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Risen

Aka Gothic 2.5

Ist doch einmal eine Person auf euren Helden sauer, lest ihr einfach einen Witz-Zauber. Nach ein paar herzhaften Lachern handelt und spricht der Verzauberte wieder mit euch. Da Zauberrollen teuer und rar sind (die kann selbst der großte Dorftrottel verwenden), rentiert es sich vielleicht, eurem Held selbst ein paar magische Fertigkeiten mit auf den Weg zu geben. Dazu müsst ihr euch auf der Vulkanfestung zum Magier oder Ordenskrieger ausbilden lassen.

Die Charakterentwicklung verläuft generell erfreulich einfach. Für Quests und Kämpfe erntet ihr Erfahrungspunkte. Steigt euer Held dadurch einen Rang auf, landen einige Lernpunkte auf seinem Konto. An vielen Orten trifft man Lehrer, die gegen solche Punkte und Gold neue Fertigkeiten vermitteln oder vorhandene aufwerten. Schmied Oscar bringt euch beispielsweise gegen fünf Lernpunkte und 100 Goldstücke die Grundlagen des Schmiedens bei. Alles bekannt aus den "Quasi-Vorgängern" der Gothic-Reihe.

Die Schnellspeichertaste am PC (F8) oder das Speicher- und Lademenü auf der 360 bleiben trotzdem eure besten Freunde. Bei jeder Gelegenheit zu speichern, wirkt zwar antiquiert, doch vielleicht möchtet ihr ja nicht zwangsrekrutiert werden, nur weil euch der Falsche im Kampf bewusstlos geschlagen hat? Vielleicht habt ihr euren Begleiter im Getümmel ja nur unabsichtlich mit der Axt verletzt und ihn euch deshalb zum Feind gemacht? Vielleicht wolltet ihr ja gar nicht so tief in den Abgrund springen? Schade, dass dadurch lustige Gimmicks, wie der Dietrich, einen Teil ihres Sinns verlieren: Wenn der mal bei einer Schlossknack-Aktion (man muss mittels Links- und Rechts-Eingabe die richtige Kombination herausfinden) abbricht, könnt ihr neu laden. Na ja.

Krallenfalter lassen sich mit Fernwaffen gut bekämpfen.

Doch habt ihr erst einmal die rosarote Fanboy-Brille auf, ist es auf einmal auch gar nicht mehr so schlimm, wenn nur Mondlicht oder Fackelschein euch den Weg weisen. Man freut sich über die ersten Sonnenstrahlen, die am Morgen durch die Blätter im Wald brechen und genießt das Spektakel eines Gewitters in der Abenddämmerung. Ohne Ladepausen wandert euer Held von einem Ende der Insel zum anderen. Das hebt Risen aus der Masse hervor, wenngleich dadurch auch auffällt, dass kaum etwas Zufälliges auf der Insel passiert.

Kein Jäger im Wald, kein Fischer auf dem See. Und wenn man schon einen Schwarm Grabmotten hinter sich her lockt, warum greift der nicht auch die Seegeier an, die ein paar Meter weiter lauern? Stattdessen hat man fortan beide Parteien an der Backe. Zum Glück kaschiert das Spiel diese Mängel gekonnt. Dass Risen ein tolles Spiel ist, merkt ihr, wenn sich irgendwann das unweigerliche „Eine Aufgabe löse ich noch“-Gefühl einstellt. Jetzt habt ihr endlich den Schlüssel bekommen, um das Versteck des berüchtigten Piratenkapitäns Stahlbart zu betreten, jetzt kommt ihr an der magischen Barriere in der Ruine vorbei oder es fehlt doch nur noch eine Zutat für den tollen Zaubertrank.

Gründe, weiter zu spielen, finden sich viele. Und wenn ihr euch dann ein wenig schuldig fühlt, weil die Krallenfalter, die ihr gerade aus dem Sumpf zum Novizenhof gelotst habt, den liebenswürdigen Diener Benny niedermetzeln, dann wisst ihr, dass ihr euch in Risen verliebt habt. Schade, dass Benny nun tot ist. Das Korn in seiner Kutte und seinen Stab nehmt ihr der Leiche trotzdem ab. Das Leben ist schließlich kein Ponyhof.

Gespräch mit einer der Huren aus der Hafenstadt.

Hat Piranha Bytes ein bugfreies Spiel erschaffen wie es noch Projektleiter Björn Pankratz im Interview ankündigte? Nicht zu 100 Prozent. Läuft es stabil? Ja. Ist Risen ein gutes Spiel? Ja. Allerdings keines, das man sich in der Videothek mal für einen Abend ausleiht. Wer das trotzdem macht, gibt es vermutlich in der Gewissheit zurück, dass Rollenspiele aus Deutschland einfach unkomfortabel und dämlich sind. Die gelungenen Eigenheiten der offenen Inselwelt und der freien Charakterentwicklung erschließen sich erst später.

Doch gerade Kenner von Gothic 2, und genau die werden mit Risen angesprochen, dürften ihre Freude an dem ungehobelten Rollenspiel-Epos aus dem Hause Piranha Bytes haben. Der namenslose Held macht seinem Ruf alle Ehre und hat spannende Abenteuer zu bestehen. Wer etwas benutzerfreundlichere und moderne Rollenspiel-Kost sucht, greift lieber zu Divinity 2. Das ist dann auch technisch mehr auf der Höhe der Zeit. Mir persönlich macht Risen nach anfänglichem Frust und trotz seiner altbackenen Seite richtig Spaß. Die PC-Fassung bekommt daher von mir eine knappe 8 (wer Gothic nicht mag, zieht einen Zähler ab), die 360-Variante gerade noch eine 7. Falls ihr die Wahl habt, greift definitiv zur PC-Fassung, die sieht einfach besser aus.

PC:

Xbox 360:

Risen ist ab Morgen erhältlich für PC und Xbox 360.

8 / 10

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