Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

F1 2010

Authentisch!

Wem Begriffe wie Bremsdruck oder Gangübersetzung trotzdem chinesisch vorkommen, wählt über das Quick Setup aus sechs verschiedenen Einstellungen aus, die ebenfalls sehr gut funktionieren. Was fehlt ist nur der Dialog mit dem eigenem Renningenieur á la SBK X, bei dem ihr via Multiple-Choice etwaige Probleme am Wagen besprecht. Sei's drum, auch so wird die Atmosphäre, teil eines Ganzen zu sein, hervorragend unterstützt.

Die Liebe zum Detail geht sogar so weit, dass wenn ihr den Wagen starten lasst, ihr aus der Box gelotst beziehungsweise beim Wiedereintreffen rückwärts hineingeschoben werdet. Das dürfte für viele nur „ganz nett" klingen, für mich gehört es hingegen zur Authentizität hinzu. Schade nur, dass Codemasters bei so viel Realitätsanspruch eine Selbstverständlichkeit wie die Parc-fermé-Regel missachtet und euch selbst nach der Qualifikation noch munter das Setup verstellen lässt. Lediglich die Reifenregel der schnellsten zehn Fahrer besteht.

„Ganz nett" sind derweil die Interviews mit der Presse, ein im Vorfeld von Codemasters hochgelobtes Feature. Steht ihr auf dem Podium oder beendet auf einem achtbaren Platz das Rennen, müsst ihr euch der Schar an Reportern stellen und auf so tolle und tiefgründige Fragen wie „Ist das Team mit der heutigen Leistung zufrieden?" antworten. Oftmals gehen die Reporter sogar überhaupt nicht auf euer Rennen ein. Zusätzlich sollen eure Antworten angeblich unterschiedliche Reaktion bei eurem oder anderen Teams hervorrufen, in der Praxis habe ich davon aber nichts gemerkt. Die Interviews sind sichtlich ein netter Aspekt, um eure persönliche Fokussierung weiter zu stärken, letztlich aber nur eine rudimentäre Spielerei, aus der Codemasters deutlich mehr hätte herausholen können.

Da die Karriere der Dreh- und Angelpunkt des Spiels ist, verwundert es auch nicht weiter, dass daneben nur einzelne Grand-Prix-Wochenenden, Zeitfahren und Mehrspieler-Duelle angeboten werden. Eigentlich schade, denn persönlich hätte ich mich über einen Challenge-Modus gefreut, in dem besondere Momente aus der letztjährigen Saison nachgespielt werden können, etwa mit Giancarlo Fisichella Kimi Räikkönen in Spa hinter sich halten. Immerhin hatte man die 2009er Autos zu Promotionzwecken sowieso bereits fertig.

Enttäuschend ist hingegen der Mehrspieler-Modus, der lediglich bis zu zwölf Spieler zulässt, was damit das Todesurteil für alle vorhanden Liga-Ambitionen einiger Leute sein dürfte. Immerhin liefen unsere Testrennen auf der PS3 lagfrei ab, auch wenn wir nie ein volles Starterfeld hinbekamen. Renndistanz, Wetterbedingungen und dergleichen werden vom Host nach eigenem ermessen eingestellt. Freunde der schnellen Fünf-Runden-Rennen oder gar Hot-Lap-Liebhaber werden in den Mehrspieler-Einstellungen ebenfalls fündig, nur den Splitscreen-Modus sucht man mal wieder vergeblich.

F1 2010 - Launch-Trailer

Warum zumindest die PC-Fassung nicht 24 Fahrer zulässt, ist für mich nach wie vor unverständlich, genauso wie der nicht stets flüssige Grafikaufbau auf PS3 und Xbox 360. Insbesondere in Monaco werdet ihr direkt nach der Vollgasschikane am Schwimmbad, wenn ihr sofort und punktgenau bremsen müsst, unliebsam von einer stark einbrechenden Bildwiederholungsrate überrascht. Zwei Kurven später, in der Antony Noghes, gerät F1 2010 erneut für ein paar Meter ins stottern. Des Weiteren kann es immer mal wieder passieren, dass das Spiel leicht zu ruckeln anfängt, wenn sich etwa mehrere Autos verkeilen.

Und trotzdem sind alle Lampen auf grün. Mitunter betreibe ich hier Erbsenzählerei, vor allem wenn ich auf die fehlende klare Linie seitens Codemasters eingehe, die einerseits ein realitätsnahes Spiel entwickeln und nahezu auf jedes Detail acht geben, dann aber so wichtige Sachen wie die Parc-fermé-Rege oder das Safety Car übersehen. Auch mit den anderen, kleineren Problemen wie etwa das schwache Schadensmodell, das auf den ersten Blick „hui!", aber nach nur wenigen Sekunden dann doch nicht so spektakulär wie in einem Race Driver: GRID wirkt, insbesondere aber mit der manchmal nicht nachvollziehbar ins Stottern geratenden Bildwiederholungsrate hat sich Codemasters noch ein wenig Luft nach oben gelassen.

Davon abgesehen erfüllt F1 2010 seinen Pflichtteil mehr als nur souverän. Das Fahrverhalten mag zwar nicht allzu sehr auf eine Simulation getrimmt sein – damit auch Einsteiger nicht verzweifeln –, erfordert aber dennoch so einiges an Fingerspitzengefühl. Den F1-Boliden um Spa, Monaco oder gar Abu Dhabi zu prügeln und mit der exzellenten Gegner-KI zu kämpfen, macht einfach nur Spaß, und zwar zu jeder Sekunde. F1 2010 ist vor allem eines: Authentisch. Und von den Regenrennen werde ich wohl noch in einigen Monaten schwärmen. Was fehlt ist nur noch der Kürteil, etwa die Mehrspieler-Komponente sowie die Abwechslung abseits der Karriere. Das alles sind Schönheitsfehler, ähnlich einem Rennwagen aus der Feder von Adrian Newey. Und trotzdem ist F1 2010 das bislang beste Formel-1-Spiel. Zumindest auf Konsolen.

F1 2010 erscheint passend zum Grand Prix von Singapur diesen Donnerstag für Xbox 360, PS3 und PC.

8 / 10

Schon gelesen?