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Ultima Forever? Lady British? Wer kommt auf diesen Mist? - Kommentar

Und warum scheint EA partout nicht motiviert aus DEN Namen schlechthin etwas zu machen?

(Vorwarnung: Diese Zeilen stammen von einem Ultima-Fan. Es wird persönlich.)

Nehmt diesen Leuten diese Lizenzen weg! Irgendwer, bitte, Richard Garriott oder wer auch immer genug Geld hat, um ein paar Spaß-Trips ins Weltall zu machen: Rettet diese Marken, Namen, Ideen! Holt das zurück, was einmal Origin Systems war. Ultima, das Noch-ein-F2P-Game? Oh, bitte.

Ok, ich habe selbst mal nette Sachen über Lord of Ultima gesagt, aber das war von Anfang an als Spin-Off gekennzeichnet und sah harmlos genug aus. Es gab keinen Lord British, keinen Avatar und hatte eigentlich auch sonst nicht viel mit Ultima zu tun. Aber Ultima Forever? What the fuck? (In Ausnahmesituationen darf man sich daran erinnern, wofür WTF steht.)

Ein buntes Comic-Free-2-Play Junk-Fest, in dem beliebig viele Avatare herumhüpfen? Um die Wünsche von LADY British zu erfüllen? LADY?! Ich will ja hier nicht sexistisch sein und bin auch absolut für Gleichberechtigung, aber in Britannia herrschte nun mal LORD British! Und wenn der grad' nicht verfügbar ist, oder seinen Namen nicht hergeben möchte - warum nur? -, dann lässt man es halt! Wer sind diese Leute, dies sich diesen Mist ausdenken? Haben die auch nur einmal ein Ultima gespielt? Egal welches? Selbst nach Pagan weiß man mehr, als nötig wäre, um wenigstens ein paar der Unfälle zu vermeiden, die sich schon aus diesen wenigen Infos zu Ultima Forever ziehen lassen. Allein das Grafik-Design ist, ausgehend von den unförmigen Pseudo-Alt-WoW-Klon-Kriegern, denen einer mit MS-Paint ein Ankh auf die Brust pinselte, schon ein Verrat an sich.

Es geht mir nicht einmal nur um Ultima und dass die Serie im Free-2-Play-Touch-Pad-Sumpf endgültig unter die Räder kommt. Es ist vielmehr die anscheinend zielgerichtete Hinrichtung von allem, wofür einmal die gefühlt Beste Spielefirma der Welt - Origin Systems - stand. Um zu verstehen, wie grausam es für jemanden ist, der in den 80er und 90er-Jahren mit den PCs und Heimcomputern aufwuchs, dass diese Namen für Online-Plattformen und bessere Browsergames herhalten müssen, muss man verstehen, was diese Firma einmal bedeutete.

Das ist nicht Ultima...

Für eine Weile war Origin DER Laden. Andere gute Studios brachten andere gute Spiele, aber Origin schob die Limits, wo es nur möglich war. Ein cineastischer Raumflug"simulator" 1990 mit Story, verschiedenen Schiffen und Stereo-Sound? Jede andere Firma hätte irgendwas auf dem Amiga 500 zusammengeholzt, aber Origin sagte, dass nur die damals neuesten PCs die Leistung hatten. Zu Recht, wie es scheint, Wing Commander dürfte den ersten echten Verkaufsboom der VGA-Karten und -Monitore ausgelöst haben. Eine sprichwörtliche System-Seller-Applikation, die erste, die den PC wirklich auf den Karten aller Spieler verzeichnete.

Praktisch jedes weitere Spiel, sei es Ultima 7, Wing Commander 2 oder 3, selbst eher unbekannte Titel wie Bioforge loteten Grenzen des Möglichen aus und es entstanden einige der besten Spiele der Ära. PC-Spieler freuten sich darauf, viel Geld für einen neuen PC auszugeben, weil es bedeutete, die neuen Origin-Sachen spielen zu können. Sie taten es sogar nur dafür. Ein einzelner Titel rechtfertigte die Ausgabe, so gut waren sie manchmal. Mein 486er verdankte seine Existenz Ultima 7 und es ist bis heute eines der ambitioniertesten, komplexesten Rollenspiele, die es jemals gab, alles, was BioWare schuf inklusive. Diese Spiele waren bedeutend.

Der Niedergang von Origin Systems ist heute weitgehend bekannt. Die Firma wurde von EA gekauft und es sah nach einem guten Deal für beide aus. Origin brauchte mehr Geld, weil Spieleentwicklung "on-the-edge" nun mal teuer ist, und EA konnte an einigen der größten Marken der Zeit mitverdienen. Es hielt nicht lange und die Arbeitskultur innerhalb Origins begann unter dem enormen Erfolgsdruck, den EA den Studios - nicht nur Origin Systems - auferlegte, zu schwinden und damit die Qualität der Spiele. Auch gab es eine enorme Erwartungshaltung an den Erfolg der Spiele und das Tempo, in dem sie fertigstellt werden mussten. Mehr über dieses Kapitel in der Geschichte von Electronic Arts könnt ihr hier nachlesen.

Streit und Druck sorgten für ein weit unter Potential liegendes Ende der echten Ultima-Reihe in Form von Ultima IX, Wing Commander 5 war nicht schlecht, verkaufte aber nicht genug und sollte im Anschluss sowieso Wing Commander Online werden. Was auch immer daraus wurde. Zu dieser Zeit - Anfang der 2000er - war Online das ganz große Ding, dem alles andere von Origin Systems geopfert wurde und Ultima Online das Zugpferd, das noch lange vor dem Karren stand. Aktuell heißt das Schlagwort der Stunde Free-2-Play, es ist also eine passende Ironie des Schicksals, dass einmal mehr die ehemals beste Rollenspiel-Reihe mit ihrem Namen als Aushängeschild herhalten muss. Diesmal nicht einmal in der Vorreiterrolle.

...DAS ist Ultima!

Ultima endete mit 8 und 9 nicht so, dass man daran unbedingt erkennen kann, wofür die Reihe einmal stand. Beide haben ihren Misserfolg schlechter Planung und überhastete Release-Politik zu verdanken, aber 4 bis 7 waren intelligente, komplexe, nachdenkliche und epische Spiele, die einen vor moralisch schwierige Probleme stellten und dem Spieler praktisch alle Freiheiten gaben, sie zu lösen. Es waren Abenteuer in dem Sinne, dass der Spieler sich in diese umfangreichen Spielwelten hineindenken, die Probleme der Bewohner, wie auch die Mechaniken dahinter verstehen musste. Die Grafik war bis Teil 6 praktisch nicht vorhanden und bis 7 nicht schön, aber das spielte keine Rolle. Die Menüführungen waren bestenfalls zeitgemäß und das hatte zu der Zeit nicht viel mit Bequemlichkeit zu tun. Aber das waren nur kleine Hindernisse. Die Belohnung, wenn man darüber hinwegsehen konnte, war so viel größer. Diese Spiele waren eben nicht der schnelle Zeitvertreib für ein, zwei Stunden auf einem iPad, es waren die größten Herausforderungen, denen man sich stellen konnte, und gute Gründe, dieses Hobby als intelligent verteidigen zu können, ohne dabei rot zu werden.

Soviel also zu dem, was war, jetzt zu dem was ist: Die Verschwendung des ehemals teuer eingekauften Erbes. Etwas von dem Potential der Marken ist sicher immer noch da, ihre Universen etabliert und bereit, genutzt zu werden. Wing Commander war Mainstream, richtig inszeniert gibt es dafür vielleicht immer noch eine Zielgruppe, die groß genug ist. Ultima kann man auch komplex - vor allem inhaltlich - gestalten, ohne tiefe Betriebssystemkenntnisse vorauszusetzen und man sollte das Inventar-System ruhig vereinfachen. Ich bin der letzte, der etwas gegen nette Grafik und ein brauchbares Inventar sagen würde. Skyrim zeigt, dass Fantasy-Rollenspiele massentauglich sein können und selbst ein "Flop" wie Amalur hat siebenstellig verkauft. In einem Ultima X steckt kein Geld? Oder einem Wing Commander? Oder Origin als Qualitätslabel, im Gegensatz zu Verkaufs-Software-Anwendung?

Ich denke nicht einmal, dass Ultima Forever wirklich schlecht werden wird, im Gegenteil. Es wird ein nettes, kleines MMO werden. Sie scheinen sogar eine Karte von Britannia gefunden zu haben, insoweit super. Als Ultima-Online-Nachfolger mit einem etwas beknackten Titel könnte das Ding ganz ok sein, EA und Bioware Mythic wissen, wie solche Spiele funktionieren, es ist unwahrscheinlich, dass es eine generelle Katastrophe wird. Diese setzt erst ein, wenn man sich generell darüber Gedanken macht, wie ein MMO und wie Ultima funktioniert. Selbst Ultima Online war stets etwas, das eher parallel lief, eine Spielwiese die den bekannten Namen annahm, aber nie wirklich die inhaltlichen Motive der Serie aufgreifen konnte. Es ist fraglich, ob das für ein MMO überhaupt möglich ist, auch nach The Old Republic steht der Beweis dessen immer noch aus und ich bezweifle, dass Comic-Ultima ihn überhaupt antreten möchte.

Stattdessen darf jetzt Bioware Ressourcen in Free-2-Play stecken, Ultima als Name im Cross-Plattform-Semi-Mobile-Segment untergehen und warum auch nicht? Das Reboot von Syndicate war ja auch ein Kracher.

Manchmal war früher doch alles besser.

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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