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Alan Wake

Time to rise and shine, Mr. Wake.

Ein Action-Adventure wäre allerdings keines ohne wenigstens ein paar Rätsel und hier schwächelt Alan Wake genauso sehr wie beispielsweise Uncharted 2. Beide Games setzen deutlich auf Action, Spannung und Timing. Rätsel werden dabei eher leicht ein Hindernis und abgesehen von kleineren Schalter-Suchen gibt es in dieser Richtung nicht allzu viel. Ein wenig schade ist auch, dass die Passagen im Tageslicht sehr kurz kommen. Klar, das Böse greift im Dunkel an, insoweit geht es kaum anders. Außerdem hat das eher gelegentliche Aufgehen der Sonne auch einen positiven Nebeneffekt. Es fällt viel deutlicher auf und man begrüßt das Tageslicht wie einen lange vermissten Freund.

Der Sound spielt dabei auch eine große Rolle. Nachts herrschen die normalen Waldgeräusche vor, die mit so viel Freude an Kleinigkeiten umgesetzt wurden, wie alles an diesem Spiel. Kommt das Böse, rauscht die Finsternis um die Ohren, aber die Stille und Normalität des Tages ist eine deutliche Erinnerung daran, dass es nicht immer so sein muss. Die Stimmen sind im Englischen durch die Bank gut besetzt und auch die deutsche Synchro steht dem kaum nach. Man hat sich Mühe gegeben, so hört es sich auch an und vor allem sind beide Versionen auf der Disc. Kudos.

Das alles bis zu diesem Punkt klingt wahrscheinlich nicht nur gut, sondern ziemlich perfekt. Ist es auch. Aber nur für die Dauer des ersten Durchspielens. Zehn Stunden, zwölf, vielleicht fünfzehn. Dann seid ihr durch. Ihr habt ein Ende erlebt, das es schafft, offen zu bleiben und trotzdem sehr befriedigend zu sein - und allein das ist schon ein seltenes Kunststück. Aber dann ist wirklich Schluss. Kein zweites Ende, keine Variation, einmal Spielen und fertig. Kein Multiplayer lockt, kein Open-End-Modus lässt euch Tourist in Bright Falls spielen.

Meine persönliche Einstellung dazu ist eindeutig. Besser eine gute Geschichte und eine rundum gelungene, wenn auch zeitlich begrenzte Spielerfahrung als sinnlose Boni. Aber ein Koop in kleinen Wald-Stages oder anderen Orten, mit Freunden gegen die Dunkelheit im Survival-Modus oder ähnliche Spielchen, hätten das Ganze noch ein wenig abgerundet. Es gibt ein paar Extras wie Artworks, die Filmchen der TV-Geräte, die Wake findet und - sehr lobenswert - alle Songs noch mal zum Anhören. Oder ihr spielt es halt auf einen höheren Schwierigkeitsgrad noch mal durch, um das letzte Achievement abzugreifen. Aber darauf beschränkt es sich. So ist Alan Wake ein Buch, das ihr lest, die Seiten immer schneller blättert, es atemlos bis zur letzten verschlingt und es dann ins Regal stellt.

Alan Wake - Bright Falls #2 - Time Flies

Und da ist noch etwas anderes. Etwas, das ein großartiger Solo-Modus, eine außerordentliche Story, selbst eine Horror-Story, irgendwo haben sollte. Es fehlt ein wenig das, was man als den „Hero-Moment“ bezeichnet. Das brennende Hotel hinter mir stürzt in sich zusammen und in letzter Sekunde springe ich ab, um doch noch den Tag zu retten. Alan Wakes Story braucht diese nicht dermaßen plakativ, aber ein wenig mehr „große“ Augenblicke hätte ich mir schon gewünscht. Es gibt tolle Szenen, keine Frage, aber der letzte, ganz große Push fehlte dann doch noch.

Die Bewertung eines Spiels, das praktisch keinen nennenswerten Fehler begeht und alles richtig macht, sollte einfach sein. Dafür wurde doch die Höchstwertung erfunden, oder nicht? Nun, Alan Wake schrammt dran vorbei. Das, was da ist, grenzt an die nötige Perfektion. Es geht hier mehr um das, was fehlt.

Namentlich ist das zum ersten der Wiederspielwert. Andere Spiele haben ihren Multiplayer oder ihre variierenden Enden. Bei Alan Wake wartet da nicht viel. Nicht dass ich ein anderes Ende möchte oder das Spiel es bräuchte, denn was die Story angeht, kann man von einem Spiel kaum mehr verlangen. Aber wenn schon alles möglich ist, wenn die ganze Welt auf den Kopf gestellt wird: Dann gebt mir auch diese ganz großen, Over-the-Top-Living-On-The-Edge-Momente. Mit diesen geizt Wake ein wenig.

Aber ich nöle auf hohem Niveau vor mich hin. Das Spiel erzählt mit viel Talent eine cineastisch inszenierte, überlebensgroße Geschichte mit einem Blick für die Feinheiten, die man so nur ganz selten bekommt. Es leistet sich keine spielerischen Fehler, und auch wenn Wake das Third-Person-Shootern nicht neu erfindet, setzt man es so gekonnt um, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Die Mischung aus Storytelling und handwerklich fehlerfreier Spielgestaltung machen Wake zu einer außerordentlich feingeschliffenen Spielerfahrungen. Selbst wenn man es nach 10-15 Stunden ins Regal stellt und nie wieder hervorholt: Dieser eine Durchgang bleibt ein denkwürdiges Erlebnis. Alan Wake ist etwas Außergewöhnliches, etwas, das die Spielewelt bereichert.

Alan Wake erscheint für Xbox 360 am 14. Mai. Eine Special-Edition mit ein paar Goodies ist ebenfalls erhältlich. Wer das Spiel schon hat und nicht weiterkommt, wird vielleicht in unserer Alan Wake Lösung fündig

9 / 10

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