmern“ von 144 Hz.


Das Lenovo Legion Go kostet beim Hersteller selbst knapp 800 Euro, während er bei Amazon und MediaMarkt ab knapp 770 Euro erhältlich ist. Das gilt jeweils für die „kleinen“ Modelle mit 512 GB Hauptspeicher. Die Variante mit 1 TB SSD schlägt mit knapp 900 Euro zu Buche.

  • Lenovo
  • Amazon
  • MediaMarkt

  • Bevor ich gleich näher auf die Leistung im Hinblick auf Spiele und Laufzeit eingehe, noch ein paar Worte zur Software, die praktischerweise Links zu den Webseiten von Plattformen wie Steam, Epic, Ubisoft und so weiter anbietet. Installieren muss man die Clients zwar wie unter jedem Windows eigenhändig, aber immerhin. Legion Space ist eben keine Systemsoftware, sondern lediglich ein vom Betriebssystem unabhängiges Programm.

    So kann man dort auch einstellen, dass Space gleich beim Hochfahren gestartet wird, nur muss man sich zuvor trotzdem erst umständlich in Windows einloggen. „Umständlich“ deshalb, weil das nicht wie auf dem Deck per Controller funktioniert, sondern man für fast alles außerhalb von Space und Steams Big-Picture-Modus den Touchscreen nutzen muss. Seid euch aus diesem Grund auch darüber bewusst, dass der praktisch immer verschmiert sein wird.

    Ach, und während man alle bereits gespielten Steam-Titel direkt von Space aus laden kann, sind sie erstens nicht nach dem Datum des letzten Starts sortiert und gilt das zweitens für alle anderen Plattformen nicht. In Space darf man lediglich Ubisoft Connect, GOG oder was auch immer starten, um dort dann erst das gewünschte Spiel zu finden.

    Nicht zuletzt will ich noch erwähnen, dass man nach jedem Öffnen und Schließen von Space (das geschieht über die Systemtaste über dem linken Stick) erst wieder auf das Spiel tippen muss, um dessen Fenster zu aktiveren. Ansonsten kann man dort keine Aktion ausführen. Bei einigen Programmen muss man nach dem Minimieren von Space sogar erst die Taskleiste hochziehen, um von dort aus das Spiel zurückzuholen. Nein, ein konsolentypisches Erlebnis erwartet euch hier wahrlich nicht.

    Das meiste davon sind Kleinigkeiten, ich weiß. Das Dumme ist nur, dass es genau solche Punkte sind, die der Handheld-Erfahrung überhaupt erst gerecht werden – oder eben nicht. Es sind diese Kleinigkeiten, die Valve im großen Stil nahezu perfektioniert hat. Und in deren Licht das Legion Go wie eine verdammt unbeholfene Notlösung wirkt.

    Wobei das auch auf Windows selbst zutrifft, dem eine ans mobile Spielen angepasste Version wahrlich guttun würde. Dem man allerdings auch einen Vorteil zusprechen muss, nämlich den der Kompatibilität. Zwar kommt SteamOS erstaunlich gut mit fast allem klar, was man dort startet, Hin und wieder läuft ein Programm aber auch gar nicht oder nur so fehlerhaft, dass es auf dem Deck im Grunde nicht zur Verfügung steht.

    Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass unter Windows sämtliche Clients problemlos laufen. Das ist zwar größtenteils auch auf dem Steam Deck der Fall. Das Einrichten der Epic-, Xbox- und anderer Plattformen ist aber bedeutend umständlicher als hier. Was das angeht, wurde ich mich mit dem Legion Go daher eher warm, während ich auf dem Deck praktisch nur mit Steam unterwegs bin.

    Ein wichtiger Tipp an dieser Stelle noch: Ändert die Leistungseinstellungen im Betriebssystem so, dass Windows beim Drücken das An/Aus-Knopfs nicht in den Energiesparmodus (Sleep), sondern in den Ruhezustand (Hibernate) geht. Ansonsten passiert es nämlich in verschiedenen Situationen, unter anderem schon beim An- und Abstecken des Ladekabels, dass sich das System ungewollt einschaltet. Mir ist es jedenfalls mehrmals passiert, dass ich das Legion Go aus der Tasche nahm und feststellen musste, dass es sich dort erstens heiß und zweitens leer gearbeitet hat, obwohl ich es zuvor schlafen gelegt hatte.

    Starke Leistung – großes Vergnügen?

    Die entscheidende Frage wird für Manche aber nicht sein, wie weit die Nutzerführung eines notdürftig angepassten Windows-Systems vom Steam Deck entfernt ist, sondern wie gut die Spiele auf der leistungsfähigeren Hardware laufen. Und die Antwort ist natürlich, dass das Legion Go in der Beziehung klar die Nase vorn hat.

    Das Handheld-feindliche Returnal bekommt man zwar auch hier nicht mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde zum Laufen, da es alle paar Sekunden von teils extrem starken Einbrüchen geplagt wird. Allerdings erreicht das Spiel auf dem Legion Go auf der niedrigsten Detailstufe überhaupt manchmal diese Marke und ganz generell laufen alle Spiele deutlich besser beziehungsweise mit einem höheren Detailgrad als bei Valve.

    Das auf dem Deck grenzwertige Ghostrunner 2 schafft es auf 60 und Baldur’s Gate 3 mit mittleren Details 48 Sekundenbilder. In Cyberpunk 2077 oder Dying Light 2 kann man sogar einfaches Raytracing (oder wahlweise andere grafische Finessen) dazuschalten, falls man sich mit 30 zufrieden gibt. Redout 2 rast schon im gemäßigten Leistungsmodus auf mittlerer statt niedriger Grafikstufe durch die 60-Bilder-Zukunft und auch Skull and Bones schifft bei mittleren Details mit 48 Knotenbildern über den Indischen Ozean. Ohne es wissenschaftlich zu formulieren, würde ich sagen, dass man auf dem Legion Go bei etwas flotterer Bildrate meist locker eine Detailstufe höher als mit dem das Steam Deck fahren kann.

    Erwartet nur keine Wunder. Stellt man Cyberpunk auf die Voreinstellung „Steam Deck“, die auf Valves Handheld mit 30 Bildern pro Sekunde läuft, erzielt man auch hier lediglich 48 oder sehr instabile 50+ – bei etwa halb so langer Akkulaufzeit. Gewaltig ist der Unterschied in der Praxis also nicht und das betrifft auch die höheren Auflösungen des Legion Go, denn die müssen ja erst mal berechnet werden…

    Lenovo Legion Go im Test: Screenshots aus Spielen

    … weshalb ich in fast allen Spielen eine Auflösung wähle, die weit unter dem Maximum von 2560x1600 Bildpunkten liegt. Die sind für mein Empfinden ohnehin übertreiben viel für das immer noch vergleichsweise kleine Display, da die Windows-Oberfläche auf diesem System so oder so nicht zum ernsthaften Arbeiten verwendet werden dürfte. Über ein Dock (das von Valve funktioniert leider nicht) kann man das Legion Go natürlich mit Tastatur und einem großen Bildschirm verbinden. Aber wer hat schon einen solchen herumstehen, wenn nicht ohnehin ein Arbeitsrechner direkt darunter Dienst tut?

    Tatsächlich verwende ich fast durchgehend sogar nur eine Auflösung von 1280x800 Punkten, die ich über das per AMD-Software zuschaltbare Integer Scaling auf die nativen 1600 hochrechnen lasse. Das ergibt zwar ein weniger klares Bild, was mich auf dem Desktop aber nicht interessiert. Und beim Optimieren der Spiele fange ich ohnehin bei der kleinsten Auflösung an, da mir ein plastisches Bild mit möglichst guter Beleuchtung viel wichtiger ist als die Schärfe einer niedrigeren Detailstufe.

    Abgesehen davon musste ich im BIOS übrigens das für grafische Prozesse notwendige VRAM auf 6 GB erhöhen, damit Skull and Bones flüssig läuft. Macht das ebenso! Lenovo hat diese Möglichkeit nicht umsonst hinzugefügt, denn diese Speicherverteilung ist für einige aktuelle Spiele unverzichtbar. Überhaupt muss man dem Hersteller zugutehalten, dass er sein Legion Go durch Updates immer weiter aktualisiert. Unter anderem soll es in Zukunft wohl möglich sein, den Controllern jede beliebige Keyboard-Taste zuzuweisen.

    Lenovo Legion Go im Test – Fazit

    Lieber wäre mir allerdings, wenn das Legion Go schon jetzt eine gleichwertige Alternative zum SteamDeck ist. Immerhin hat Lenovo schnelle Prozessoren und eine großes, leistungsfähiges Display verbaut, sodass besonders aktuelle Spiele eine Idee besser aussehen als auf Valves Muster-Handheld. Dass Windows als Betriebssystem genutzt wird, sichert zudem die Kompatibilität der wenigen Titel, die nicht unter SteamOS laufen. Es sorgt allerdings auch dafür, dass die Bedienung über die in keiner Weise für ein Konsolenerlebnis gedachte Benutzerführung recht umständlich ist. Selbst das zum Managen des Geräts gedachte Legion Space lässt viele Wünsche offen – wo man bei Valve Jahre aufwändiger Entwicklung spürt, wirkt Lenovos Konkurrent wie ein schnell zusammengestecktes Provisorium…

    … in dem aber durchaus clevere Ideen drinstecken. Denn alleine der Ständer ist verdammt praktisch und dass man die Controller wie bei der Switch abnehmen kann, finde ich klasse. Zwar benutze ich den rechten Controller selten als Maus, doch dass das geht, ist ebenfalls eine interessante Möglichkeit. Ich wünschte nur, Lenovo hätte weniger mit Kanonen auf Spatzen geschossen und stärker darauf geachtet, dass das Verhältnis von Akku zu Prozessorleistung besser auf das mobile Spielen angepasst ist. Von einer höheren Detailstufe hat man nämlich wenig – auf dem kleinen Bildschirm sowieso –, wenn man dafür nur eine Stunde lang spielen kann.

    Dass das Legion Go ein guter Handheld ist, steht außer Frage. Das Verbauen von Halleffekt-Analogsticks kann man gerade bei einem Handheld etwa nicht genug loben und die Flexibilität der abnehmbaren Controller steht dem mobilen Spielen gut zu Gesicht. Mir ist das Gerät nur sowohl in Sachen Hardware als auch Software viel zu unhandlich und nicht gut genug für das Spielen abseits eines Stromkabels gedacht, weshalb ich unterm Strich lieber weiter mit dem Steam Deck unterwegs sein werde. Reine Leistung ist gerade in diesem Bereich eben längst nicht alles.

    Lenovo Legion Go
    PROCONTRA
    • Großes Display mit relativ hoher nativer Auflösung
    • Verschiedene, wahlweise frei konfigurierbare Leistungsprofile
    • Leicht abnehmbare Controller mit Halleffekt-Sticks und fünf zusätzlichen Tasten und ein klickbares Mausrad
    • Rechter Controller kann als Maus verwendet werden
    • Herausklappbarer Ständer ermöglicht bequemes Bedienen auf flachen Oberflächen
    • Sehr kurze Laufzeit von etwa einer Stunde auf hohem Leistungsprofil
    • Keine nach Spielen/Programmen getrennte Leistungs- und Controllerprofile
    • Weitgehend umständliches Einloggen und Bedienen sowohl Windows als auch Lenovos eigener Software
    • Kleine Ungereimtheiten; schaltet sich selbst im Sleep-Modus z.B. an, wenn Ladekabel an- oder abgesteckt wird

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

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