Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Too Human

Allzu menschlich

Aufgrund des gesalzenen Schwierigkeitsgrades müsst Ihr zumindest in der Einzelspieler-Kampagne viele, viele Tode sterben. Netterweise gibt es hier keine Erfahrungspunkte-Strafe und Ihr werdet am letzten, oft recht nahe gehaltenen Speicherpunkt wieder abgesetzt. Die nervige, nicht abbrechbare Wiederbelebungsanimation dürfte allerdings bei ungeduldigen Naturen für einige Wutanfälle sorgen.

Weitaus erfreulicher muten die taktisch anspruchsvollen Zwischengegner an. Sie leiden zwar genau wie ihre Standard-Freunde unter ihrem geklonten Äußeren, dafür bieten sie verschiedene Trefferzonen und erfordern ganz unterschiedliche Taktiken. Während also die Massenkämpfe durch das ungewöhnliche Steuerkonzept recht locker von der Hand gehen, ist bei den Bossen Euer Grips gefragt.

Ihr könnt selbst entscheiden, ob Ihr die Troll-Roboter lieber nach und nach auseinander nehmt, ihnen ihre Waffen oder Bewegungsfähigkeit stehlt oder sie schlicht mit Eurem explosiven Spinnenroboter in die Luft jagt. Kommt es dann zu Kämpfen mit richtigen „Endgegnern“ werden immer wieder neue Elemente hinzugefügt, die den Kampf trotz der dünnen Spezialeffekte auch nach vielen Stunden zu einer spannenden Herausforderung machen.

Zwischen den Auseinandersetzungen könnt Ihr im Herrschaftssitz der Götter herumwandern. Neben Shops, Gesprächspartnern und einigen Itemstationen könnt Ihr von dort auch die Welt der Nornen betreten. Diese illustre Damengesellschaft sind Seher und Götter zugleich. Sie reichern die Geschichte mit einer dicken Portion Mysterie an und liefern eine Art Cyberspace, auf das Ihr auch während Euren Missionen zugriff habt. Baldur muss hier Schalter verschieben und Durchgänge schaffen, um in der realen Welt Türen zu öffnen und Schutzschilde zu deaktivieren.

Defender-Video

Leider hat Silicon Knights dabei jede Menge Potential verschenkt. Statt aus diesen kurzen Ausflügen richtige kleine Rästel zu schmieden, reicht oft nur ein Knopfdruck und die Aufgabe wird erfüllt. So erscheint dieses „Mini-Spiel“ überwiegend wie Zeitverschwendung, die Idee trotz der 10 Jahre Entwicklungszeit irgendwie nicht richtig durchdacht.

Ein Gefühl, das einem auch bei der Grafik überkommt. Ob Animationen, Texturen oder Effekte, die Qualität unterliegt ständigen Schwankungen. Mal ganz abgesehen von dem gewöhnungsbedürftigen Design, krankt Too Human derzeit noch an starken Clipping-Effekten und streckenweise ruckartigen Animationen. In anderen Leveln bekommt Ihr dagegen großartige Bauwerke und in den meisten Zwischensequenzen detaillierte Gesichtstexturen geliefert, die speziell für ein klassisches Action-Rollenspiel viel Epik transportieren. Unterm Strich und gerade im Vergleich zur Konkurrenz sieht Too Human aber trotz seiner Macken klasse aus und macht seinem Next-Generation-Debut trotz der langen Entwicklunsggeschichte alle Ehre.

Trolle sind beinhart und besitzen mehrere, anvisierbare Einzelteile.

Die uns vorliegende Version schien übrigens weitgehend komplett zu sein. Große Änderungen oder Verbesserungen gibt es bis zum August nicht zu erwarten. Dummerweise konnten wir mit der Debug-Konsole keinen Blick auf den umfangreichen 4-Player-Coop-Modus werfen, der dem Spiel nochmal einen dicken Motivationsschub geben könnte. Zerbrechliche Nahkampfklassen wie der Berserker werden enorm von den Heilfähigkeiten eines Bio-Ingenieurs profitieren und Fernkämpfer werden sich über einen Verteidiger freuen, der ihnen die lästigen Nahkämpfer vom Hals hält. Wenn der Netzwerkcode hier nur einigermaßen funktionieren sollte, dürfte der Titel für Fans der Materie und des Microsoft Online-Dienstes zu einem wahren Freundenfest werden. Spätestens zum Test wissen wir mehr.

Mit Too Human geht es einem ähnlich wie mit Denis Dyack. Es gibt geniale Momente, die einen förmlich an das Joypad fesseln und einige überhebliche Gameplay-Entscheidungen, die diesen genialen Augenblicke wieder zunichte machen. Mal ganz abgesehen von der für ein Action-Rollenspiel recht kurzen Spielzeit von ca. 12 Stunden, gibt es zumindest im Moment noch zu viele Macken, um den Titel zu einem würdigen Diablo-Konkurrenten zu erheben. Dank der soliden Grafik, dem ungewöhnlichen Gameplay und einem hoffentlich spaßigen CoOp-Modus ist der Titel aber schon jetzt deutlich besser, als uns einige Online-Blogs weismachen wollen.

Ja, man muss mit recht dämlichen Charakteren und einer sehr seltsamen Mischung aus Science Fiction und nordischer Sagenwelt leben, doch im Gegenzug bekommt man ein paar frische Ideen und das immer spaßige Item-Sammelspielchen geliefert, das uns selbst an mittelmäßigen Kram wie Silverfall und Legends fesselte. Zieht man dazu noch in Betracht, dass es sonst eigentlich keine Xbox 360 Action-Rollenspiel gibt, werden Fans des Genres wohl kaum an Too Human vorbeikommen. Unentschlossene sollten aber trotzdem unseren Test abwarten. Der Titel hat noch so einige Macken, die bis zum Release hoffentlich noch ausgebügelt werden.

Too Human erscheint am 29 August für die Xbox 360.

Read this next