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Enslaved

Das Ende der Welt. In Farbe.

Zu Beginn mag das Kampfsystem daher vielleicht wenig abwechslungsreich erscheinen. Aber je mehr Fähigkeiten ihr durch eingesammelte Tech-Orbs bekommt, die ihr wiederum in die jeweiligen Upgrades für Kampfkraft, Gesundheit oder Schild investiert, und je mehr verschiedene Feinde euch gegenüberstehen, desto vielfältiger wird das Ganze und umso überlegter müsst ihr vorgehen. Schaltet bestimmte Widersacher zuerst aus, um euch einen Kampf zu erleichtern.

Für Bossgegner, auf die ihr mehrfach im Spiel trefft, müsst ihr euch ebenfalls unterschiedliche Taktiken zurecht legen, um sie zu besiegen. Diese Auseinandersetzungen mit den Mech-Oberfiesewichten sind immer eine spannende und besonders zum Ende hin spektakuläre Herausforderung, treiben euren Adrenalinspiegel in die Höhe und verlangen Monkey und zu einem gewissen Teil auch euch alles ab.

Enslaved besteht jedoch nicht nur aus Kämpfen. Im Gegenteil: Die Rätsel machen einen großen Teil des Spiels aus, sind jedoch zu keiner Zeit wirklich kompliziert oder frustrierend. Abseits der häufigen Kletterpartien betätigt ihr gemeinsam mit Trip mehrere Schalter, um einen Brückenmechanismus zu überwinden, müsst die Segel einer Windmühle ausfahren oder Kräne so drehen, dass Trip auf die andere Seite des entsprechenden Abschnitts gelangt.

Davon abgesehen hat sie die Möglichkeit, durch eine Art holografische Projektion Gegner abzulenken und das Feuer auf sich zu ziehen – das Gleiche gilt für Monkey, der auf Knopfdruck einfach schreit und auf sich aufmerksam macht. Allerdings muss man auch sagen, dass gerade dieses Element doch recht wenig eingesetzt wird. Natürlich ist Trips Ablenkung hilfreich, aber sofern sie in Deckung ist, können ihr Geschütztürme sowieso nicht gefährlich werden. Und um bewegliche Feinde kümmert sich Monkey selbst sofort beziehungsweise zieht sie schnell auf sich.

Enslaved beginnt bereits spektakulär.

Bis hin zum spektakulären Ende nimmt euch Enslaved mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle und actionreichen Momente. Die sympathischen Protagonisten, die packende Story und der abwechslungsreiche Spielablauf sind es, die einen bei der Stange halten und bis zum Ende vor den Bildschirm fesseln. Gleichzeitig lassen sie euch einige Ungereimtheiten vergessen, die vornehmlich den technischen Bereich des Spiels betreffen.

Insbesondere die Kamera kann immer mal wieder etwas nerven, da das Spiel je nach Situation zwischen einer frei beweglichen und einer festen, leicht zur Seite schwenkbaren Perspektive wechselt. Genau bei diesem Übergang hat man manchmal seine Problemchen mit der Orientierung, drückt im ersten Moment noch den rechten Stick, um die Perspektive zu verändern. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und hat das Geschehen relativ gut unter Kontrolle. Dass man, wie zu Beginn schon erwähnt, nirgendwo einfach so runterfallen kann, ist im Grunde genommen ebenfalls eine positive Sache.

Eigentlich bewegen sich die Figuren recht realistisch, doch Monkey selbst reagiert manchmal schon auf kleine Bewegungen des linken Sticks fast zu direkt und mit einem Schritt in die jeweilige Richtung. Ein Problem wäre das lediglich dann, wenn man wirklich über Kanten oder Vorsprünge laufen und in den Tod stürzen könnte, so ist es aber mehr ein kleines optisches Ärgernis, das sich spielerisch nicht negativ auswirkt.

Probleme gibt es auch bei der Tonabmischung, wovon ausschließlich die vorgerenderten Zwischensequenzen betroffen sind. Die deutschen Stimmen sind hier deutlich leiser als im normalen Spielablauf und den dort in Echtzeit dargestellten Cutscenes. In einzelnen Fällen sind sie sogar so leise, dass man aufgrund der lauten Musik und Effekte kaum etwas versteht. Insgesamt trifft das aber lediglich auf wenige Stellen zu und im Großen und Ganzen ist auch die Synchronisation in Ordnung. Die Sprecher passen zu den Charakteren, geben sich sichtlich Mühe, machen ihre Sache sehr gut und schaffen es auch, Emotionen rüberzubringen.

Gerade noch gerettet.

Zu vernachlässigen sind vereinzelte Texturen-Pop-Ins, ein bekanntes Problem von Epics Unreal Engine 3. Betroffen sind hiervon nur einige wenige Momente, meistens am Anfang eines Levels. Ihr müsst also nicht befürchten, wie im ersten Mass Effect auf der Xbox 360 ständig darunter zu leiden.

Schlussendlich kann ich Ninja Theory zu diesem Spiel eigentlich nur beglückwünschen. Schon seit der Ankündigung ließ mich das neue Werk der Heavenly-Sword-Macher nicht mehr los und hat mich am Ende auch nicht enttäuscht. Enslaved versprüht einfach das gewisse Etwas, das ich bei einem Spiel brauche, um es wirklich in mein Herz zu schließen. Das sind zum Teil sicherlich die sympathischen Charaktere, deren Leben voneinander abhängt und um die man sich wirklich sorgt, zum Teil aber auch die gelungene Story und das abwechslungs- und temporeiche Gameplay, wodurch in den knapp zehn bis zwölf Stunden praktisch kein Leerlauf entsteht.

Insgesamt weckt Enslaved viele Erinnerungen an Naughty Dogs Uncharted, ein besseres Vorbild hätte man sich vermutlich nicht suchen können. Ich hoffe nur, dass Ninja Theory auch die Chance bekommt, mit dem Nachfolger die technische Brillianz eines Uncharted 2 zu erreichen. Verdient hätte es Enslaved, das ich nur allzu gerne als einen der Geheimtipps des Jahres 2010 bezeichne, sicherlich allemal, denn es unterhält mich ebenso sehr wie ein guter Film oder ein gutes Buch. Mission erfüllt.

Enslaved erscheint am 8. Oktober für Xbox 360 und PlayStation 3.

8 / 10

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