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Spore

Schön vs. Schade

Bevor man sich aufmacht, die Weltkugel seiner Ausrichtung zu unterwerfen oder sie mit einer Mixtur aus allem zu übernehmen, muss aber erst die eigene Stadt her. Und im Gegenzug zu der vorherigen Phase ist wieder uneingeschränkte Kreativität gefragt. Ein schmuckes Rathaus will entworfen, ein abstraktes Landvehikel geschraubt werden. Per einfachem Drag und Drop, mit Strecken, Verkleinern und Dehnen. Danach noch eine Fabrik, ein Wohnhaus, ein Vergnügungsort, ein Schiff sowie – im militärischen Falle – ein Luftfahrzeug, und es beschleicht einen das unbändige Gefühl, Herr Wright hätte es mit der Werkelei ein wenig zu gut gemeint.

Ja, es macht die erste halbe Stunde noch sehr viel Spaß, eine Enterprise, einen Sternenzerstörer oder eine Untertasse nachzubauen. Ist man jedoch wieder und wieder genötigt, Klötzchen, Kugeln, und merkwürdige Fragmente mit Bonus auf Macht, Religion und Kampf zu einem Gebilde zu verschmelzen, artet das Vergnügen langsam in ermüdende Arbeit aus. Zumindest war es bei mir so. Tröstlich: Wer darauf keine Lust hat, kann sich aus dem bestehenden Maxis-Sortiment bedienen oder online auf den Content zurückgreifen, den die User bis dato ans Licht der weltweiten Spore-Öffentlichkeit bastelten.

Nach diesem Schritt rückt das Erblühen der Mini-Metropole in den Vordergrund, und Spore beweist abermals seine Liebe zum einfachen Gameplay. Mit Wasser- und Landfahrzeugen Gewürzgeysire in Anspruch nehmen, abbauen und so Geld anhäufen. Seine Stadt mit einer ausgewogenen Anzahl an Vergnügungs- Wohn- und Farbrikgebäuden säumen. Punkt! Mehr benötigt es nicht, um sein weiteres Vorgehen zu finanzieren. Klingelt es in der Kasse, stärkt man seine Flotte mit zahlreichen Fahrzeugen und nähert sich in altbekannter Zerg-Manier den Kontrahenten. Wie angesprochen offeriert man Handel, der später in einem Kauf der Stadt resultiert. Man lässt ein Hologramm seiner Kreatur religiöse Reden schwingen und konvertiert die Ungläubigen. Oder man feuert aus allen Rohren, versetzt den Gegner in Angst und Schrecken und unterjocht das Volk.

Leicht zu bedienen, mit allerlei unnützem Zeugs gefüllt: Der Fahrzeug-Editor aus Phase 4.

Die einzige Schwierigkeit, die einem ab und an ins Handwerk pfuscht, macht sich beim eigenen Standort und den Vehikeln bemerkbar. Ist man religiöser oder wirtschaftlicher Natur, kann man ausschließlich Land- und Wasserfahrzeuge nutzen, die in ihren Reichweiten begrenzt sind. Schiffe erreichen nur Gemeinden, die an einer Küste liegen, Landvehikel bloß jene, die sich auf dem Kontinent des Standortes befinden. Und wenn man selbst nicht in der Nähe des Meeres ansiedelt, ist man zunächst in seinen Möglichkeiten eingeschränkt. Dann heißt es, sich schnell die anderen Städte auf dem Kontinent mit Landfahrzeugen unterordnen und hoffen, dass eine davon eine andere Gesinnung trägt oder einen Hafen sein Eigen nennt.

Zudem gilt es darauf zu achten, mit wem man ein Bündnis eingeht und gegen welche Sippe man in den Krieg zieht. Diplomatische Beziehungen sind in dieser Phase bereits ein fester Bestandteil, wenn auch lediglich in ersten Ansätzen vorhanden. Freundet man sich mit einem Volk an, das mit einem anderen im Clinch liegt, steckt man rasch zwischen den Fronten. Übernimmt man feindlich eine Stadt, die eine gute Beziehung zu seinen Nachbarn unterhält, darf man sich nicht wundern, wenn eben jene stürmisch bei einem anklopfen. Selbst der eigene Glauben kann anderen ein Dorn im Auge sein und den Spielverlauf einen Hauch kniffliger gestalten. Einen Hauch, wohlgemerkt.

Wer im Strategie-Genre bewandert ist, fühlt sich unterfordert und zergt sich binnen Minuten durch die Zivilsationsphase.

Sobald sechs Metropolen dem eigenen Reich zugefügt wurden und ordentlich Geld auf dem Konto ist, erledigt sich das alles aber auf einen Schlag. Fürsorglich, wie die Herren und Damen von Maxis ihre Casual-Schäfchen betreuen, schenken sie einem einen Befehl, der sämtliche Städte, die noch nicht unter der eigenen Flagge wehen, mit einem Mal bekehren. Beim ersten Durchspielen kommt einem das noch wie ein schlechter Scherz vor. Zumal die Spielphase damit weniger Zeit in Anspruch nimmt, als das durchdachte Erstellen aller Häuser und Vehikel. Beim nächsten Anlauf ist man jedoch dankbar. Denn aus allen fünf Phasen, die Spore auf uns los lässt, ist diese in meinen Augen die mit Abstand mittelprächtigste.

Erfreulicherweise macht Spore mit Phase 5, der Weltraumphase, wieder einiges wett. Unendliche Weiten, abertausende Planeten, es ist wirklich gewaltig, was Maxis hier auffährt. Und die Möglichkeiten, die sich einem bieten, verschlagen einem zunächst einmal die Sprache. Jedes System, jeder Planet kann mit einem einfachen Klick und einer Raddrehung erkundet, die Flora und Fauna mit dem Raumschiff bestaunt werden. Die aberwitzigsten Kreaturen findet man vor, von rosa Kugeln auf zehn Beinen über Sofas mit Augen, bis hin zu den im Spore Labor selbst erstellten, die irgendwo da draußen vor sich hin tummeln. Man scannt sie mit dem Laser, fügt damit neue Geschöpfe und Pflanzen der Sporepädie zu, oder man entführt die Lebensformen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt auf einem anderen grünen Riesen abzusetzen.