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Indiana Jones und der Stab der Könige

aka: Indy und der verfrühte Release

Die Musik ist eine der Stärken des Spiels – Kunststück, wurden doch zu 90% John Williams fantastische Kompositionen der vier Filme verwendet. Die sind qualitativ über jeden Zweifel erhaben, können den Fan aber irritieren, wenn bekannte Leitmotive auf einmal neuen Ereignissen zugeordnet werden. Beispielsweise muss das Thema des Kristallschädels aus Indys jüngstem Film-Abenteuer immer mal wieder herhalten, wenn der Plot mal wieder mystisch wird, ungeachtet der Tatsache, dass das Musikstück eigentlich fest mit den Ereignissen des entsprechenden Films verbunden ist.

Kommen doch einmal neue Stücke zum Einsatz, wird eine gewisse Inkonsequenz deutlich: Im anspruchsvollen John-Williams-Stil zu komponieren, war offenbar etwas viel verlangt, daher klingen die neuen Tracks eher nach generischen Hans-Zimmer-Rattattatamm. Im Grunde wieder nur ein unbedeutendes Detail. Zu dumm eben nur, dass sich diese kleinen Detailfehler wie ein roter Faden durch das ganze Spiel ziehen.

Mit sechs moderat langen Levels ist der Umfang von Indys neuem Abenteuer dann auch eher überschaubar ausgefallen, zum Glück bietet das Spiel aber etwas Mehrwert. Damit meine ich nicht einmal den Mehrspielermodus, der lediglich durch die Anwesenheit von Henry Jones Sr. Glänzt, sondern vielmehr das Achievement-System. In jedem Level werden ein paar Herausforderungen gestellt: Drei Nazis auf einmal mit einem Bücherregal erledigen, einen Boss ohne Energieverlust besiegen... die Aufgaben sind oft recht reizvoll und bringen zudem die eine- oder andere Belohnung mit sich. Die wichtigste davon ist ohne Zweifel das versteckte Bonusspiel Indiana Jones and the Fate of Atlantis.

Indys Gesichtszüge sind recht gut getroffen, leider wirkt die Mimik oft etwas überzogen.

Richtig gelesen! Das letzte PC-Adventure des Archäologen wurde mit Hilfe eines recht ordentlichen Emulators auf die Wii konvertiert und ist bereits nach kürzester Zeit freigespielt. Und alleine über dieses Spiel könnte man Seiten füllen. Das 1992 erschienen Point & Click-Adventure ist zweifelsohne eines der besten Adventures aller Zeiten und hat bis heute nichts von seinen Qualitäten eingebüßt.

Natürlich ist die Musik heute etwas dünn und die Sprachausgabe (nur in der englischen Fassung!) etwas blechern, aber in Sachen Story, Rätsel, Sprachwitz und Spieldesign ist der Adventure-Opa seinem modernen Nachfahren so sehr überlegen, dass es fast nicht mehr witzig ist. Selbst nach modernen Maßstäben gestestet, würde Indys Atlantis-Abenteuer heute noch die absolute Höchstwertung einfahren.

Aber ich teste hier nicht den zeitlosen Klassiker von 1992, sondern das ambitionierte, aber leider auch ziemlich durchwachsene Actionspiel von 2009. Und das macht es mir schwer. Ja, es hat viele guten Seiten. So manche Schiesserei ist toll inszeniert und bietet interessante Spielerische Ansätze. Die große Abwechslung des Abenteuers ist sehr willkommen, so manche Todesfallen und Actionsequenz ist angenehm kreativ und spielerisch schön gelöst. Aber leider reicht das nicht – man merkt dem Spiel zu oft an, dass es offenbar unter großem Zeitdruck abgeschlossen werden musste. Es ist bezeichnend, wenn der direkte Xbox-Vorgänger aus dem Jahre 2003, Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft, spielerisch, grafisch, dramaturgisch und auch inszenatorisch seinem sechs Jahre jüngeren, spielerisch durchaus vergleichbaren Sequel immer noch überlegen ist.

In den Baller-Einlagen kommen euch die obligatorischen Kisten mit explosivem Inhalt zu Gute.

Es ist schade zu sehen, wie soviel Potenzial und so viele interessante Ideen durch Unachtsamkeit, schlechte Designentscheidungen und offensichtlichen Zeitmangel so sehr hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Ja, ich hatte mit Indys neuem Abenteuer Spaß, bin gerne über die hübschen Ruinen gekraxelt, habe mich auch über die eine oder andere gelungene Links-Rechts-Kombination in den Schlägereien gefreut.

Trotzdem hatte ich während des ganzen Abenteuers immer den einen Gedanke im Hinterkopf: Wie viel besser hätte das werden können, hätte Lucasarts nicht so stur auf der Bewegungskontrolle bestanden, dem Spieler mehr Steuerungsoptionen geboten und vielleicht ein halbes Jahr mehr Feintuning in den Stab der Könige gesteckt. Ich bin sicher, ein Großteil meiner Kritikpunkte wäre konsequent ausgemerzt, und mit optionaler WiiMotion Plus-Unterstützung wäre vielleicht auch die Bewegungssteuerung ein ganzes Stück brauchbarer und intuitiver ausgefallen. So bleibt unterm Strich ein eher kurzes, lineares Actionspiel, das in seinen besten Momentan echtes Indy-Flair aufkommen lässt, aber nur selten verbergen kann, dass es nur noch den Rest eines ehemals ohne Zweifel weit größer und aufwändiger geplanten Abenteuers darstellt.

Wer auf ein kurzes, einfaches Actionspiel mit seinem Lieblings-Archäologen aus ist, der darf hier zugreifen. Aber ich habe so ein Gefühl in der Magengegend, dass der neue Indy recht schnell seinen Weg in die Nice-Price-Regionen finden wird.

Indiana Jones und der Stab der Könige ist ab sofort für Wii, PS2, PSP und DS im Handel erhältlich. Unser Test bezieht sich auf die Wii-Version.

6 / 10

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