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Loki Folge 3: Lamentis bestätigt Loki als bisexuell. Aber das sollte nicht sein, was hängenbleibt - Serienkritik

Explodiert heute das Internet?

Diese Episodenkritik enthält leichte Spoiler zum allgemeinen Plot-Verlauf, den die Handlung in Folge drei nimmt.

Loki ist mit seinen ersten beiden Folgen stark gestartet, keine Frage. Auch wenn es die erste der drei Marvel-Serien dieses Jahres ist, die meine Frau nicht mit mir gucken mag, ist es bislang für mich die gelungenste (und nein, da besteht kein Zusammenhang, der kosmische Teil des Marvel-Universums holt meine bessere Hälfte einfach nicht so ab). Lamentis markiert nun den Mittelpunkt einer Handlung, die zugleich überschaubarer und „kleiner" wirkt, als die von Wandavision und Falcon - und auf der anderen Seite doch technisch gesehen die größten Auswirkungen auf den Rest des MCU haben dürfte.

Kein ganz unspannender Ort, an dem sich Loki als Serie befindet.

Ein bisschen mulmig wird einem trotzdem schon, in bestimmte Ecken des Internets zu lunzen, wenn nach dieser Folge klar ist, dass Loki bei der Wahl seiner Partner nicht zuerst auf deren Geschlecht achtet. Zugegeben, das wird mehr nebenbei in einer Dialogzeile bestätigt und nicht nur gibt das sein hedonistisch-chaotischer Charakter her, auch seine Zeichnung in den Comics waren da Mitte der 2010er mindestens ambivalent. Ich warte nur in Hab-acht-Stellung das Echo aus der konservativen Blase ab, das hoffentlich nicht mit derselben Wucht zuschlagen wird, wie der Mond, der als Aufhänger von Folge drei auf den titelspendenden Planeten zu stürzen droht. Das bisschen Repräsentation vertragen wir noch, verlasst euch darauf!

Gutes Duo. Aber für wie lange?

Nachdem die ersten beiden Folgen notgedrungen eine Menge Exposition betreiben mussten, um A) den Bösewicht des ersten Avengers-Streifens auf den Stand des geläuterten Loki am Ende von Phase drei zu bringen, der in Endgame sein Leben ließ und B) die Zeitbehörde TVA als mal eben möglicherweise größte Macht im Universum zu etablieren, geht es nun zügiger in der Handlung voran, wenn wir in "Lamentis" die Perspektive der Gegenseite zu sehen bekommen.

Hiddleston und sein Gegenpart Sophia Di Martino harmonieren in ihrer Gegensätzlichkeit gut miteinander - auch wenn ich Owen Wilsons brillant-trockenen Moebius diese Folge schmerzlich vermisst habe - und knüpfen den Handlungsfaden mit zwei, drei Enthüllungen das große Ganze betreffend nicht unspannend weiter. Und dabei steht eigentlich eine ziemlich serientypisch-episodische Handlung im Vordergrund dieser Folge. Soll heißen: Am Ende von Episode vier ist der Stand des Universums immer noch derselbe wie zu Beginn, aber wir als Zuschauer sind der Lösung des Mysteriums um die TVA und ihrer geheimnisvollen Gegenspielerin ein paar Schritte näher gekommen.

Auch, dass das "Whodunnit" der eröffnenden zwei Teile zum Mittelpunkt der Show schon wieder vorbei ist, spricht für eine Serie, die gerne in Bewegung bleibt und unvorhersehbar ist, wie ihre zentrale Figur. Was mich daran erinnert, auch noch mal zu loben, dass Loki - im Gegensatz zum Falcon und dem Winter Solider mehr im Mittelpunkt seiner eigenen Sendung steht und trotz der ihm weit überlegenden Mächte, die ihn umgeben, durchaus treibende oder bremsende Kraft sein kann.

Ich kann mich an Zeiten erinnern, als Sci-Fi-Panoramen wie dieses eine Seltenheit waren. So in etwa in den 90ern.

Sophia Di Martinos Sylvie bleibt ein Stück weit eine Unbekannte - nur, dass die Villain-of-the-week-Schablone nicht so auf sie passt, darüber sind wir uns im Klaren. Sie bewegt sich ähnlich ungebunden in einer Grauzone wie Loki das über weite Phasen des MCU tat und ist ein umso interessanterer Charakter dadurch. Die Frage bleibt, ob ihre persönliche Motivation in den nächsten Episoden befriedigend aufgeklärt wird? Daran wird - davon bin ich zu diesem Zeitpunkt überzeugt - auch hängen, wie man am Ende zu dieser Serie stehen wird:

Ohne emotionalen Punch und weiteres inneres Wachstum der Figuren, um die sich die Handlung dreht, läuft die Show Gefahr, am Ende wenig mehr als der Dosenöffner für den geplanten Multiverse-Plots von Phase vier zu bleiben. Und das wäre schade um die gute Arbeit die Regie, Autoren, Set-Designer, Effektkünstler und Schauspieler bis hierhin abgeliefert haben. Also: Als großes, spleeniges Sci-Fi-Spektakel weiß die erste Hälfte von Loki bis hierhin zu gefallen. Jetzt bleibt abzuwarten, ob mehr daraus wird.

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