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Yakuza 3

Von Japan für Japan

Gelegentlich durchstreift Ihr auch das Umland oder reitet ein Stück. Die Reiteinlagen bieten Euch einige Zielübungen mit dem Bogen. Direkte Kontrolle über das Pferd habt Ihr nicht, Ihr bewegt lediglich das Fadenkreuz, spannt den Bogen, Zielen, Schuss, zwanzig Wiederholungen. Ach ja, offensichtlich liegen auf allen Wegen Japans Baumstämme so quer, dass ein Reiter geduckt darunter durch passt. Ducken per Taste. Welche das ist, verrät Euch das Spiel Millisekunden vor dem Kontakt zwischen Musashi und Holz. Nicht gerade innovativ, dafür meist schmerzhaft.

Selbiges lässt sich auch für den Schwertkampf sagen, der in seinen besten Momenten an Onimusha und seinen schlechtesten an Onimusha erinnert. Im zweiten Falle aber an ein Onimusha, das sich den Kopf gestoßen hat und daher eher verwirrt und unmutig auf Eure Eingaben reagiert. Eine gewisse Trägheit lässt die Gefechte unmotivierender daherkommen als es sein müsste.

Glücklicherweise kann Musashi eine große Auswahl an Moves und Waffenfertigkeiten dazulernen, nur selbst mit der beliebten Katana-Wakizashi-Kombination erreicht er nur selten die Eleganz, die der beste Schwertmann der Insel eigentlich aufbringen sollte.

Die meisten Kämpfe setzen Euch gleich vor eine ganze Gruppe recht unbeholfener Schurken, die sich weitestgehend einer nach dem anderen und ohne zu große Unterstützung ihrer Freunde abservieren lassen. Lediglich die Bogenschützen müsst Ihr frühzeitig angreifen, da diese Euch ansonsten den gesamten Kampf hindurch piesacken.

Bei den Specials wird Musashi seinem großen Namen gerecht.

Ob nun mit Schwertern oder auch mal mit bloßen Händen: Das Kampfgeschehen wirkt schlicht uninspiriert. Es gibt eine ziemlich stattliche Zahl an Schwertkampfspielen auf dem Markt, Yakuza 3 schafft es da lediglich ins Mittelfeld.

Mehr Freude kommt im Duell gegen einen einzelnen, würdigen Widersacher auf. Im Prinzip läuft es recht ähnlich, bis eine Art Spezialattacke aufgeladen wurde. Mit einer „Ab 18“ – Einlage wird dann Eure besonders fiesliche Attacke teilweise in Zeitlupe, teilweise als wilder Kameraschwenk zelebriert. Aber auch die Feinde sind nicht ohne. Aktionen wie das Herausschlagen eines Säulenstücks in Musashis Richtung, das ihm den Atem raubt und etwas orientierungslos gegen Angriffe zurück lässt, halten Euch auf die Trab und die Kämpfe spannend.

Ein wenig scheint die KI dabei nach einem Zufallsmuster zu funktionieren. Ein bestimmter Kampf ließ mich schwer atmend mit einem halbtoten Musashi zurück, eine Wiederholung des gleichen Gefechts erlebte ich als Aufwärmübung ohne Risiko. Die Anwendung meiner Kampffertigkeiten verlief recht ähnlich, nur verhielt sich mein Opponent nicht so aggressiv und gewitzt wie bei der ersten Runde. Solche Schwankungen lassen sich auch gut bei den normalen Kämpfen beobachten. Seltsam, seltsam.

Sonneschein, bunt treibendes Leben. Für Touristen wertvoll.

Aber wie Ihr auch kämpft, gut aussehen werdet Ihr dabei. Und nicht nur in den Duellen, Yakuza 3 glänzt an jeder Stelle optisch. SEGA scheint die PS3 gut im Griff zu haben und liefert Euch das hübscheste Mittelalter-Japan, das es bisher zu sehen gab. Stabile Frameraten allüberall, satte Farben, lebendiges Flair – so macht Alt-Kyoto Spaß. Ladezeiten reduzieren sich auf das absolut notwendige Minimum, vor allem sobald Ihr Eure Festplatte einmal mehr mit ein paar Gigabyte an Daten befüllt.

Die Verbindung des erfrischenden Looks und einer starken Story dürfte dann wohl auch für die Traumwertung von 37/40 in der Japan-Spiele-Bibel Famitsu gesorgt haben. Als Europäer ohne tiefgehende Sprachkenntnisse kann ich bisher nur vermuten, dass Yakuza 3 sich zu einem stimmigen und großen Ganzen zusammensetzt und sich in all seiner Glorie entfaltet, sobald man ohne Sprachbarriere versteht, was hier eigentlich so genau passiert.

Reduziert auf die Minispiele – ganz nett bis dröge – und das Kampfgeschehen – ok, wenn auch ein wenig ungelenk und unausgewogen –, bleibt jedoch erst einmal nur dieser Verdacht auf mögliches Potential. Das was ohne japanisch spielbar ist, reicht höchstens für „nett, aber wozu die Mühe“. Hoffen wir also auf einen Release, der es uns erlaubt, in das alte Japan einzutauchen und zu verstehen, warum die Japaner so auf dieses Spiel fliegen.

In Japan ist Yakuza 3 als Ryu ga Gotoku: Kenzan bereits erhältlich. Einen Termin für die USA oder Europa gibt es bisher noch nicht.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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Yakuza Kenzan

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