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Assassin's Creed 4: Black Flag (PC) - Test

… ho, ho und ne Buddel voll Rum.

Das mit Abstand abwechslungsreichste Assassin's Creed überzeugt mit einer interessanten Story etwas abseits des üblichen Konflikts.

Das Entwurfsmeeting zu Assassin's Creed 4 muss ziemlich schnell über die Bühne gegangen sein. Ubisoft weiß bereits seit geraumer Zeit, dass ihre wichtigste annualisierte Spielereihe nicht mehr besser wird. Als dann beim besagten Treffen irgendwann vor etwas über zwei Jahren einer der verantwortlichen Designer das Stichwort "Piraten" in den Raum warf war wohl sofort klar: Mit dieser Technik und diesen Spielmechaniken war das 'Verseebären' der Reihe - neben vielleicht noch Ninjas - der einzige Schachzug, der die Serie über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hinaus interessant halten würde. Mal ehrlich, was wird denn durch eine Tüte Piraten nicht besser? Eben.

Und so kam es, dass Assassin's Creed 4 das vermutlich beste AC seit Brotherhood wurde, was zu großen Teilen der erstmals wirklich offenen, weiten Welt und dem freien Segeln über ihre Meere zu verdanken ist. Als Edward Kenway macht ihr die Westindischen Inseln im 17. Jahrhundert unsicher und mausert euch vom Piraten zum waschechten Assassinen, auch wenn ihr eher durch Zufall in die Jahrtausende alte Gilde stolpert, als durch etwas, das auch nur annähernd nach schicksalhafter Vorsehung aussieht.

Entsprechende Hardware vorausgesetzt, erwartet euch in der PC-Version die beste Iteration des gelungensten AC.

Mit Gameplay-Details will ich euch fast einen Monat nach dem Start der Konsolenfassung nicht behelligen. Dteht euch der Sinn danach, lest ihr einfach Martins ersten Test, der kaum eine Frage unbeantwortet lässt. Was ihr hier und jetzt wissen müsst, ist dass das Gameplay zu Lande gegenüber dem Vorgänger nahezu unverändert bleibt. In diversen Karibik-Städten von Havanna bis Nassau geht ihr eurem mal mehr, mal weniger geheimen Treiben nach. Ihr klettert, tötet und verschwindet in der Menge und erledigt hier und da ein bisschen zu einfache Rudelkämpfe mit allerlei scharfkantigen Totmachern. Zwischendrin trefft ihr einige historische Persönlichkeiten, bei denen sich Ubisoft mal mehr, mal weniger Freiheiten nahm, meistens aber mehr. Dabei greift ihr während der Missionen auf ein breites, aber nicht unbedingt allzu tief schürfendes Arsenal an (Waffen-)technischen Hilfsmitteln zurück.

Würde man von AC 4 nur das übliche Assassinieren vorgeführt bekommen, wäre man von den mittlerweile sehr ausgereiften Systemen zwar durchaus angetan, aber schwerlich beeindruckt. Doch Black Flag spielt von Anfang an gekonnt den Piraten¬-Joker aus und gewinnt geradezu maßlos an Weite und Epik, sobald ihr mit eurem eigenen Segelschiff in See stecht. Fast überall könnt ihr komplett ohne Ladezeiten durch diese virtuelle Karibik segeln, wo ihr wollt vom Boot hopsen und die Gegend erkunden. Geladen wird eigentlich nur nur beim An- und Ablegen in größeren Städten.

Die schon in AC3 wundervollen Seeschlachten liegen hier nun in ihrer Vollendung vor, nehmen einen größeren Spielanteil ein als damals und machen dank des fantastischen Wind und Wettersystems auch noch einmal deutlich mehr Spaß. Weil ihr im Laufe des Abenteuers die Jackdaw auch noch zu einem formidablen Kriegsschiff aufrüstet, motiviert dieses Spiel zwischen dem eigentlichen Assassinen-Alltag beinahe noch mehr, als die Geschichte. Die vielen Bonusbeschäftigungen, wie das Harpunieren, das Tauchen nach versunkenen Schätzen und das Durchforsten verlorener Maya-Tempel sind da nur das i-Tüpfelchen.

Waren derartige Bilder auf PS3 und 360 noch Wunschdenken, sieht die PC-Version nun tatsächlich so aus.

All das gibt es jetzt in einer guten Umsetzung auch für den PC und zwar in der wohl schönsten, wenngleich hardwarehungrigsten Form, die dieses Spiel annehmen kann. Die PC-Version des Vorgängers hatte seinerzeit mit Rucklern zu kämpfen, Teil 4 macht es jetzt aber vom Start weg besser, wenn auch immer noch nicht optimal. Es ist eindeutig, dass man hier die schon gut aussehenden PS360-Fassungen um zeitgemäße PC-Effekte (unter anderem HBAO), feinere Texturen und schönere Vegetation ergänzte. Wirkliche Next-Gen-Optik erwartet uns wohl erst mit dem nächsten Teil. Und doch stehen die Anforderungen immer noch nicht wirklich im Verhältnis zum Gebotenen.

Auf meinem PC (i5 3570K, Geforce 770 2GB, 8GB RAM) hatte ich zwar nicht allzu große Probleme. Bei fast durchweg maximalen Einstellungen lief es fast tadellos, auch wenn ich für 60 Bilder beim V-Sync und den anspruchsvolleren Antialiasing-Funktionen Abstriche machen musste. Es sieht besser aus und läuft flüssiger als alle Konsolenversionen, aber man wird das Gefühl nicht los, dass auch mit vertikaler Synchronisierung auf diesem System noch 60 Bilder drin sein müssten. Sind sie nicht. Ich kann den nächsten NVIDIA-Treiber aber schon herbeigaloppieren hören. Immerhin: Das Ganze lief die komplette Testdauer hindurch ohne Zicken und ist auch ohne kapriziösen neuen Engine-Schnickschnack ein wirklich schönes und vor allem schön gestaltetes Spiel.

Nur, ob es noch eins für euch ist, das müsst ihr selbst entscheiden. Es stimmt: Es ist das beste Assassin's Creed seit Brotherhood, vielleicht sogar das beste überhaupt. Aber wahr ist auch, dass ihr euch zu 60 Prozent durch vielleicht etwas zu bekanntes Gameplay aus Schleichen, Klettern, Lauschen und Zustechen schlagt und die Kämpfe immer noch Direktheit und Anspruch vermissen lassen. Ist das für euch kein Problem, solltet ihr unbedingt zuschlagen, am besten in der PC-Version, wenn euer System mitspielt. Die neue, weite Welt, das Gefühl, mit seinem tapferen kleinen Schiff den Gewalten und Fahnen jeglicher Couleur zu trotzen und dabei fast das Salz auf den Lippen zu spüren - das kitzelte das Fernweh in mir wie nur wenige andere Spiele. Echte Entdeckung, wahre Abenteuerlust, alles in einem neuen Assassin's Creed. Dass ich das noch erleben darf.

9 / 10

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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