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Razer Huntsman v2 TKL Test: Leise auf der Jagd

Razer dämmt mit der zweiten Version seiner Huntsman Tenkeyless jetzt auch die Tastenanschläge, um für eine angenehmere Geräuschkulisse zu sorgen. Das funktioniert.

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Nüchterne, performante Tastatur mit mechanischer Haptik, aber optischen Schaltern, deren straffer, schneller und leiser Anschlag gefällt.

Razer hat sich ein wenig durch die Hintertür in mein Herz geschlichen. Vor ein paar Jahren noch kamen sie noch reichlich Gamer-mäßig halbstark rüber. Sie waren in Sachen Ästhetik nie der schlimmste unter den Gaming-Hardware-Herstellern, aber zielten doch meilenweit an meinem Geschmack vorbei. Seit ein paar Jahren machen sie aber einige der schönsten und qualitativ hochwertigsten Geräte der Branche.

Heute zeugt nur noch das Logo mit den drei verschränkten Schlangen von der einstigen Design-Sprache, die Tribal-Tattoos nicht wesentlich verschandeln könnten. Razer ist heute dezent, ein wenig erwachsen geworden - und das drückt sich auch in einem gewissen Qualitätsbewusstsein aus. Als Liebhaber mechanischer Tastaturen habe ich mit Freuden beobachtet, wie sie als einer der ersten großen Anbieter in ihren Premium-Keyboards auf die teureren und langlebigeren PBT-Tastenkappen umstiegen. Bisher wurden selbst in der Preisklasse oberhalb der 100 Euro oft die billigen ABS-Keycaps mitgeliefert. Manchmal bekommt man in dieser Branche das Gefühl, derartige Maßnahmen für mehr Langlebigkeit stehen sonst nicht so weit oben auf der Agenda.

Aufgeräumt, und doch nicht langweilig. Die Handballenauflage macht einen guten Job.

Für mich ist das Tippgefühl mit diesen abriebfesten, schwereren und in der Regel fester sitzenden auch ein deutlich befriedigenderes und Fingerfett ziehen sie auch so schnell keines an - oder lassen es mich zumindest nicht spüren. Die Huntsman v2 Analog und die Mini mit 60%-Formfaktor testeten wir bereits Anfang und Mitte dieses Jahres und waren jeweils recht angetan. Die neue Tenkeyless-Variante fand ich in erster Linie für einen Test interessant, weil Razer hier mit schallgedämpften Tasten arbeitet. Aber wir fangen am besten vorne an.

What's in the bohooox?

Was fällt einem da eigentlich aus der Schachtel entgegen? Neben der schlanken und nicht weiter mit viel Lametta verhangenen Tastatur mit "schwebenden" Keys über einer schwarzen Aluminium-Faceplate kommt einem ein austauschbares, textil ummanteltes USB-C- auf USB-A-Kabel und - nett! - eine Handballenauflage aus Veloursleder entgegen. Deren Basis ist zwar aus recht leichtem Kunststoff, aber die Gummifüße gewähren ihr einen festen Stand. In der Benutzung erweist sich die Auflage als angenehm und macht ein gutes Argument dafür, dass mehr Tastaturen mit diesem Accessoire ausgeliefert werden sollten. Vor allem in dieser Preisklasse.

Die verbauten Schalter sind Razers optische Eigenkreation in der roten Ausführung. Was das bedeutet, können sich Cherry-Fans schon denken: lineare Keys ohne Klick. Allerdings würde ich sagen, dass sie eine Idee schwergängiger sind als die mechanischen Originale vom deutschen Traditionshersteller. Razer verspricht 100 Millionen Tastenanschläge, was jeder von euch gerne selbst testen kann. Meine Tage auf diesem Planeten werden nämlich auch nicht mehr. Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie eine Idee früher auslösen.

Ich persönlich bevorzuge bei so einem Material zwar buchstäblich alle anderen Farben als Schwarz, denn das zieht einfach zu viel Staub an. Aber es soll Leute geben, für die kann es nicht dunkel genug sein.

Razer Huntsman v2 und das Tippgefühl

Ich habe die Keys beim Tippen und Spielen gleichermaßen als sehr präzise und angenehm empfunden, der Umstieg von meiner geliebten Ducky One 2 war ein leichter und unterm Strich erfreulicher. Vor allem dank eines der zentralen Features der Huntsman v2 TKL: der Schaumstoff-Dämpfung der Tasten. Ich bin ehrlich gesagt nicht sicher, wie langlebig eine Lösung aus "Foam" sein kann, aber für den Moment macht sie exakt das, was sie soll: Das charakteristische Klackern der mechanisch gelagerten (aber optisch abgefragten) Tasten so zu reduzieren, dass sich in eurem Spielzimmer auch noch andere Leute aufhalten können, ohne sich mit dem Stäbchen vom China-Takeaway an der Ecke die Trommelfelle perforieren zu wollen.

Nicht alle Keys scheinen gleich effektiv gedämpft zu sein. Vor allem die größeren von Rücktaste bis Shift klingen etwas hohler und schlagen gefühlt irgendwo ein wenig auf. Im Großen und Ganzen ist der Unterschied etwa zu meiner privaten Ducky aber dennoch signifikant und das Tippgefühl noch eine Idee knackiger. Das fühlt sich alles ebenso wertig an, wie die Tastatur insgesamt verbaut zu sein scheint. Wiederum: Es ist keine Ultra-Premium-Exoten-Materialwahl hier, Metall zumindest an der Oberfläche gehört längst zum guten Ton nordwärts der 100 Euro. Aber die gut 159 Euro sind in diesem Razer-Gerät in Sachen Haltbarkeit offenbar einmal mehr einwandfrei angelegt.

Die Füße sind zweigeteilt und lassen eben der flachen und hohen Aufstellung auch noch eine mittlere zu.

RGB-Beleuchtung ist natürlich auch wieder mit an Bord und leuchtet alle meine Keys im Großen und Ganzen schön gleichmäßig aus. Lediglich bei einigen Tasten mit längerer Beschriftung ("einfg" zum Beispiel) reicht das Licht nicht in alle Kurven der Schrift hinein. Ich habe allerdings noch keine Tastatur erlebt, bei der das anders war, da im Grunde nie die Taste selbst leuchtet, sondern immer eine mittige Diode das Licht abgibt. Bei den dickeren Double-Shot PBT-Keycaps kann es dann vorkommen, dass Licht nicht überall durch die transparenten Teile der Kappe reicht.

Für die Beleuchtung braucht es Synapse. Leider

Den Rest kennt man vielleicht schon, wenn man dieser Firma in nicht allzu ferner Vergangenheit bereits Geld gegeben hat: Über Razer Synapse - und bedauerlicherweise nur so - steuert man, welches Licht welche Keys haben sollen. Man hat maximale Freiheit in der Gestaltung der Tastenfarbgebung, sieht sein persönliches Beleuchtungsschema aber nur unter seinen Fingern schimmern, wenn auch Synapse installiert ist. Das kritisiere ich an einem Razer-Gerät mit RGB-Licht nicht zum ersten Mal. Warum richtet der Hersteller es nicht langsam mal ein, dass man nicht nur die Makros und andere individuelle Einstellungen auf einen der integrierten Profilplätze speichert, sondern auch die Beleuchtung? Tatsächlich gibt es sogar ein paar vorinstallierte Lichtspielereien. Wer aber statisch leuchtende Tasten will, muss mit Razer-Giftgrün leben. Doof.

Razers eigene Switches fühlen sich ein wenig wie rote Cherrys an, eine Idee fester vielleicht. Allerdings werden sie nicht mechanisch, sondern optisch abgefragt.

Ansonsten ist aber alles an diesem Keyboard auf der Höhe der Zeit. Die Abtastrate liegt bei 8.000 Hz, N-Key-Rollover ist ja schon seit einer Weile auch für USB-angeschlossene Tastaturen kein Ding der Unmöglichkeit mehr und einzig, wer sich einen USB-Port an seinem Schreibbrett wünscht, wird von der Ausstattung enttäuscht sein.


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Razer Huntsman V2 Tenkeyless Test - Fazit

Wer mechanische Tastaturen bisher vorwiegend wegen der Geräuschkulisse mied, wird von der neuen kleinen Huntsman v2 vielleicht ja doch noch überzeugt. Die Lautstärke liegt zwar immer noch deutlich oberhalb eines flachen Notebook-Keyboards, bewegt sich aber in einem mehr als aushaltbaren Rahmen. Ich finde das Geräusch tatsächlich ganz angenehm und probeweise zu meiner alten Tastatur zurückzugehen, fühlt sich wirklich wie ein Schritt zurück an. Was den Rest angeht, ist das Gerät im Guten wie im Schlechten keine Überraschung, O. K., abgesehen von der sehr willkommenen Handballenauflage: Razer weiß mittlerweile, wie man gute Tastaturen macht, die auch auf einem sagen wir mal in einem skandinavisch eingerichteten Spielzimmer nicht unpassend hervorsticht.

Günstig ist auch diese Razer-Tastatur nicht, aber man bekommt auch, wofür man zahlt. In diesem Fall ein hübsches, nicht zu lautes Keyboard, das wenige Wünsche offenlässt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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