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Zocken im Altenheim? Ja, bitte! Microsoft zeigt gelungene Inklusion mit Forza und Flight Simulator

Spannendes Pilotprojekt für Silver Gamer.

Wenn ich normalerweise in aller Frühe das Haus verlasse und mich auf den Weg zu einem Gaming-Event mache, dann, um mir die Präsentation eines neuen Spiels anzuschauen und darüber zu berichten. Diesmal aber führte mich die Reise nach Berlin, um an einem Pilot-Workshop „Gaming in Altenheimen“ von Xbox teilzunehmen. Ein meiner Meinung nach aktuelles und spannendes Thema, an dem ich auch aus ganz persönlichen Gründen ein großes Interesse hege. Immerhin gehöre ich auch zu den sogenannten Silver Gamern, der demografisch bedingt stetig wachsenden Gruppe der 50 bis 69-Jährigen, die immer mehr Zeit mit dem Spielen auf Smartphone, Tablet, PC oder Konsole verbringen.

Der Xbox Adaptive Controller sowie weiteres Zubehör sind wertvolle Hilfen für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.

Noch scheint eine Aufgabe des eigenen Haushalts und gewohnten Lebensstils in weiter Ferne, aber das zukünftige körperliche oder geistige Einschränkungen irgendwann einen Umzug in eine Betreuungseinrichtung notwendig machen könnten, das lässt sich nun leider nicht für die Ewigkeit ausschließen. Und dann würde ich mir wünschen, dass zu den Sozialangeboten neben klassischen Beschäftigungen wie Malen oder Basteln, auch das Zocken auf PC oder Konsole gehört, um die Herausforderungen eines neuen Lebensabschnitts zu meistern.

Positive Effekte durch regelmäßiges Zocken

Rund ein Dutzend Betreuer und Betreuerinnen des traditionsreichen St. Elisabeth Stift, gelegen mitten im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg, haben sich zu einem ganztägigen Workshop eingefunden, um von Katrin Schäfers Praxis-Erfahrungen zu profitieren. Vor ihrem Masterstudium in Rehabilitationswissenschaften zum Thema Inklusives Gaming hat sie in Köln als Betreuerin im St. Maternus Altenzentrum gearbeitet und dort erfolgreich ein digitales Programm für die Bewohner und Bewohnerinnen mit aufgebaut. Seitens Xbox wurde man auf das Engagement der Expertin aufmerksam, widmete ihrer Arbeit bereits Ende 2019 einen umfangreichen Bericht () und führt diese Kooperation in Form eines Pilot-Workshops nun weiter.

Zwei Schalter aus dem Elektronikmarkt, etwas Kabel und ein Lötkolben: So wird aus einer Tupperdose ein funktionsfähiger Controller.

Häufigen Problemen in der Betreuung, wie Vereinsamung oder der rapide Verlust von kognitiven und körperlichen Fähigkeiten, entgegnet Schäfer mit Videospielen. Zum Einsatz kam dabei ein überschaubares Setup aus TV, Xbox One, Xbox Adaptive Controller, Einhand-Joystick sowie einem Fußpedal, welches auf einem Wagen für den mobilen Einsatz installiert wurde. Die willkommene Abwechslung zum oftmals tristen Alltag wurde von den Senioren und Seniorinnen sehr gut aufgenommen und das Programm so stetig ausgebaut.

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Die erzielten Effekte sind laut Frau Schäfer vielfältig: Erhaltung oder Steigerung der geistigen Fitness, Schaffung von sozialen und emotionale Bindungen bis hin zu neuen Freundschaften, Verbesserung von Konzentration und Koordination, Stärkung des Selbstbewusstseins durch Erfolgserlebnisse oder einfach die Möglichkeit mal eine Weile unbesorgt die Seele baumeln zu lassen. Alles Erkenntnisse, die von dem anwesenden Fachpersonal bestätigt wurden. Zur Zeit werden teilweise privat zur Verfügung gestellte Tablets oder Smartphones genutzt, verrät mir eine Betreuerin im Gespräch. Mit einfachen Tetris-Varianten beispielsweise, in denen ohne Zeitdruck Blöcke gestapelt werden, lassen sich deutliche Therapieerfolge erzielen. Ein komplettes Videospiel-Setup zur Verfügung gestellt zu bekommen, das wäre eine lohnende Anschaffung, so der allgemeine Tenor.

Xbox Adaptive Controller: Schnittstelle für kreative Steuerungsoptionen

Eine Tupperdose, zwei Knöpfe und ein bisschen Kabel, mehr braucht es nicht, um einen individuellen Controller zu basteln, der körperlich stark eingeschränkten Menschen das Spielen erleichtert. Die Mitarbeiter der Caritas in Köln haben einiges an Kreativität bewiesen und nicht nur Brotdosen, sondern auch Fahrradgriffe und andere Alltagsgegenstände in Steuerungsoptionen verwandelt, die sich mit steifen oder kraftlosen Fingern einfach bedienen lassen. Als Schnittstelle für zusätzliche Bedienelemente Marke Eigenbau dient dabei der Xbox Adaptive Controller, der speziell für Gamer mit eingeschränkter Mobilität entwickelt wurde.

Expertin Katrin Schäfer erläutert den Betreuern und Betreuerinnen im Elisabeth-Stift praxisnah die Möglichkeiten von Gaming als Therapieform.

Es geht darum, die Einsteighürden so niedrig wie nur möglich zu gestalten. Keine komplexe Steuerung oder verwirrende Anzahl an Drückern soll Menschen davon abhalten, vielleicht sogar zum allerersten Mal in ihrem Leben, mit Videospielen in Berührung zu kommen. Hilfreich dabei ist auch der Copilot-Modus, bei dem die Steuerung auf zwei Personen aufgeteilt wird und frustfreies Spielen erlaubt. Ich konnte beobachten, wie zwei ältere Damen mit je einem extragroßen Knopf gemeinsam eine Spielfigur bewegt sowie verschiedene Aktionen ausgeführt haben und so die zuerst offensichtliche Skepsis vor den Spielen schnell überwunden haben.

Rennspiele besonders beliebt

Nach dem theoretischen Teil, in dem Katrin Schäfer auf Augenhöhe mit dem Betreuungspersonal die positiven Aspekte von Gaming diskutierte, war ich bereits gespannt auf den praxisnahen Teil des Workshops. Jetzt durften die Bewohner und Bewohnerinnen an die aufgebauten Spielstationen, die mit Xbox Series S, unterschiedlichen Controllern, Lenkrad mit Pedalen und einer Spieleauswahl über den Game Pass ausgestattet waren. Zuerst skeptisch und zurückhaltend, dauerte es eine Weile, bis sich die ersten Bewohner und Bewohnerinnen trauten, selber den Controller in die Hand zu nehmen und mit Unterstützung die Bedienung zu erlernen. War die Hemmschwelle einmal überwunden und die ersten Erfolge auf dem Bildschirm sichtbar, entwickelte sich eine eigene Dynamik. Bewohner spielten miteinander, gaben sich Tipps und unterhielten sich untereinander über das, was auf dem Bildschirm passiert.

Individuelles Zubehör, beispielsweise Fahrradgriffe mit eingebauten Drückern, erlaubt die einfache Steuerung in Spielen auch bei erheblichen körperlichen Einschränkungen.

Besonders beliebt waren dabei Forza Horizon 5 und der Flight Simulator von Microsoft, womit ich so nicht gerechnet hätte. Aber das Lenken eines Autos oder die Steuerung eines Flugzeugs machte den Meisten eine große Freude, auch weil zumindest bei Rennspielen für viele ein Bezug zu ihrer vergangenen Lebenswelt zu sehen ist. Wieder einmal selber Gas geben und ein Lenkrad bedienen, weckt gute Erinnerungen. Das gilt auch für andere lebensnahe Simulationen, zum Beispiel Landwirtschafts-Simulator oder Angelspiele, mit denen positive Gefühle aus der Vergangenheit verbunden werden. Ich habe mich mit einigen Damen und Herren unterhalten und nach ihrer Meinung zu einem möglichen Gaming-Angebot gefragt. Die Resonanz war durch die Bank ehrlich positiv und man würde ein solches Angebot häufiger wahrnehmen, auch wenn mir eine über 90-Jährige Dame erfrischend offen erklärte, dass sie jetzt doch lieber ein Stück Kuchen essen geht und mit „sowas“ ja nun gar nichts anfangen kann.

Xbox beweist seit langem ein hohes Engagement in den Bereichen Inklusion und Förderung von barrierefreiem Gaming, zum Beispiel durch die Accessibility Feature Tags innerhalb des Stores, mit deren Hilfe Spieler und Spielerinnen das Angebot an Games nach barrierefreien Merkmalen filtern können. Wie es jetzt nach dem Pilot-Workshop im St. Elisabeth-Stift mit weiteren Veranstaltungen dieser Art weitergehen wird, das hängt auch von dem Feedback der Betreuer und Betreuerinnen und dem konkreten Bedarf der Einrichtungen ab.

Die Bewohnern und Bewohnerinnen des St. Elisabeth Stift in Berlin kamen zum Teil das erste Mal mit Videospielen in Berührung - und hatten sichtlich Spaß daran.

Angestrebt wird laut Maxi Gräff, Integrated Marketing Lead Xbox DACH, eine Fortführung des erfolgversprechenden Projekts. Aber auch für neue Ideen zur Zusammenarbeit mit einzelnen Personen oder Institutionen zeigt sich Xbox jederzeit offen und bietet dazu eine direkte Kontaktaufnahme (LinkedIn) an. Wenn euch das Thema interessiert und ihr mehr über die Veranstaltung und durchweg positive Rückmeldung der Senioren und Seniorinnen erfahren möchtet, lege ich euch den ausführlichen Bericht inklusive Video auf Xbox Wire ans Herz.

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Ulrich Wimmeroth Avatar
Ulrich Wimmeroth: Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.